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Wirtschaft: Karmann probt Neustart

Spezialist aus Osnabrück meldet Insolvenz an

Osnabrück - Der Osnabrücker Cabrio-Spezialist Karmann ist durch die schwere Autokrise und Sozialplanverpflichtungen zahlungsunfähig geworden. Am Mittwoch beantragte das Traditionsunternehmen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Davon betroffen sind nach Angaben der IG Metall und des Betriebsrats insgesamt 3470 Mitarbeiter. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Frankfurter Wirtschaftsprüfer Ottmar Hermann bestellt, der auch das Insolvenzverfahren des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann abgewickelt hatte.

Die niedersächsische Landesregierung signalisierte Unterstützung. „Das Land steht mit seinen Instrumenten der Wirtschaftsförderung für Gespräche zur Verfügung“, erklärte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). „Es ist jetzt vorrangig, dass trotz der Insolvenz eine Transfergesellschaft für die Beschäftigten zustande kommt.“ Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach von einem „enttäuschenden Tag“ für Karmann und einen „besonders bitteren Tag“ für die vielen hoch qualifizierten Beschäftigten.  Scharfe Kritik gab es von der Opposition und von Fachleuten. Die Landesregierung habe nie erkannt, dass sich in der Autoindustrie ein tiefgreifender Strukturwandel vollziehe und sei damit mitverantwortlich für die Insolvenz, sagte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Für die IG Metall war die Insolvenz vermeidbar. Das Verhalten der Gesellschafter habe zu dieser Entwicklung geführt. Mit zusätzlichem Kapital der Eigentümer wäre die Zahlungsunfähigkeit vermeidbar gewesen.    

Ziel der Insolvenz sei es, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter die neu strukturierte Karmann-Unternehmensgruppe in eine gesicherte Zukunft zu führen, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Das Sanierungskonzept vom September vergangenen Jahres hatte für das Geschäftsjahr 2009 noch ein ausgeglichenes Ergebnis vorgesehen. „Die weltweite Finanzkrise und der dramatische Einbruch der Automobilnachfrage hat die ursprüngliche Planung zunichte gemacht.“    Das Unternehmen betonte, im Kern sanierungsfähig und „praktisch frei von Bankkrediten“ zu sein. Karmann erwirtschaftete noch 2007 mit knapp 7000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Geplant war für die Zukunft ein Umsatz von nur noch 500 Millionen Euro und ein Kern von 2400 Mitarbeitern weltweit.dpa

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