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Günstig zu haben. Hochtief ist – gemessen am Unternehmenswert – an der Börse niedrig bewertet. Der spanische Wettbewerber ACS will deshalb zugreifen. Hochtief wehrt sich, angeblich auch mit Unterstützung des Emirats Katar, wie der „Spiegel“ meldet.

© dapd

Investoren: Der Hunger ist wieder da

Konzerne und Mittelständler bringen Investoren auf den Geschmack – das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen erholt sich.

Berlin - Der Baukonzern Hochtief wehrt sich gegen eine feindliche Übernahme durch die spanische ACS-Gruppe. Die Deutsche Bank will sich bis Ende des Jahres die Postbank einverleiben. Und auch um den Düsseldorfer Kranbauer Demag Cranes ringen gleich mehrere Wettbewerber. Nach Jahren der Zurückhaltung sieht es so aus, als ginge das große Fressen auf dem Markt für Fusionen und Übernahmen wieder los.

Studien der Universität St. Gallen zufolge sind im ersten Halbjahr dieses Jahres weltweit Fusionen oder Übernahmen im Wert von 1229 Milliarden Dollar angekündigt worden, sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In Deutschland wurden in diesem Zeitraum bereits Transaktionen von 23,25 Milliarden Euro abgeschlossen. Das ist der beste Wert seit Ende 2008, bevor die Krise losbrach. Insgesamt wurden hierzulande 533 Transaktionen seit dem Jahreswechsel registriert, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2009 ist das ein Plus von rund 23 Prozent.

Von den Spitzenwerten der Jahre 2006 und 2007 ist man damit zwar noch weit entfernt: Im zweiten Halbjahr 2006 wurden in Deutschland 801 Fusionen oder Übernahmen durchgeführt. Der Trend aber zeigt weiter nach oben. Die Investmentbank Goldman Sachs, die weltweit die meisten Transaktionen begleitet, konnte ihr Geschäft mit Fusionen und Übernahmen allein im dritten Quartal um 24 Prozent auf 1,12 Milliarden Dollar steigern. Deutschland-Chef Alexander Dibelius sprach kürzlich von einem der umsatzstärksten Augustmonate überhaupt.

„Wir sehen einen positiven Trend bei Fusionen und Übernahmen“, sagt auch Alexander Kron, Leiter des Bereichs Transaktionsberatung bei Ernst & Young in Deutschland. Seit die Konjunktur wieder laufe, würden sich etliche Kapitalbeteiligungsgesellschaften von ihren Anteilen an Unternehmen trennen. Anders als in der Krise, als die Umsätze am Boden lagen, können sie jetzt wieder mit Gewinn verkaufen. „Die Marktlage ist gut, die Arbeitslosenzahlen sind historisch niedrig, die Wirtschaft brummt, das spürt man richtig“, sagt Kron.

Auf der anderen Seite suchen die Investoren nach renditestarken Anlagen, weil die Zinsen niedrig sind. Unternehmen kommen überdies wieder leichter an Kredite und haben dank steigender Gewinne mehr Geld für Zukäufe zur Verfügung, während die Aktien an der Börse immer noch relativ niedrig bewertet sind. Wie im Fall Hochtief. Der spanische Großaktionär ACS, selbst hochverschuldet, könnte den größten deutschen Baukonzern nur deshalb kaufen, weil dessen Aktien im Vergleich zum Wert des Unternehmens günstig zu haben sind.

Auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat sich entschlossen, die Postbank früher als geplant komplett zu übernehmen, weil der Aktienkurs günstig steht. Anders als bei Hochtief hat das Management der Postbank seinen Aktionären aber empfohlen, an die Deutsche Bank zu verkaufen. Die Postbank hat in der Krise gelitten. Nun hoffen die beiden Geldhäuser als größte Privatkundenbank des Landes gemeinsam auf steigende Gewinne.

In der Finanzbranche haben in den vergangenen Jahren die meisten Fusionen und Übernahmen stattgefunden. Wegen der Krise, aber auch, weil der Wettbewerbsdruck hoch war. „Überall, wo sich Märkte konsolidieren, finden Transaktionen statt“, sagt Kron. Die meisten Übernahmen erwartet er darum künftig in Branchen, in denen es noch viele relativ junge Unternehmen gibt, etwa in der Gesundheitsbranche oder bei den erneuerbaren Energien. Diese Firmen schließen sich zusammen, um Kosten zu sparen, Synergien zu nutzen und eine Größe zu erreichen, mit der man effizient produziert, zum Beispiel durch günstigere Einkaufspreise.

„Auch der gehobene Mittelstand gerät immer stärker in den Fokus“, sagt Kron. Es gebe in Deutschland viele Unternehmen, die innovative, auf dem Weltmarkt einzigartige Produkte hätten. „Hier finden wir oft ein gutes Geschäftsmodell, ein tolles Management und erfahrene Mitarbeiter.“ Oft sind die Firmen aber hochverschuldet. Auch, weil sie in der Krise mit Umsatzrückgängen zu kämpfen hatten. Jetzt fehlt das Geld, das sie brauchen, um zu wachsen. Für größere Partner oder Kapitalgesellschaften sind sie damit ein gefundenes Fressen.

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