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Wirtschaft: Kampf um die Lufthoheit

Davon träumt jeder Manager: Nach einem anstrengenden Termin in einem Café oder der Business-Lounge am Flughafen Platz nehmen, das Laptop oder den Organizer anschmeißen und gemütlich seine E-Mails checken, im Internet einen Strauß Frühlingstulpen für die wartende Freundin bestellen oder noch schnell eine Präsentation verschicken. Bisher schafften das nur Technikfreaks, die ihr Handy mit dem Mobilcomputer verbunden haben.

Davon träumt jeder Manager: Nach einem anstrengenden Termin in einem Café oder der Business-Lounge am Flughafen Platz nehmen, das Laptop oder den Organizer anschmeißen und gemütlich seine E-Mails checken, im Internet einen Strauß Frühlingstulpen für die wartende Freundin bestellen oder noch schnell eine Präsentation verschicken. Bisher schafften das nur Technikfreaks, die ihr Handy mit dem Mobilcomputer verbunden haben. Die Datenübertragung ist aber quälend langsam.

Was die UMTS-Technik erst für die Zukunft verspricht - einen schnellen mobilen Internetzugang -, ist heute schon an vielen Orten Realität. Die neue Mobilfunktechnik Wireless LAN (drahtloses lokales Netzwerk, kurz W-LAN) ermöglicht surfen ohne lästige Kabel oder Steckverbindungen. Wireless LANs sind Funknetze, die im Umkreis von hundert Metern rund um eine Sendestation die Übertragung von Daten ermöglichen. Und das fast 180-mal schneller als ein ISDN-Anschluss. Damit machen die lokalen Funknetze der angeblichen Wundertechnik UMTS schon vor deren Start heftig Konkurrenz. "Wireless LANs werden UMTS nicht ersetzen. Den Mobilfunkbetreibern könnten aber nennenswerte Einnahmen verloren gehen", sagt Jan Sythoff, Mobilfunkexperte der Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Die Berater rechnen allein in Europa im Jahr 2006 mit einem Marktvolumen für Wireless LANs von über drei Milliarden Euro.

Bisher setzen Funknetze überwiegend Unternehmen ein, die ihren Mitarbeitern an jedem Punkt in einem Gebäude oder auf dem Firmengelände einen Zugang zum Internet ermöglichen wollen. Beim amerikanischen Hardware-Hersteller Cisco, der selbst Geräte für Wireless LANs herstellt, gehört es zur Firmenphilosophie, dass die Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz haben. Sie können an jedem Schreibtisch ihren Mobilcomputer aufklappen und von dort auf das interne Firmennetz und das Web zugreifen.

Der Münchener Flughafen betreibt seit einigen Jahren ein Wireless LAN für den Verkehrsdienst, der auf dem Flughafenareal unterwegs ist. Jetzt können auch die Fluggäste mit ihren Minicomputern im Web surfen. "Funknetze sind schnell zu installieren und relativ kostengünstig. Man braucht keine Böden oder Wände aufzureißen", sagt Wenceslao Muñoz, beim Münchener Flughafen für Vertriebskonzepte zuständig. Noch sind es nicht viele Fluggäste, die den bislang kostenlosen Service nutzen. Doch die Zahl der "Mobilsurfer" steige stetig an.

Zufrieden mit der Resonanz ist das Hotel Vier Jahreszeiten in München, das ebenfalls einen mobilen Webzugang bietet. Zwei Stunden Online-Zeit kosten hier 9,50 Euro. Voraussetzung für den mobilen Surf im Web ist ein Minicomputer und eine Wireless-LAN-Karte. Die Karte ist entweder schon fest installiert oder kann für rund 100 Euro als Zubehör nachgekauft werden. Sie passt in den Steckplatz an der Seite des Computers. Derzeit werden überwiegend so genannte Hot Spots wie Flughäfen, Hotels oder Konferenzzentren mit der neuen Technik ausgerüstet. Nach der Analyse von Frost & Sullivan werden bis 2003 in Europa rund 10 000 dieser Hot Spots mit Funknetzen ausgerüstet. Sinnvolle Einsatzgebiete sehen die Berater zum Beispiel auf dem Campus von Universitäten, in Schulen oder Krankenhäusern.

Eine Herausforderung ist die Funktechnik für die Mobilfunkbetreiber, die im kommenden Jahr ihre UMTS-Dienste starten wollen. Im Gegensatz zu UMTS sendet Wireless LAN auf Frequenzbereichen, die nicht reglementiert und daher kostenfrei sind. Netzbetreiber mit UMTS-Lizenz wie die Deutsche Telekom oder Mobilcom bieten die Technik inzwischen selbst an, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. "Die Funktechnik ist ein Nischenmarkt, der sich vor allem an Geschäftskunden richtet", meint Mobilcom-Sprecher Matthias Quaritsch. Er glaubt nicht, dass Funknetze eine echte Alternative zu UMTS sein werden, weil damit nicht telefoniert werden könne. Welches Potenzial in der neuen Technik steckt, erprobt derzeit der Stadtnetzbetreiber Accom in Aachen. Dort wird derzeit die Innenstadt mit einem WLAN-Citynetz ausgerüstet. Geplantes Angebot neben dem Internetzugang: Telefonie per Wireless LAN.

Maurice Shahd

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