zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Investitionen in Unternehmen werden modern

DÜSSELDORF (dih/HB). Die Bedeutung des privaten Beteiligungskapitals in Europa wächst rapide.

DÜSSELDORF (dih/HB). Die Bedeutung des privaten Beteiligungskapitals in Europa wächst rapide. Von der Starthilfe für Firmengründer über die Wachstumsfinanzierung für Unternehmen auf dem Weg an die Börse bis hin zur Übernahme mittelständischer Unternehmen durch das Management haben europäische Kapital-Beteiligungsgesellschaften 1998 rund 14,5 Mrd. Euro investiert. Das waren 50 Prozent mehr als im Jahr davor. Das Volumen der von den Fonds eingeworbenen Mittel stieg um 1,7 Prozent auf 20,3 Mrd. Euro. Das ergab eine Erhebung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers im Auftrag des Europäischen Venture-Capital-Verbandes EVCA.

Mit 51 Prozent floß gut die Hälfte der investierten Mittel in Management-Buy-outs (MBO) und Management-Buy-ins (MBI), also in die Übernahme eines Betriebs durch eigene beziehungsweise durch außenstehende Manager. Der zweitgrößte Brocken entfiel auf die Wachstumsfinanzierung für junge Unternehmen. Venture Capital im engeren Sinne, also die Anschubfinanzierung für Unternehmensgründer, macht zwar nur einen kleineren Teil der gesamten Investitionen aus, dieser Bereich wächst aber am schnellsten. Die investierten Mittel verdoppelten sich hier 1998 von 711 Mill. auf 1,6 Mrd. Euro. 1993 waren es erst 200 Mill. Euro gewesen. Auch die durchschnittliche Investition je Unternehmensgründung stieg deutlich auf rund 700 000 Euro.

Bei der Verteilung der Mittel bevorzugen die Venture-Capital-Investoren immer stärker High-Tech-Unternehmen. In sie floß 1998 mit 4 Mrd. Euro 75 Prozent mehr Geld als im Vorjahr. Unter "High Tech" fallen dabei Kommunikation, Elektronik, Computer, Biotechnologie und Medizin. Während der Anteil des High-Tech-Sektors am investierten Beteiligungskapital von 24 auf 28 Prozent stieg, schrumpfte der Anteil der Konsumgüterindustrie von 22 auf 15 Prozent.

Mit einem Plus von 61 Prozent auf 7,11 Mrd. Euro behauptete Großbritannien seine Stellung als Venture-Capital- Eldorado Europas. Deutschland verteidigte mit einem Plus von 47 Prozent auf 1,95 Mrd. Euro den zweiten Platz. Während allerdings in Großbritannien mit einem Anteil von 71 Prozent die MBOs und MBIs klar dominieren und die Gründerfinanzierung nur 2,5 Prozent der investierten Summe ausmacht, fließen hierzulande 24 Prozent der Investitionen an Gründer und nur 29 Prozent in MBOs und MBIs. "Wir sind besonders erfreut darüber, daß das Investitionsniveau mit dem Rekordniveau der aufgebrachten Mittel Schritt hält", kommentierte der EVCA-Vorsitzende Paul Waller die Zahlen. "Es gibt immer noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten, gute Deals zu finden, und das Potential für eine starke Entwicklung in Kontinentaleuropa ist hoch." In der Branche wird immer häufiger die Befürchtung geäußert, daß allmählich zuviel Venture-Capital-Geld nach Europa fließt. Wenn infolgedessen die Qualität der Neuengagements sinken würde, würde das die Renditen drücken und das Interesse der Geldgeber erlahmen lassen. Davon ist aber noch nichts zu spüren: Private Anleger verdoppelten 1998 ihr Engagement in Venture-Capital-Fonds auf 1,6 Mrd. Euro.

Ein wichtiger Treibsatz für den Zuwachs des Venture-Capitals in Europa ist der Boom bei den Börsengängen. Ein gelungener Börsengang ist für einen Venture-Capital-Fonds eine gute Möglichkeit, sich mit einer attraktiven Rendite von einem Unternehmen zu trennen. 1998 wählten die europäischen Fonds 924mal diesen Weg, fast dreimal so oft wie im Vorjahr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false