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Wirtschaft: Ist Koch-Weser der Chefsessel schon sicher? Hinter den Kulissen scheint die Entscheidung gefallen zu sein.

Am Rande des Davoser Weltwirtschaftsforums ist es für den deutschen Bewerber um den Chefsessel des Internationalen Währungsfonds (IWF), den Berliner Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser, zum Durchbruch gekommen. Plötzlich erscheint der frühere Weltbank-Vize als der bestqualifzierte Kandidat für den IWF-Chefsessel.

Am Rande des Davoser Weltwirtschaftsforums ist es für den deutschen Bewerber um den Chefsessel des Internationalen Währungsfonds (IWF), den Berliner Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser, zum Durchbruch gekommen. Plötzlich erscheint der frühere Weltbank-Vize als der bestqualifzierte Kandidat für den IWF-Chefsessel. Als Koch-Weser am Dienstag bereits auf dem Brüsseler EU-Finanzministertreffen weilte, kam von Spitzenvertretern des IWF und der Weltbank sowie aus Zentralbankkreisen die überraschende Nachricht, "dass der Nachfolger von Michel Camdessus Caio Koch-Weser heißen wird".

Noch während des Forums war aus dem Berliner Kanzleramt bekannt geworden, dass Frankreich seinen Kandidaten, den früheren Regierungschef Laurent Fabius, zurückziehen dürfte. Bei seinem Pariser Besuch hatte der Berliner Kanzler klargestellt, dass Deutschland gegen den französischen Kandidaten ein Veto einlegen wird. Aus Kreisen des Weißen Hauses sickerte während des Davoser Forums durch, dass Präsident Bill Clinton unter dem Druck der massiven Lobby-Kampagne Schröders eingelenkt und seinen Finanzminister Larry Summers zurückgepfiffen hat. Eine offizielle Bestätigung dafür steht allerdings noch aus.

Der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Torsten Albig, sagte am Dienstag in Berlin, das Weltwirtschaftsforum in Davos und das Treffen der EU-Finanzminister hätten gezeigt, dass es eine breite Unterstützung für den deutschen Kandidaten gebe. "Es entwickelt sich zunehmend positiv", sagte er. Dies werde wohl auch in Frankreich wahrgenommen. Damit wird Frankreich in der Kandidatenfrage eine Schlüsselrolle beigemessen. Frankreich hatte als eigenen Kandidaten Parlamentspräsident Laurent Fabius ins Gespräch gebracht. Einen offiziellen französischen Gegenkandidaten gegen Koch-Weser gibt es jedoch nicht.

Für weitere Komplikationen sorgen derweil die Gerüchte, wonach ein französisches Entgegenkommen mit deutschen Garantien für den Pariser Notenbankchef Jean-Claude Trichet verbunden sein könnte. Trichet soll im Jahr 2002 die Nachfolge von EZB-Chef Wim Duisenberg antreten. Politische Beobachter in Paris merken an, dass es Bundeskanzler Schröder bisher tunlichst vermieden hat, sich zu dieser umstrittenen Frage zu äußern.

Erst spät stieg der deutsche Kandidat für die Nachfolge des Mitte Februar ausscheidenden Franzosen Michel Camdessus in den Ring. Auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum zeigte der frühere Weltbank-Vize aber, dass er kämpfen kann. Was besonnene deutsche Großbanker als "den schlimmsten Fall von Mobbing gegen einen hoch qualifizierten deutschen Kandidaten für eine internationale Spitzenposition" verurteilen, hat den zurückhaltenden Koch-Weser zur Flucht nach vorn gezwungen. Seit Davos spricht Koch-Weser über das, was er als Vize der Weltbank und dann als deutscher Finanzstaatssekretär erreichte. Und vor allem sagt er, wie und wohin er den Währungsfonds führen möchte: Zur Refokussierung des IWF auf seine Kernaufgaben - und dabei besonders die verschärfte Überwachung zur Krisenprävention. Das Debakel der WTO in Seattle hat deutlich gemacht, dass Koch-Wesers drittes Ziel, nämlich mehr Transparenz und Kommunikation auch für den IWF immer wichtiger wird.

egl, ebo

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