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Wirtschaft: Internet-Medienkonzern: Burda und Milchstraße wagen Neustart im Netz

Tomorrow Internet und Focus Digital wollen sich zum größten Internet-Medienkonzern Deutschlands zusammenschließen. Wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten, sollen die Fusionsverhandlungen bald abgeschlossen werden.

Tomorrow Internet und Focus Digital wollen sich zum größten Internet-Medienkonzern Deutschlands zusammenschließen. Wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten, sollen die Fusionsverhandlungen bald abgeschlossen werden. "Wir wollen das in den nächsten Wochen durchziehen", sagte eine Focus-Digital-Sprecherin. Von ihrem Zusammengehen versprechen sich die beiden Gesellschaften, die zuletzt jeweils rote Zahlen schrieben, Kosteneinsparungen. Nicht ausgeschlossen wird, dass es zu einem Stellenabbau kommt. Tomorrow Internet und Focus Digital publizieren zusammen 18 Online-Portale aus den Bereichen Nachrichten, Wirtschaft, Reise, Erotik, Entertainment und Immobilien. Die am Neuen Markt notierten Aktien reagierten unterschiedlich auf die Nachricht. Das Tomorrow-Papier lag zuletzt um 2,8 Prozent niedriger. Focus-Aktien kletterten hingegen um 8,8 Prozent. Analysten rechnen mit weiteren Übernahmen und Zusammenschlüsse am Neuen Markt und im Internet-Geschäft.

Als Vorstandschef der neuen Gesellschaft ist den Angaben zufolge der bisherige Focus-Digital-Chef Jörg Bueroße vorgesehen. Christian Hellmann, Vorstandsvorsitzender bei Tomorrow Internet, solle nach Beendigung der Fusion in den Aufsichtsrat der Tomorrow Focus AG wechseln. Gerade durch den Einstieg des Focus-Digital-Großaktionärs, des Burda-Verlags ("Focus"), bei der Tomorrow-Mutter Verlagsgruppe Milchstraße ("TV Spielfilm") würden sich Synergien bei Technik, Verwaltung und Marketing ergeben, sagte die Sprecherin. Geplant sei ein Aktientausch, das Verhältnis werde nach der Untersuchung der Wirtschaftsprüfer bestimmt.

Im Zuge der Fusion und der Nutzung von Synergien schloss Olaf Roßmanek, zuständig für Investor Relations bei Tomorrow Internet, einen Stellenabbau nicht aus. "Bei der Bündelung der Kernkompetenzen wird es zu Personaleffekten kommen", sagte er. Tomorrow Internet, die im Internet über Marken wie "TV-Spielfilm" und "Max" verfügen, beschäftige derzeit 240 Mitarbeiter, bei Focus Digital seien rund 300 Personen angestellt. Sowohl Tomorrow Internet als auch Focus Digital schrieben im ersten Quartal 2001 bei steigenden Umsätzen rote Zahlen. Der Hamburger Internet-Medienanbieter Tomorrow Internet weitete im ersten Quartal seinen Konzernverlust auf 3,5 Millionen Euro von 1,58 Millionen Euro in der AG im Vorjahresquartal aus. Tomorrow begründete dies mit Anlauf-Investitionen der Töchter Tomorrow Technologies und Bellevue AG. Die Münchner Focus Digital AG verzeichnete im ersten Quartal 2001 einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 3,3 Millionen Euro nach einem Plus von 0,3 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Focus Digital führte dies umfangreiche Investitionen in Online-Projekte wie Playboy.de zurück.

Analysten kommentierten die Fusionspläne positiv. "Beide Unternehmen werden sich gut ergänzen", sagte Michele Lang, Analystin beim Bankhaus Sal. Oppenheim. Tomorrow verfüge über Stärken im Entertainment-Bereich, Focus Digital in der Wirtschaftspolitik, im Erotikbereich und auf der technischen Seite. Independent-Research-Analyst Karsten Siebert sieht den Zusammenschluss als Reaktion auf die Konsolidierung im Internet-Bereich. Beide Gesellschaften seien sehr ähnlich aufgestellt, so dass Synergien gehoben werden könnten.

mot

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