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Wirtschaft: Japan startet die große Geldschwemme

Notenbank könnte Währungskrieg verschärfen.

Berlin - Mit einer beispiellosen Geldschwemme wollen Regierung und Notenbank in Japan die kriselnde Wirtschaft in Schwung bringen. Die Bank of Japan plant, ab 2014 unbefristet Staatsanleihen und andere Wertpapiere aufzukaufen, wie es in einer gemeinsamen Erklärung vom Dienstag heißt. Das soll den Preisverfall stoppen, der seit Jahren die Konjunktur lähmt. Damit könnten aber zugleich andere Mächte wie die USA oder Europa unter Druck geraten, die eigene Währung weiter abzuwerten. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte bereits vor einem solchen Szenario.

Ab Januar 2014 will Japans Notenbank pro Monat Papiere für umgerechnet 109 Milliarden Euro pro Monat kaufen. Zugleich kündigte sie an, das Inflationsziel auf zwei Prozent zu verdoppeln. Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem „Paradigmenwechsel“. Er hatte die Währungshüter seit Wochen bedrängt, mehr für die Belebung der Wirtschaft zu tun. In den vergangenen Jahren hatte das Land immer wieder mit Deflation zu kämpfen.

Dabei ist die Geldpolitik seit Jahren expansiv, die Zinsen liegen nahe null. Das hat der Wirtschaft bislang aber ebenso wenig geholfen wie immer neue Konjunkturprogramme. Sie haben vor allem den Schuldenstand des Landes in die Höhe getrieben, er liegt aktuell bei 235 Prozent der Wirtschaftsleistung. Anders als etwa im Fall der USA gilt das kaum als problematisch, weil der Staat überwiegend bei den eigenen Bürgern verschuldet ist, nicht bei ausländischen Investoren.

Das Anwerfen der Notenpresse soll nicht nur Inflation erzeugen, sondern auch den Yen-Kurs schwächen und so der gebeutelten Exportwirtschaft helfen. Eine solche Politik verfolgen auch andere Staaten: Die US-Notenbank Fed pumpt seit Jahren Milliarden Dollar in den Markt, China verhindert eine überfällige Aufwertung des Yuan, die Schweiz hat den Kurs des Franken zum Euro eingefroren. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, mehr Geld auf den Markt zu bringen – allerdings mit dem Ziel, schuldengeplagte Länder zu unterstützen.

Thomas Amend, Ökonom bei HSBC Trinkaus, sieht Grenzen dieser Politik. „Wenn es alle machen, funktioniert es nicht – irgendwer muss die verbilligten Produkte ja kaufen.“ Zudem bekommen Schwellenländer wie Brasilien Probleme, in die Anleger aus Angst vor Inflation im Rest der Welt ihr Geld transferieren. Folge: Deren Währung wertet auf – das bremst den Export.

Die EZB lehnt einen Abwertungswettlauf ab. „Für uns ist der Wechselkurs kein Zielpunkt unserer Politik“, sagte Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen der Agentur Reuters. „Man sollte das Thema der Wechselkurse nicht politisieren.“ Es gebe ein gemeinsames Interesse an einem stabilen Finanzsystem mit über den Markt bestimmten Wechselkursen. Auch Bundesbank-Chef Weidmann behagt der Druck der Politik nicht. Es könne sein, „dass Preisstabilität als Hauptziel der Geldpolitik zunehmend infrage gestellt wird und die unabhängige Notenbank aus der Mode kommt“, sagte er am Montagabend in Eschborn. Es gebe schon heute, in Ungarn oder Japan, „bedenkliche Übergriffe“ auf Währungshüter. Carsten Brönstrup

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