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Wirtschaft: Japan: Tokios Börse stürzt auf Tief

Nach dem klaren Wahlsieg der japanischen Regierungskoalition bei den Oberhauswahlen, der Ministerpräsident Junichiro Koizumi und seine Reformvorhaben stärkt, haben Yen und Tokioter Börse zum Wochenauftakt deutlich nachgegeben. Zwar steht der Liberaldemokrat Koizumi für ein vielversprechendes Reformprogramm.

Nach dem klaren Wahlsieg der japanischen Regierungskoalition bei den Oberhauswahlen, der Ministerpräsident Junichiro Koizumi und seine Reformvorhaben stärkt, haben Yen und Tokioter Börse zum Wochenauftakt deutlich nachgegeben. Zwar steht der Liberaldemokrat Koizumi für ein vielversprechendes Reformprogramm. Doch ein weiterer Rückgang der japanischen Industrieproduktion im Juni habe die Sorgen über die Wirtschaftsentwicklung wieder in den Vordergrund treten lassen, erklärten Händler den Trend an den Märkten.

Zum Dollar gab der Yen um über ein Prozent auf den tiefsten Stand seit fast zwei Wochen nach. Zum Euro fiel die Währung fast auf ein Zehn-Wochen-Tief von 109,50 Yen. Am Aktienmarkt sackte der Nikkei-225-Index rund zwei Prozent auf den tiefsten Stand seit 16 Jahren.

"Der Wahlsieg der Koalition sollte zwar die Reformen voranbringen. Aber es ist immer noch schwer zu sagen, welche Reformen jetzt überhaupt kommen. Deshalb ist der Yen unter Druck", sagte Takashi Toyahara, Analyst bei Nomura Securities. Außerdem habe Finanzminister Masajuro Shiokawa mit seiner Äußerung, dass sich die Regierung nicht gegen eine schwächere Währung stemmen werde, die Talfahrt des Yen noch beschleunigt.

An der Aktienbörse hieß es, die Händler achteten derzeit stärker auf kurzfristige Nachteile, die mit den angestrebten Reformen in Japan verbunden seien, als auf die langfristig mögliche Erholung der angeschlagenen Wirtschaft. Die Reformen gebe es nicht zum Nulltarif. Der im April angetretene neue Ministerpräsident will Japans Wirtschaft endlich wieder auf die Beine helfen. Er versprach, radikale Wirtschaftsreformen durchzusetzen, um stärkeres Wachstum in Japan zu erreichen, hat aber noch keine Einzelheiten genannt. Unter anderem will Koizumi für eine starke Begrenzung der Staatsverschuldung und eine radikale Reform der Sozialversicherungssysteme sorgen. Zu seinem Programm gehört auch die Rückführung der hohen, notleidenden Kredite japanischer Banken und Privatisierungsmaßnahmen wie bei dem Postsystem.

Doch so groß wie die Hoffnung ist auch nach wie vor die Skepsis an den Märkten. Und der Rückgang der japanischen Industrieproduktion im Juni um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat ist Wasser auf die Mühlen der Skeptiker. Sie werten die Daten als ein Zeichen dafür, dass Japans Wirtschaft wieder in eine Rezession abzugleiten droht. Immerhin: Zum vierten Mal in Folge ist die Industrieproduktion damit gesunken. Um zwischen acht und neun Prozent liegt sie mittlerweile unter dem Vorjahresniveau. Nach einem Wachstum von 1,7 Prozent im vergangenen Jahr rechnet die Commerzbank für das laufende Jahr mit einem Minuswachstum von einem halben Prozentpunkt. Nach den Daten für das erste Quartal aber müsste mit einem Rückschlag von fast zwei Prozent gerechnet werden. Betroffen ist Japan insbesondere auch vom Konjunktureinbruch in den USA und den Auswirkungen auf die südostasiatischen Nachbarstaaten.

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