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Wirtschaft: Jürgen Trittin lässt sich Fahrräder zeigen

Natürlich hat er sich nicht in eine der blitzblanken Riesenlimousinen gesetzt. Oder gar in den Formel-1-Boliden des Mercedes-Fahrers Mika Häkkinen, das Schmuckstück der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt.

Natürlich hat er sich nicht in eine der blitzblanken Riesenlimousinen gesetzt. Oder gar in den Formel-1-Boliden des Mercedes-Fahrers Mika Häkkinen, das Schmuckstück der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Natürlich hat er die benzinschluckenden Sechzenventiler gemieden. Und sich nur für einen kleinen Moment in einen Mercedes-Sportwagen gedrückt. Für die Fotografen - und das Publikum, das Saalwetten darüber abgeschlossen hatte, ob sich Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) überhaupt in ein Auto setzen werde. Schließlich hat der Mann keinen Führerschein.

"So eine Messe lebt auch von Verrücktheiten", sagt Trittin am Montagabend tolerant. Und doch bleibt er auch auf der IAA vor allem Umweltpolitiker: "Ich habe meine Besichtigung bewusst bei den Autos begonnen, die für die Zukunft bedeutsamer sein werden als die Bugattis und andere." Zufrieden stellt Trittin am Ende fest, wie viele Hersteller sich mit verbrauchsarmen und alternativen Fahrzeugen auch für einen breiten Markt beschäftigen. Klar, dass er die bei seinem zweistündigen Rundgang auf der Leistungsschau des Automobilgewerbes besonders auszeichnete: Er strahlte aus einem Lupo, lächelte aus einem Smart und gluckste vergnügt im Angesicht der Fahrräder von Mercedes und BMW.

Als "Autofresser" tritt der Umweltminister, der im Moment auch das Verkehrsressort verwaltet, nicht auf. Aber er bleibt auf grüner Linie. Eine "vorsichtig kalkulierte Steigerung der Benzinpreise" verteidigt er, die gebe Anreize für den Kauf verbrauchsarmer Autos. Er sei als Umweltminister gekommen, versichert Trittin. "Ich verwalte das Verkehrs-Ressort nur. Wenn ich einen Konflikt zwischen dem Umwelt- und Verkehrsministerium sehe, kann ich einen stillen Dialog mit mir selbst führen", sagt er. Und eines hat er in dem knappen Jahr seiner Amtszeit gelernt: "In beiden Jobs ist die Chance groß, sich unbeliebt zu machen."

Politik und Autoindustrie müssten gemeinsam die Rahmenbedingungen schaffen, um eine Umwelt zu hinterlassen, mit der auch künftige Generationen leben könnten, mahnte Trittin die gutgelaunten Vertreter der Automobilindustrie. Verkehrsverlagerung und -vermeidung müssten für ein "Stück Entlastung" auf den deutschen Straßen sorgen. Dazu sei unter anderem eine deutliche Verbesserung des Bahnangebots für den Schwerlastverkehr und im öffentlichen Personennahverkehr erforderlich.

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