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Kapitalmarkt: Lebensversicherer im Zins-Tief

Die Kapitalanlagen werfen am Markt immer weniger ab. Die Branche muss neu kalkulieren, und die Kunden müssen mit sinkenden Renditen rechnen.

Berlin - Die Niedrigzinsen am Kapitalmarkt machen nicht nur Privatanlegern, sondern auch Lebensversicherungen zu schaffen. Experten rechnen damit, dass die garantierten Zinsen für Lebensversicherungen sinken werden. Derzeit bekommen Neukunden noch einen Garantiezins von 2,25 Prozent. 2011 dürfte das noch so bleiben, aber „für 2012 sehe ich schwarz“, sagte Versicherungsanalyst Manfred Poweleit dem Tagesspiegel.

Festverzinsliche Wertpapiere gehören zu den Anlagen, in die Versicherer das Geld ihrer Kunden am liebsten stecken. Doch die Papiere werfen nur noch magere Renditen ab und eine Zinswende ist nicht in Sicht. Am Freitag lag die Umlaufrendite für zehnjährige Bundesanleihen bei 2,353 Prozent. Das ist gefährlich nah am derzeit gültigen Garantiezins.

Diesen bekommen die Kunden von den Lebensversicherern für die gesamte Laufzeit ihres Versicherungsvertrags garantiert. Hinzu kommen noch weitere Überschusszahlungen, die von Jahr zu Jahr neu festgelegt werden, sowie Schlussüberschüsse am Ende der Laufzeit. Für dieses Jahr liegt die Gesamtverzinsung der Verträge bei durchschnittlich 4,2 Prozent.

Der Garantiezins ist in den vergangenen Jahren ständig gesunken. In den 90er Jahren hatte er noch bei vier Prozent gelegen. Viele dieser Verträge laufen noch heute und müssen von den Versicherern erfüllt werden. Das wird immer schwieriger. Auf der Sucht nach rentablen Anlagen kaufte die Allianz kürzlich Immobilien von Aldi Süd. „Wir wollen das Immobilienvolumen der Allianz durch Investitionen in ertragsstarke Immobilien deutlich erhöhen“, sagt der Chef der Allianz Real Estate Germany, Stefan Brendgen.

Ob der Garantiezins gesenkt wird, hängt von der langfristigen Zinsentwicklung an den Finanzmärkten ab. Die Datenbasis für diese Entscheidung bilden die Umlaufrenditen zehnjähriger öffentlicher Anleihen. Aus den Daten der letzten zehn Jahre wird ein Mittelwert errechnet. Der Garantiezins darf 60 Prozent dieses Wertes nicht übersteigen.

60 Prozent des Mittelwerts wären derzeit 2,35 Prozent, hat Poweleit errechnet. Für seinen Branchendienst „Map-Report“ analysiert er regelmäßig die Renditen der Versicherer. „Wenn die Niedrigzinspolitik der Notenbanken so weitergeht, rutscht die Kontrollgröße im Laufe des nächsten Jahres unter 2,25 Prozent“, glaubt Poweleit. Und dann würde der Garantiezins sinken.

Den Anstoß für einen solchen Schritt gibt die Vereinigung der Versicherungsmathematiker, die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV). Die Aktuare sprechen jeweils am Jahresanfang eine Empfehlung für den Garantiezins aus, die Finanzaufsicht Bafin nimmt dazu Stellung, formal legt das Bundesfinanzministerium den Garantiezins fest. Für 2011 hatte die DAV Anfang dieses Jahres geraten, den Zins bei 2,25 Prozent zu belassen. Für 2012 könnte sich das ändern. „Wir werden die weitere Entwicklung der Zinsen in den nächsten drei Monaten beobachten“, sagte Henning Wergen von der DAV dem Tagesspiegel. „Dass wir dann Anfang nächsten Jahres für Verträge, die ab dem 1. Januar 2012 geschlossen werden, eine anderslautende Empfehlung abgeben, ist nicht auszuschließen.“ Heike Jahberg

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