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Wirtschaft: Italien will den Mobilfunk-Markt liberalisieren

In Italien dürfen künftig die Mobilfunkfrequenzen gehandelt werden. Dieser Vorstoß der Regierung wird nach Ansicht von Experten Diskussionen auf europäischer Ebene auslösen, weil auch in anderen Staaten die zumeist sehr teuren Lizenzen die Bilanzen der Telekomunternehmen schwer belasten.

In Italien dürfen künftig die Mobilfunkfrequenzen gehandelt werden. Dieser Vorstoß der Regierung wird nach Ansicht von Experten Diskussionen auf europäischer Ebene auslösen, weil auch in anderen Staaten die zumeist sehr teuren Lizenzen die Bilanzen der Telekomunternehmen schwer belasten. Derzeit müssen die Firmen ihre Frequenzen an den Staat zurückgeben, falls sie keinen Gebrauch von ihnen machen können oder wollen.

Anlass für die italienische Regierung, sich dem Thema zu widmen, ist die bevorstehende Abwicklung des vierten und kleinsten Mobilfunkunternehmens im Land mit Namen "Blu". Seit Monaten steht das vom Textilkonzern Benetton und der British Telecom kontrollierte Unternehmen zum Verkauf. Der Markt hat sich für vier Wettbewerber als zu klein herausgestellt; außerdem ist Blu zu spät gestartet, um eine ausreichende Kundenbasis zu gewinnen. Nun soll angeblich Tim, die Mobilfunktochter von Telecom Italia-Tochter, das Unternehmen Blu übernehmen. Nach der derzeitigen Rechtslage dürfte Tim die Lizenz aber nicht nutzen.

Rom reagiert auf Firmenkonkurs

Der italienische Kommunikationsminister Maurizio Gasparri sagte dem Handelsblatt, er wolle in den kommenden Monaten den Mobilfunkkonzernen per Gesetz erlauben, Bandbreiten an Konkurrenten zu verkaufen. "Das wird den Markt effizienter machen und bestehende Verkrustungen beseitigen", glaubt Gasparri. Analysten teilen seine Meinung. Sie weisen darauf hin, dass mehrere Anbieter in Europa über Überkapazitäten verfügten, während andere zusätzliche Bandbreiten benötigten. Manager aus der Telekommindustrie in Italien bewertet die Möglichkeit des Frequenzhandels als bedeutsamen Schritt - vor allem, wenn die Neuregelung rückwirkend auf die UMTS-Lizenzen angewendet würde. Dann ergäben sich endlich Marltpreise. Und die lägen vermutlich drastisch unter jenen, die in einigen Ländern - wie in Deutschland und England - bei den Versteigerungen bezahlt worden seien.

Italien will europäische Regelung

Die Folge wäre, dass diverse Unternehmen, wie die Deutsche Telekom oder Vodafone, weitere Abschreibungen vornehmen müssten. Der Grund: Der bilanzielle Wert der Lizenzen müsste dem Marktwert angepasst werden. Marco Opipari, Chef der Aktienanalyse bei Metzler Capital Markets in Mailand, weist allerdings darauf hin, dass die hohen UMTS-Lizenzpreise bereits heute in die Börsenkurse eingepreist seien.

Kommunikationsminister Gasparri sagte weiter, dass er die entsprechende Diskussion auch auf europäischer Ebene antreiben wolle. "Ich bin ein Verfechter von einheitlichen Regelungen. Daher bin ich auch hier für eine Harmonisierung der Rahmenbedingungen. Wir werden deshalb auch über das Thema in den Ministerräten sprechen."

mab, HB

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