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Wirtschaft: Jagd auf Micky Maus

Von Henrik Mortsiefer Die Medienbranche zieht in ihre nächste Übernahmeschlacht. Der USKabelbetreiber Comcast will Walt Disney kaufen.

Von Henrik Mortsiefer

Die Medienbranche zieht in ihre nächste Übernahmeschlacht. Der USKabelbetreiber Comcast will Walt Disney kaufen. Das ist ein Paukenschlag nach dem Geschmack einer Industrie, die sich auf Knalleffekte versteht. Und das Publikum reibt sich die Augen: Wird jetzt TeilII der Wachstumsstory erzählt, die während der New Economy begann? Oder wiederholt sich die Geschichte vom Scheitern großer Medienkonglomerate wie AOL Time Warner oder Vivendi Universal?

Beobachter erwarten, dass die feindliche Comcast-Offerte eine Welle weiterer Zusammenschlüsse in der Medienbranche auslösen wird. Der deutsche Markt bleibt davon weitgehend unberührt, weil die marktführenden, im Fernsehgeschäft aktiven Konzerne Bertelsmann und ProSiebenSat1 ihre Claims abgesteckt haben und die kartellrechtlich verträgliche Größe erreicht haben. In den USA, so scheint es, wird das mediale Big Business aber noch größer. Dass ein schnell gewachsener, neureicher Kabelbetreiber einen seit 80 Jahren unabhängigen, traditionsreichen Medienkonzern kaufen will, wirkt dabei nur auf den ersten Blick ungewöhnlich.

Disney ist momentan ein Schnäppchen – trotz der Angebotssumme von 66 Milliarden Dollar. Der Konzern muss nach Machtkämpfen im Vorstand und dem Verlust wichtiger Zulieferer um seine Marktstellung fürchten. Der Börsenwert ist dabei auf ein Niveau gesunken, das Comcast nicht ignorieren konnte. Zumal das Fusionskarussell gerade wieder in Schwung kommt. Zu verlockend ist die Perspektive, zu einem guten Preis das eigene Kabelnetz mit den begehrten Inhalten der Disney-Company zu füttern. Content is king – auf den Inhalt kommt es an. So lautete die Parole der Internetwirtschaft. Aber gilt das heute noch? Die Hoffnung, integrierte Medienkonzerne könnten auf allen Stufen der Wertschöpfungskette – vom Hollywoodstudio bis ins Wohnzimmer – Geld verdienen, ist enttäuscht worden. Time Warner hat AOL aus seinem Namen wieder gestrichen. Vivendi hat seine Entertainmentsparte verkauft. Es kommt also auf den richtigen Inhalt an. Das muss auch der Comcast-Vorstand wissen. Will der Kabelriese erfolgreich sein, muss er Walt Disney zerschlagen, um die profitablen Teile zu retten. Am Ende könnte Comcast dann bei der Jagd auf Micky Maus sogar fette Beute machen.

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