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Wirtschaft: Jetzt soll Scania MAN schlucken

Schwedisches Wirtschaftsblatt: „Es geht nur noch um Details“ / Piëch hofft auf Ende des VW-Gesetzes

Stockholm - Kaum ist es etwas ruhiger geworden, um die Übernahmespekulationen auf dem europäischen Lastwagenmarkt – da kocht die Gerüchteküche wieder über. Dieses Mal scheint es sogar mehr als nur ein Gerücht zu sein. Der schwedische Lastwagenhersteller Scania soll den deutschen Konkurrenten MAN übernehmen. Darüber seien sich die Haupteigentümer Volkswagen und die Investor-Gruppe der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg einig. Das schreibt die schwedische Zeitung „Dagens Industrie“ (DI) am Donnerstag. Es gehe nicht mehr um das ‚ob’, sondern nur noch um das ‚wie’ von Einzelheiten. Die ursprünglich geplante Lkw-Allianz zwischen MAN, Scania und VW, die eine (zuletzt feindliche) Übernahme von Scania durch MAN vorsah, war Mitte September nach monatelangen Verhandlungen zunächst gescheitert.

VW ist größter Einzelaktionär beider Unternehmen mit 36,4 (Scania) und 30 Prozent (MAN). Investor besitzt eine Sperrminderheit bei Scania. Das als gut informiert geltende Wirtschaftsblatt beruft sich auf mehrere und unabhängige Quellen. Demnach soll Ferdinand Piëch, Aufsichtsratsvorsitzender bei VW und MAN, die treibende Kraft sein. Am Donnerstag gab es jedoch von offizieller Seite keine Bestätigung. Der Übernahmeplan sieht laut DI verschachtelt aus: Im ersten Schritt soll der deutsche Autokonzern Porsche die Kontrolle über VW übernehmen. Bisher hält Porsche, dessen Stammaktien im Besitz der Familien Porsche und Piëch sind, knapp 31 Prozent an VW. Anschließend soll der von VW und Investor kontrollierte Scania-Konzern MAN übernehmen.

Voraussetzung dieser Beteiligungsstruktur ist eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) am kommenden Dienstag. Das oberste EU-Gericht wird voraussichtlich das VW-Gesetz kippen, das die Stimmrechte für VW-Aktionäre auf 20 Prozent begrenzt, egal wie viele Aktien sie an dem Autokonzern halten. Zugleich räumt das Gesetz dem Land Niedersachsen, das gut 20 Prozent der VW-Aktien hält, eine dominierende Rolle ein. Erwartungsgemäß soll das EuGH-Urteil negativ für Niedersachsen ausfallen. „Alles andere wäre eine Sensation“, sagt Anwältin Nina Niejahr von Baker & McKenzie. Porsche würde seinen VW-Anteil auf mehr als 50 Prozent ausbauen. Ferdinand Piëch würde seinen Einfluss geltend machen und den MAN-Verkauf an Scania durchsetzen.

Für die schwedische Wallenberg-Familie liegt der Vorteil auf der Hand: Zum einen würden die eigenen Scania-Aktien mit großem Gewinn verkauft. Außerdem würde ihre Forderung, dass bei einer Fusion die Führung bei Scania in Stockholm liegen muss, erfüllt. „Es ist wichtig, dass die Firma, die Klassenbester ist, die Leitung innehat“, sagte Peter Wallenberg, Vorsitzender der Familienstiftung. Laut „Dagens Industrie“ versucht die schwedische Investor-Gruppe nun die eigenen Aktionäre auf die Fusion vorzubereiten.

André Anwar

André Anwar

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