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Blatt für Blatt. Viele Anbieter kombinieren Selbstlernhefte mit Internetforen. Wenn der Kopf raucht, sind die Dozenten meist auch per Mail oder Telefon erreichbar. Foto: dpa-tmn

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Wirtschaft: Ja, wo lernen sie denn?

Kursanbieter gibt es wie Sand am Meer. Eine Datenbank hilft suchen – und nennt Preise.

Der Markt ist riesig. Die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln listet bundesweit 809 Anbieter von Fernstudienkursen auf – ob es nun um eine Universitäts- oder Berufsausbildung, ein Zertifikat, einen Abschluss oder eine Prüfungsvorbereitung geht. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, fast alles vom eigenen Schreibtisch aus zu erledigen. Sie können in zwei oder drei Jahren ein Betriebswirtschaftsstudium absolvieren oder sich binnen 24 Monaten zum Steuerberater ausbilden lassen. In der gleichen Zeit führt sie der Weg vom Haupt- oder Realschulabschluss zum Abitur.

Über diese viel gebuchten Aus-, Fort- und Weiterbildungen hinaus bietet der Markt ein beinahe unüberschaubares Feld sehr spezieller Kurse. Im Angebot sind Fernlehrgänge für Aerobic-Lehrer ebenso wie „Christologie I und II“ für angehende Theologen oder eine Fortbildung zum Raucherentwöhnungsberater. Das Spektrum der Anbieter reicht vom Astro-Kolleg in Schondorf über die Akademie für Kosmetik & Fußpflege in Nienburg an der Weser bis zur Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe in Berlin.

Zum Glück hat die ZFU alle Angebote übersichtlich aufbereitet. Wer auf ihrer Homepage die Fernlehrgangsdatenbank befragt, bekommt zu jedem Bildungsträger mit einem Klick Adressen, Ansprechpartner, Telefonnummern, Inhalte und Preise geliefert. Ein nützlicher Überblick – zumal sich die Seiten der Anbieter bei den Preisen oft bedeckt halten.

Offensiv wirbt dagegen das Unternehmen Alpmann Schmidt, das jedem Jurastudenten ein Begriff ist, mit seiner Kursgebühr. Die Münsteraner sind berüchtigt für ihre harten Repetitorien. Der Jahresbeitrag für den „eJura examensexpress“ beträgt 480 Euro. Der Lehrgang beinhaltet auch einen Klausurenkurs, in dem die Arbeiten korrigiert und benotet werden.

ILS ist eines der größten deutschen Fernkurs-Unternehmen. Hier kostet ein Englisch-Grundkurs, in den der Schüler etwa 645 Zeitstunden investieren muss, zum Beispiel 1680 Euro. In diesen Betrag eingeschlossen sind alle Materialien: 27 Lehrbriefe, 15 Sprach-CDs, ein Lehrbuch, ein Wörterbuch, eine Grammatik und mehrere Lektüren. „Außerdem hat der Teilnehmer die Möglichkeit, telefonisch oder online mit einem Betreuer zu kommunizieren“, sagt Miriam Nuschke von ILS. Der Fernlehrer korrigiert die schriftlichen Aufgaben ebenso wie die vom Teilnehmer eingesandten Sprach- und Ausspracheübungen, schickt seine Anmerkungen und unterstützt die Übungen zum freien Sprechen bei Bedarf auch im direkten Gespräch. „Unsere Kurse sind so angelegt, dass dem Teilnehmer keine zusätzlichen Kosten durch die Installation spezieller Computerprogramme oder -technik entstehen“, so Nuschke. „Im Gegenteil: Bei Kursen mit hohen grafischen Anteilen ist eine Lizenz für ein Programm wie Photoshop im Preis inbegriffen.“ Ein relativ neues Angebot ist außerdem ein Service für „inaktive Teilnehmer mit Lernschwierigkeiten“, die wieder an den Schreibtisch herangeführt werden.

Es gibt allerdings auch Angebote, bei denen sich einzelne Bausteine zu beträchtlichen Summen addieren. Die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung beim Institut für Wirtschaft und Steuern in Mosbach (IWS) etwa kombiniert auf Wunsch einen Einstiegsfernkurs (1190 Euro) und einen Klausurenfernkurs (1150 Euro) mit einem Vollzeitkurs vor Ort (4590 Euro) sowie der Simulation einer Prüfung (325 Euro). Damit belaufen sich die Kosten dieses Vorbereitungskurses – inklusive aller Unterlagen, allerdings ohne die Unterbringung in Mosbach während des Vollzeitkurses – auf fast 7300 Euro.

Nicht nur deshalb gut zu wissen: Fernlernen wird in vielen Fällen staatlich gefördert, so zum Beispiel die Vorbereitung auf einen staatlich anerkannten schulischen Abschluss. Gebühren können außerdem in der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden, wenn der Kurs dem beruflichen Fortkommen dient. Hinzu kommt die Bildungsprämie für Berufstätige, die einen Zuschuss von bis zu 500 Euro für einen Fernkurs erhalten. Das ist nicht viel, aber bei manch kleineren Kurs schon die halbe Miete. Frank Wendler

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