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Viele Quartalsergebnisse wird Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr vorlegen. Im Mai nächsten Jahres gibt er seinen Posten an Anshu Jain und Jürgen Fitschen ab. Vorerst zeigt er sich zufrieden mit den Geschäftszahlen. Auch die Kapitalausstattung sei komfortabel, das Engagement in den kriselnden Euro-Peripherieländern gering. Foto: dpa

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"Nie besser aufgestellt": Josef Ackermann meldet Milliardengewinne.

Aber das Traumergebnis zum Abschied klappt nicht

Frankfurt am Main - Die Deutsche Bank hat nach Ansicht von Vorstandschef Josef Ackermann im dritten Quartal trotz des schwierigen Umfeldes nicht nur ein „sehr solides“ Ergebnis erwirtschaftet, sondern das Unternehmen auch deutlich gestärkt. „Die Deutsche Bank war in puncto Kapital, Liquidität und Refinanzierungsstruktur noch nie besser aufgestellt als heute“, sagte der Schweizer gestern in Frankfurt am Main. Die Bank verfüge über Liquiditätsreserven von 180 Milliarden Euro. Mit einer Kernkapitalquote von 10,1 Prozent erfüllt sie die ab Mitte 2012 geforderte Quote von neun Prozent bereits jetzt. Auch ein Schuldenschnitt von 50 Prozent für Griechenland trifft die Bank praktisch nicht, denn diese Staatsanleihen stehen nur noch mit einem Wert von 46 Prozent in den Büchern. Schließlich hat die Bank mit einem Vorsteuergewinn von 942 Millionen Euro die Erwartungen der Analysten für das dritte Quartal um fast 400 Millionen Euro übertroffen. Im Vorjahresquartal war noch ein Verlust von einer Milliarde angefallen. In den ersten neun Monaten lag der Vorsteuerüberschuss bei 5,7 Milliarden Euro nach 3,3 Milliarden im Vorjahr.

Ackermann, der im Mai nächsten Jahres die Führung der Bank an Anshu Jain und Jürgen Fitschen übergibt, verkniff sich jegliche Genugtuung darüber, dass sein Haus die Skeptiker Lügen straft. Die Bank sei von den Entwicklungen der letzten Monate zwangsläufig getroffen worden, das ursprünglich für 2011 angepeilte Ziel von zehn Milliarden beim Vorsteuergewinn sei nicht mehr erreichbar. „In naher Zukunft bleiben erhebliche Unsicherheiten für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Aber wir haben die notwendige Stärke, um diesen Herausforderungen kurzfristig zu meistern“, betont der Bank-Chef. Ackermann und Finanzchef Stefan Krause versichern, dass die Bank angesichts ihrer komfortablen Kapitalausstattung keine öffentlichen Gelder brauche.

Das liegt vor allem daran, dass das Geldhaus seine Bestände an Anleihen der Krisenländer mittlerweile deutlich zurückgefahren und auf ihre Griechenland-Bonds im dritten Quartal 228 Millionen Euro abgeschrieben hat. Die Bank beziffert ihre Netto-Außenstände gegenüber Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien zum 30. September mit insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Ende 2010 waren es noch 12,1 Milliarden Euro. Mit 2,2 Milliarden Euro ist das Netto-Engagement der Bank in italienischen Staatsanleihen am größten, gefolgt von Griechenland mit 881 Millionen und Spanien mit 855 Millionen Euro. Auf Irland entfallen 318 und auf Portugal 78 Millionen Euro. Allein das Engagement gegenüber Italien hat die Deutsche Bank seit Jahresende um fast sechs Milliarden Euro reduziert. „Unser Engagement in Anleihen aus den Peripherieländern der Euro-Zone ist gering“, versichert denn auch Ackermann. Zudem seien diese, sagt Finanzchef Krause, überwiegend zum aktuellen Marktpreis bewertet.

Andererseits konnten die sogenannten stabilen Bereiche, das Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden, die Vermögensverwaltung und der Zahlungsverkehr deutlich gestärkt werden. Hier verbuchte das Institut mit drei Milliarden Euro in den ersten neun Monaten einen Rekordgewinn. Es waren 80 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Im dritten Quartal allein lag der Überschuss mit Privat- und Geschäftskunden bei 495 Millionen Euro und damit über dem Gewinn im Investmentbanking von 329 Millionen Euro. Dort hatte die Bank im Vorjahresquartal noch 1,3 Milliarden Euro eingefahren. Allein im Kapitalmarktgeschäft gab es diesmal nur einen Gewinn von 70 Millionen Euro nach mehr als einer Milliarde im Vorjahr. Bis März nächsten Jahres streicht die Bank in der Sparte in New York und London 500 Arbeitsplätze. Verluste im Handel mit Kreditprodukten, ein deutlich geringeres Geschäft mit Emissionen und eine Sonderbelastung von 310 Millionen Euro durch nicht realisierbare Umsatzsteueransprüche aus Betrügereien von Händlern im Geschäft mit CO2-Emissionrechten drückten den Gewinn. Mit Blick auf die ersten neun Monate 2011 war das Investmentbanking mit einem Vorsteuergewinn von 4,16 Milliarden Euro aber erneut der mit Abstand wichtigste Pfeiler der Bank.

Nach Steuern beläuft sich der Gewinn der Deutschen Bank für die Zeit von Januar bis September auf 4,1 Milliarden Euro nach 1,7 Milliarden im Vorjahr. Vor Jahresfrist hatten hohe Abschreibungen auf die Mehrheitsbeteiligung an der Postbank das Ergebnis deutlich gedrückt.

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