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Wirtschaft: Irre Preispolitik

Flora Wisdorff

Wenn die Politik in Deutschland sich in die Preisgestaltung einmischt, dann genau andersherum als jetzt in Frankreich. Verbraucherministerin Renate Künast forderte noch vor einem Jahr, „Dumpingpreise“ zu verbieten: Man dürfe sich nicht der „Magie des Billigen“ unterwerfen, Qualität müsse ihren Preis haben, so Künast. Umgehend pfiff Kanzler Schröder die grüne Ministerin zurück: Den Preis solle man doch lieber dem Markt und der freien Wahl der Konsumenten überlassen, sprach der Kanzler. Dabei blieb es.

In Frankreich ist das anders. Dass der Finanzminister einfach die Senkung der Preise verordnet, finden nicht nur Sozialisten gut. Auch Liberale und Konservative klatschten Beifall. Denn der Pakt, den Deutsche unvernünftig und Engländer irre finden würden, ist für Franzosen ganz normal: Der Staat spielt in Frankreich traditionell eine starke Rolle im Wirtschaftsleben. Nicolas Sarkozy, neu im Amt, lebt das mit großer Begeisterung aus. Nicht nur im Supermarkt mischt Sarkozy mit, seine sichtbare Hand ordnet auch die Verhältnisse beim angeschlagenen Elektrokonzern Alstom neu: Er rettete das Unternehmen und sorgte dafür, dass es vom Interessenten Siemens unbehelligt bleiben durfte. Gerhard Schröder schimpfte, das sei „nationalistisch“, doch Sarkozy stört das nicht. Er will im Jahr 2007 Jacques Chirac als neuer Präsident der Republik beerben. Deshalb hat er viel zu tun, um die Wähler zu beeindrucken. Im kommenden Jahr sollen die Preise noch einmal um weitere drei Prozent sinken. Im Gegenzug will er die Supermarktpreise auch ein bisschen freigeben.

Volkswirtschaftlich ist es natürlich Unsinn, in einem marktwirtschaftlichen System Preisregulierungen wie die in Frankreich zu verteidigen. Aber eines muss man den Franzosen lassen: ihre Wirtschaftspolitik sorgt für Unterhaltung.

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