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Prognose: IW Köln: Trotz Finanzmarktkrise keine Rezession

Die weltweite Finanzkrise wird das Wachstum in Deutschland und Europa im kommenden Jahr dämpfen. Das meint zumindest das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Ein Abgleiten in die Rezession sei aber nicht zu befürchten.

Für 2009 sei hierzulande nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent zu erwarten, sagte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) am Mittwoch voraus. "Keineswegs aber droht der freie Fall in die Rezession", hoben die Forscher hervor. In der Euro-Zone werde das Wachstum im kommenden Jahr ungefähr ein Prozent betragen, sagte Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker dem französischen Sender Europe 1. Für dieses Jahr prognostizierten die Forscher des IW Köln ein Wachstum der deutschen Wirtschaft um 1,7 Prozent.

Im kommenden Jahr werde dann insbesondere die deutsche Exportwirtschaft unter der sich weltweit abkühlenden Konjunktur leiden: Würden die deutschen Ausfuhren dieses Jahr noch um 4,2 Prozent zulegen, sei im kommenden Jahr nur noch mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent zu rechnen. Diese verringerte Dynamik bei den Exporten wirke sich dann auch auf die Investitionsneigung aus: Nach einem Anstieg um fünf Prozent im laufenden Jahr würden die realen Ausrüstungsinvestitionen 2009 nahezu stagnieren. Das schwächere Wachstum wird sich dann nach Ansicht der IW-Forscher auch auf den Arbeitsmarkt auswirken. Zwar würden 2008 zunächst weiterhin noch neue Arbeitsplätze entstehen, doch werde die Zahl der Arbeitslosen 2009 leicht auf 3,3 Millionen ansteigen. Dennoch rechnet das IW mit einem Plus beim Konsum in Deutschland, zu dem vor allem stabilere Energie- und Rohstoffpreise beitragen würden.

"Prognosen nach unten korrigieren"

Euro-Gruppen-Chef Juncker, der auch Regierungschef in Luxemburg ist, sagte, "die Wachstumsvorhersagen für 2009 müssen nach unten korrigiert werden". Weltweit sei das Wirtschaftswachstum "in seinem Schwung gebremst", und in den großen Ländern der Eurozone - vor allem in Deutschland, Frankreich und Italien - verlangsame es sich auch, sagte Juncker. Bei ihrer letzten Wachstumsvorhersage für 2009 im April war die EU-Kommission von einem Wachstum von 1,5 Prozent für die Eurozone ausgegangen.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, mahnte, "wir sollten jetzt nicht die Krise ausrufen". Die Wirtschaft laufe derzeit gut, auch wenn der zurückgehende Auftragseingang auf eine Abkühlung der Konjunktur hindeuteten, sagte er im ARD-Morgenmagazin. Trotz Problemen in der exportorientierten Wirtschaft würde er "nicht vorschnell von einer Rezession reden", betonte er. Das Handwerk rechnet aufgrund von Nebenwirkungen der Bankenkrise mit einem Rückgang: Dieses Jahr werde "die Handwerkswirtschaft um mehr als ein Prozent schrumpfen", sagte Handwerkspräsident Hanns-Eberhard Schleyer der "Rheinischen Post". Als Gründe nannte er die schwache Binnennachfrage und eine zurückhaltendere Kreditvergabe der Banken, was sich negativ auf die Investitionstätigkeit der Betriebe auswirke.

Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau zeigte sich derweil eine deutlicher Rückgang der Geschäfte: Der Auftragseingang im August um real zehn Prozent unter dem Vorjahresmonat, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch mitteilte. Dabei brach die Auslandsnachfrage um 19 Prozent ein, das Inlandsgeschäft stieg um sechs Prozent. Im Dreimonatsvergleich von Juni bis August ergibt sich insgesamt ein Minus von sieben Prozent im Vorjahresvergleich. (mfa/AFP)

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