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Bewerbung: Wie bei der Partnersuche

Bewerbungen bereiten oft Bauchschmerzen. Wie formuliert man das Anschreiben? Was gehört in den Lebenslauf? Was helfen kann: Versetzen Sie sich einfach mal in die Position des Chefs.

Letztlich kommt es auf eine gute Selbstvermarktung an. Wenn Dirk Marek eine Bewerbung auf den Schreibtisch bekommt, sieht er schnell, ob der Kandidat zum Unternehmen passt. Für die Metro AG sucht Marek Hochschulabsolventen, die eine Stelle in einer führenden Position übernehmen. Er blättert durch die Zeugnisse, überfliegt das Anschreiben, guckt sich den Lebenslauf an: „Die Bewerbung sollte so gestaltet sein, dass mir die Qualifikationen für eine ausgeschriebene Stelle sofort ins Auge fallen“, so Marek.

Neben guten Noten interessieren den Recruiter Studienrichtung, absolvierte Praktika und Auslandserfahrungen. „Ich möchte aber nicht nur erfahren, was die Bewerber alles gemacht haben, sondern auch ihre Beweggründe kennenlernen“, sagt er. Ein eigenständig organisiertes Praktikum im Ausland überzeuge ihn mehr als ein Studienaufenthalt in Australien, der von der Hochschule geplant wurde. „Da sehe ich, dass Bewerber motiviert und selbstständig sind.“

Eine Bewerbung zu verfassen, ist ein sensiblesThema. Es gilt, die von Personalchefs geforderten Standards zu verinnerlichen und sie geschickt mit Hinweisen auf den Lebenslauf zu verquicken. „Die Bewerbung ist die erste Arbeitsprobe“, sagt Karriere-Berater Christian Püttjer.

Eine umfassende Planung ist unbedingt erforderlich. Püttjer rät: „Am Anfang sollten Bewerber die Stellenausschreibung mit dem eigenen Profil abgleichen“ – und darüber nachdenken, welche Fähigkeiten sie mitbringen. Der Coach empfiehlt, mit dem Lebenslauf zu beginnen und bei jeder Station drei bis vier Tätigkeiten aufzulisten, mit denen man während eines Jobs oder Praktikums betraut wurde. Und schon habe man es schwarz auf weiß, was eigentlich in einem steckt.

Das Anschreiben gelingt so viel leichter, denn auch hier gilt es, die eigenen Stärken offensiv zu präsentieren – und zwar schon in den ersten Sätzen. Vor einigen Jahren noch war folgende Einstiegsfloskel üblich: „Ich interessiere mich für eine Stelle in Ihrem Unternehmen, weil Ihre internationale Ausrichtung zu meinem Lebenslauf passt.“ Der Satz bringt Personalchefs inzwischen zum Gähnen.

Christian Püttjer empfiehlt deshalb, die eigenen Kompetenzen zügig auf den Punkt zu bringen. Das geht zum Beispiel so: „Sehr geehrte Frau Zimmermann, wie telefonisch vereinbart, übersende ich Ihnen meine Bewerbungsunterlagen. Für das Traineeprogramm Vertrieb bringe ich umfangreiche Erfahrungen aus mehreren Praktika und Nebenjobs zur eigenständigen Finanzierung meines gesamten Studiums mit. Für die Baustoffhandel AG habe ich Angebote kalkuliert, Verkaufszahlen für Vertriebsmeetings aufgearbeitet und mehrmals an Marketing/Sales-Meetings teilgenommen. Bei der Sales GmbH & Co. KG habe ich den Außendienst durch telefonische Terminvereinbarungen und die Ausarbeitung von Präsentationsunterlagen unterstützt.“

Sorgen machen sich Bewerber häufig, wenn sie Brüche im Lebenslauf haben. Doch auch hier gibt es Tricks, Auszeiten oder den Wechsel des Studienfachs geschickt zu kaschieren: „Die Kunst ist, sich gekonnt zu präsentieren“, so Christian Püttjer. Ein wenig gleiche die Suche nach einem Arbeitgeber deshalb der Partnerwahl: Man muss herausfinden, wie man den anderen auf sich aufmerksam macht, ohne aufdringlich zu sein.

Andreas Steinhübel, der Coachings für Abteilungsleiter, Führungskräfte oder Hochschulabsolventen anbietet, sieht das etwas anders. Er empfiehlt Bewerbern, mit Schwächen offensiv umzugehen: „Sie sollten sich nicht zu sehr darauf konzentrieren, was Unternehmen von ihnen erwarten“, sagt er, „sondern auf das vertrauen, was Ihnen selbst gefällt.“

Das Problem: Weil es eine solche Fülle an Ratgebern gibt, verlassen sich viele auf die gleichen Standards. „Personalchefs merken den Unterlagen mittlerweile an, dass alle nach dem gleichen Muster gestrickt sind“, so Steinhübel. Diese Konformität wirke zwar professionell, könne aber langweilen. Doch Vorsicht: Der Versuch, besonders kreativ zu sein, geht auch gern mal nach hinten los.

Ist die Bewerbung geschrieben geht es um die Frage: Welche Verpackung ist die beste? Manche Bewerber setzen auf knallige Mappen. Oder sie wählen mehrschichtige Klappsysteme. Das kommt bei Personalchefs nicht immer gut an, denn solche Systeme nehmen bei der Durchsicht viel in Anspruch.

Das Gleiche gilt für Online-Bewerbungen. Auch hier müssen die Recruiter viel Zeit investieren, um die Datei-Anhänge herunterzuladen. Besser ist es, alle Dokumente in einer Zip-Datei zu bündeln. Das erleichtert dem Personaler die Arbeit und signalisiert: „Ich weiß, worauf es ankommt.“ Britta Mersch

Beitrag aus dem Magazin „Junge Karriere“

Britta Mersch

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