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Wirtschaft: ITB 2001: Ein Stern muss reichen - Low-Budget-Hotels sind gefragt

Aldi lässt grüßen: Auch in der Hotelbranche etablieren sich im Billig-Segment Herbergen, die mit Sternen, Komfort und vor allem beim Preis geizen. Das Konzept kommt an: Billig übernachten enthüllt nicht mehr einen Mangel an Stil oder Finanzmitteln, sondern dokumentiert eine schlaue Konsum-Entscheidug.

Aldi lässt grüßen: Auch in der Hotelbranche etablieren sich im Billig-Segment Herbergen, die mit Sternen, Komfort und vor allem beim Preis geizen. Das Konzept kommt an: Billig übernachten enthüllt nicht mehr einen Mangel an Stil oder Finanzmitteln, sondern dokumentiert eine schlaue Konsum-Entscheidug.

Pionier dieses Trends ist der französische Accor-Konzern, dessen Low-Budget-Kette "Etap" in Deutschland mit 58 Ein-Stern-Häusern vertreten ist und der bis 2005 jährlich auf 100 Filialen wachsen will. Etap kann sich vor Gästen kaum retten: Auf über 80 Prozent stieg die Auslastung der spartanischen Herbergen im vergangenen Jahr. Im Durchschnitt müssen sich deutsche Hotels mit 34 Prozent begnügen.

Markus Luthe vom Hotelverband Deutschland zollt dem Billig-Konzept Respekt: "Accor hat diesen Markt selbst gemacht und bleibt bei dem geplanten Expansionstempo einsamer Platzhirsch". Die Kundschaft, die zum Zimmerpreis von 66,50 Mark pro Nacht eincheckt, ist laut Luthe kunterbunt gemischt: "vom Schlipsträger bis zum Blaumann". Verlockend ist der Discount-Tarif auch für Wochenendtrips aus privaten Motiven. Wer früher auf der Schlafcouch von Verwandten und Bekannten übernachtet habe, stellt Accor-Sprecherin Jitka Menci fest, "der kommt jetzt zu uns". Um die Preise unter das branchenübliche dreistellige Niveau zu drücken, verzichtet Etap konsequent auf alles, was der klassischen Hotellerie lieb - aber eben auch teuer ist. Bar, Küche und Restaurants fehlen wie Zimmertelefone, Zimmerservice, Minibar oder kostspielige Bilder an der Wand. Weite Wege zwischen Bett und Bad entfallen in der Low-Budget-Klasse durch den weisen Verzicht auf Quadratmeter. Nasszellen sind intelligent und kundennah in den Wohnraum integriert.

Wer am frühen Nachmittag oder am späten Abend ankommt, findet zur Begrüßung einen freundlichen Check-in-Automaten vor. Denn für die schöne neue Welt der Billig-Hotellerie ist selbst das niedrige Gehaltsniveau im Gastgewerbe noch zu teuer. Auch architektonischen Extravaganzen gewährt das Low-Budget-Konzept keinen Raum: Etap-Hotels wachsen als Betonschachteln innerhalb von drei bis vier Monaten auf billigem Baugrund.

Kontext: Die Tagesspiegel-Beilage zur ITB ITB-Gewinnspiel

Olaf Krohn

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