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Juwelier: Katerfrühstück bei Tiffany

Die Krise lässt den Gewinn des Luxus-Juweliers einbrechen. Vor allem das Stammhaus in New York trifft es hart.

Berlin - Marilyn Monroe zählte sie zu ihren besten Freunden, doch in der Finanzkrise werden sie offenbar gemieden: die Diamanten von Tiffany & Co. Im vierten Quartal 2008 hat der amerikanische Luxus-Juwelier 20 Prozent weniger Schmuck verkauft als im Vorjahr. Der Gewinn sank um 76 Prozent nach Steuern. Das geht aus den am Montag veröffentlichten Quartalszahlen hervor.

Der Chef von Tiffany, Michael J. Kowalski, machte die Finanzkrise für den Absturz verantwortlich. Auch Tiffany sei nicht „immun gegen das globale wirtschaftliche Durcheinander“. Vor allem die Zahl von Großeinkäufen von über 50 000 Dollar sei zurückgegangen. Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr schrumpfte der Umsatz in den weltweit über 200 Tiffany Läden um drei Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro). Unterm Strich blieb ein Gewinn von 220 Millionen Dollar. Das ist rund ein Drittel weniger als im Vorjahr.

Tiffany steht seit über 170 Jahren für Luxus-Juwelen. Wichtigstes Markenzeichen: Schmuck im Art-déco-Design und das berühmte Tiffany Blau. Und immer wieder Diamanten. Der berühmteste trägt den Namen der Firma: Den gelben „Tiffany Diamond“ durften bislang nur zwei Frauen tragen – die eine war eine Diplomatengattin aus New York, die andere hieß Audrey Hepburn.

Mit den ernüchternden Zahlen befindet Tiffany sich in bester Gesellschaft: Auch andere Luxus-Hersteller leiden unter den Krisen-Folgen. So verkündete der italienische Konkurrent Bulgari zuletzt einen Gewinnrückgang von 45 Prozent.

Für das laufende Jahr sind die Aussichten nicht besser: „Wir haben noch keinerlei Zeichen eines Aufschwungs in unserer Branche gesehen“, sagte Kowalski. Im laufenden Quartal liege das Minus bei 20 Prozent. Der Markt zeigte sich optimistischer: Tiffany-Aktien legten an der New Yorker Börse am Montag um bis zu 15 Prozent zu. Analysten hatten mit Schlimmerem gerechnet.

Besonders hart getroffen hat es das Stammhaus von Tiffany in Manhattan, den „Flagship Store“ an der 5th Avenue. Er ist denkmalgeschützt und ein Monument der Filmgeschichte:  Hier stand einst Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ staunend vor dem Schaufenster. Aber nicht nur für den Mythos Tiffany ist der Laden von großer Bedeutung, auch wirtschaftlich ist der Klotz mit der Fassade aus poliertem Granit ein Schwergewicht – zehn Prozent seines Gesamtumsatzes erzielt Tiffany an diesem Standort. Nicht zuletzt wegen der kaufkräftigen Laufkundschaft auf der New Yorker Prachtschneise. Doch nach dem Absturz der Wall Street wankt auch das Vorzeigegeschäft: Im letzten Quartal 2008 brach der Umsatz hier um ein Drittel ein.

Trotz der schlechten Entwicklung will Tiffany weiter in neue Filialen investieren – vor allem in Asien und Europa. Derzeit betreibt Tiffany 24 Läden in Europa, fünf davon in Deutschland. Berliner können seit Oktober 2008 im KaDeWe auf Audrey Hepburns Spuren wandeln. Ob die Expansion den derzeitigen Abwärtstrend stoppen kann, bleibt jedoch fraglich. 2008 war der Umsatz in dieser Region zwar noch stabil, doch 2009 rechnet Tiffany damit, dass auch in Europa die Krise der Bilanz den Glanz raubt. Dann ist zu erwarten, dass Diamanten immer öfter nur noch bei Tiffany im Schaufenster funkeln. Joachim Telgenbüscher

Joachim Telgenbüscher

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