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Wirtschaft: Internationale Aktienmärkte: Die Börsen gönnen sich eine Atempause

Die Lage an den internationalen Börsen hat sich am Donnerstag etwas beruhigt. Die deutschen Aktienindizes legten leicht zu.

Die Lage an den internationalen Börsen hat sich am Donnerstag etwas beruhigt. Die deutschen Aktienindizes legten leicht zu. Nach den drastischen Kursverlusten des Vortages scheinen die Investoren doch wieder Kaufkurse zu sehen. Beobachter sprachen deshalb auch von einer technischen Reaktion der Märkte. Ein festerer Schluss in Tokio beruhigte ebenso wie die besser als befürchtet ausgefallenen Zahlen von Nokia. Dies nutzte vor allem den Technologietiteln.

Das deutsche Kursbarometer Dax eröffnete am Donnerstag zunächst fester, erwies sich dann aber als wenig widerstandsfähig. Erst nachdem Nokia seine Zahlen vorgelegt hatte, besserte sich die Stimmung wieder, und gegen 17 Uhr notierte der Dax schließlich bei 5818 Zählern, gegenüber dem Vortagsschluss ein leichter Gewinn von 0,4 Prozent. Ähnlich verlief die Entwicklung beim Nemax 50, der die Entwicklung bei den 50 größten Titeln des Neuen Marktes widerspiegelt. Gegen 17 Uhr lag der Nemax 50 mit ebenfalls 0,4 Prozent im Plus bei 1708 Punkten. Die Stimmung sei nach wie vor nicht gut, die Marke von 5800 Punkten beim Dax sollte aber vorläufig halten, sagten Händler. Sie warnten jedoch davor, schon von einer Trendwende zu sprechen.

Wesentlich zu der Erholung trug das Dax-Schwergewicht Deutsche Telekom bei - eine Nachwirkung der Nachrichten aus den USA, sagt Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft Berlin. Der Übernahme des Mobilfunkanbieters Voicestream durch die Deutsche Telekom stehe offenbar nichts mehr im Weg, da die Aktionäre nun zugestimmt haben. Auch von der amerikanischen Aufsichtsbehörde FCC sei kein Einspruch zu erwarten. Diese Meldungen und eine Gegenreaktion auf die zuletzt extremen Kursverluste würden den Kursen jetzt wieder Auftrieb geben.

Einen gewaltigen Kurssprung machte am Donnerstag die Aktie des finnischen Nokia-Konzerns, die im Handelsverlauf teilweise um mehr als 15 Prozent zulegte. Der weltgrößte Handyhersteller sprach zwar eine Umsatzwarnung aus: Erwartet wird nun eine Umsatzerhöhung von lediglich bis zu 20 Prozent. Bislang war das Unternehmen von einem Plus von 25 bis 30 Prozent ausgegangen. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten werde Nokia seine selbst gesteckten Gewinnziele im laufenden Quartal aber erreichen. "Es hat keiner damit gerechnet, dass Nokia im ersten Quartal die angepeilten 19 Cent pro Aktie einhalten kann", sagt Analyst Simon Scholes von der Bankgesellschaft Berlin. "Alle haben mit einer Gewinnwarnung gerechnet." Mit diesem Geschäftsausblick setzte sich der Branchenführer von seinen Konkurrenten Ericsson und Motorola ab, die zuletzt ihre Erwartungen wegen einer Konjunkturabschwächung reduziert hatten.

Wenig irritiert zeigten sich die Börsianer von der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den dritten Leitzins unverändert bei 4,75 Prozent zu belassen. Nach zuletzt erneut steigenden Verbraucherpreisen in einigen Länder der Euro-Zone und den für die Euro-Zone nach wie vor günstigen Konjunkturaussichten, hatten Analysten überwiegend mit dieser Entscheidung gerechnet. Die meisten von ihnen erwarten eine Leitzinssenkung frühestens im April. Der Euro reagierte zunächst kaum auf den Zinsbeschluss und pendelte weiter um 0,9070 Dollar.

Am Nachmittag startete die Börse in New York mit einem leichten Plus und der Dow-Jones-Index setzte sich wieder oberhalb der Marke von 10 000 Punkten fest. Die US-Technologiebörse Nasdaq stieg um 2,3 Prozent auf 2017 Punkte. Negativ aufgenommen wurden die jüngsten US-Konjunkturdaten. Das Handelsministerium teilte mit, das US-Leistungsbilanzdefizit habe im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 435,4 Milliarden Dollar erreicht. Im vierten Quartal weitete es sich auf 115,3 Milliarden Dollar aus. Das war ebenfalls ein Rekord. Belas-tet wurde die Stimmung auch von Äußerungen des Chefs des Netzwerkherstellers Cisco, John Chambers. Chambers hatte gewarnt, dass die Verlangsamung der Investitionsausgaben in den USA auf andere Teile der Welt überspringen könnte.

Nach wie vor warten die Märkte weltweit deshalb auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank am kommenden Dienstag. Ein solcher Schritt von Notenbank-Chef Alan Greenspan könnte die Lage zumindest stabilisieren. Vor Euphorie wird gewarnt. Eine Zinssenkung sei bereits in den Kursen enthalten, meinen nicht wenige Beobachter.

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