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Abschiedsvorstellung: Auf der Hauptversammlung gibt Josef Ackermann seinen Ausstand vor den Aktionären der Bank.

© dpa

Josef Ackermanns letzter Auftritt: Standing Ovations

Die Aktionäre bejubeln Josef Ackermann zum Abschied, und der Vorstandschef zieht eine positive Bilanz: Er hat die Bank gut durch die Finanzkrise manövriert. Anshu Jain und Jürgen Fitschen übernehmen die Nachfolge.

Frankfurt am Main - Gleich zwei Mal erheben sich die rund 5000 Aktionäre am Donnerstag in der Frankfurter Festhalle und applaudieren Josef Ackermann. Zuerst, als Aufsichtsratschef Clemens Börsig dem Schweizer dankt, dass er das Geldhaus gut durch die Finanzkrise geführt hat. „Dieser Erfolg wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben.“ Und wieder gibt es Ovationen, als Ackermann seine 40-minütige Rede auf seiner zehnten und letzten Hauptversammlung in „schwierigen Zeiten“ mit guten Wünschen für seine Nachfolger beendet. „Jürgen Fitschen und Anshu Jain können auf dem gemeinsam Erreichten aufbauen.“

Ackermann zeigt sich an seinem letzten Arbeitstag für die Deutsche Bank sichtlich bewegt, winkt und lächelt. „Es ist ein ganz besonderer Tag für mich, ein Tag der Wehmut, vor allem aber der Freude.“ Der Schweizer zieht eine positive Bilanz, das Eingeständnis von Fehlern und Selbstkritik hält sich in engen Grenzen. Er übergebe die Bank in einer guten Verfassung an seine Nachfolger. Der 64-Jährige spricht stolz von einer „großartigen“ Institution, „die sowohl im Hinblick auf Gewinn wie Stabilität und soziale Verantwortung zur Weltspitze gehört“. Ackermann verteidigt noch einmal das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent, für das er heftig kritisiert wurde. Es sei nie Selbstzweck gewesen, sondern Maßstab, um so gut zu werden wie die besten Banken der Welt. Letztlich sei es gelungen bei der Profitabilität an Wettbewerbern vorbeizuziehen. „Hätten wir dies nicht geschafft, wären wir nicht ohne Staatsgeld durch die schwere Finanzkrise gekommen und die Bank sähe heute ganz anders aus.“ Er betont, die Bank stehe heute auf einem stabilen Ertragsmix von Investmentbanking und Privatkundengeschäft. „Die klassischen Geschäftsfelder haben 2011 56 Prozent des Gesamtergebnisses erzielt.“

Erst zum Ende seiner Rede lässt Ackermann Selbstkritik erkennen. „Kein Geschäft darf es uns wert sein, den Ruf der Bank und die Glaubwürdigkeit der Bank aufs Spiel zu setzen“, betont er. „Diesem Grundsatz sind wir aus heutiger Sicht in den Jahren des allgemeinen Überschwangs vor der Finanzkrise nicht immer voll gerecht geworden.“ Man habe aus den Erfahrungen gelernt und die notwendigen Konsequenzen gezogen, sagt er mit Blick auf umstrittene Hypothekengeschäfte in den USA, auf die Finanzierung von Streubombenherstellern und zum Vorwurf der Nahrungsmittelspekulation. „Wir wissen um unsere gesellschaftliche Verantwortung und nehmen sie ernst.“

Ackermann habe die Bank souverän durch die Finanzkrise geführt, sei ein geachteter Fachmann und international geschätzter Ratgeber, sagt Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „27,8 Milliarden Euro Gewinn hat die Bank in den letzten zehn Jahren erwirtschaftet, das hat die Commerzbank seit dem Zweiten Weltkrieg nicht geschafft.“ Auch Hans- Christoph Hirt, Sprecher großer Pensionsfonds, lobt den Schweizer und dankt für dessen „Weitblick“. Dass der Aktienkurs heute mit knapp 29 Euro weit vom Höchststand von 118 Euro entfernt ist – es stört an diesem Tag niemand.

Kritik gibt es fast nur an Aufsichtsratschef Börsig, der sich in der Debatte um die Führung der Bank auch mit Ackermann stritt, aber jetzt „Joe“ ausdrücklich dankt. Aktionäre verweigern Börsig wegen der Turbulenzen bei der Regelung der Ackermann-Nachfolge die Entlastung. Was den Manager kaum stört: Börsig scheidet ebenso aus wie Ackermann, den Aufsichtsrat leitet künftig Ex-Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner.

Und was ist mit den Ackermann-Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen? Ackermann erwähnt beide mit einem Satz. „Sie begleiten meine besten Wünsche.“ Der 49-jährige Brite und der 63-jährige Deutsche schweigen. „Geben Sie uns eine Wachstumsperspektive“, ruft DSW-Vertreter Nieding ihnen zu. Börsig verrät immerhin: Jain lernt weiter Deutsch. „Aber wie Sie alle bestätigen können, ist die deutsche Sprache keine einfache Sprache.“

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