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Jobs & Karriere: Die Zukunft im Blick

Ingenieure und Mediziner werden in Berlin gesucht – auch Beratungsfirmen werben um Absolventen

Ärzte, Apotheker und Ingenieure haben derzeit hohe Chancen, in Berlin einen Job zu finden. Und auch für Geistes- und Naturwissenschaftler sieht es gut aus. „Für diese Berufsfelder sind aktuell im Raum Berlin jeweils über 100 offene Stellen gemeldet“, sagt Erik Benkendorf von der hiesigen Bundesagentur für Arbeit. Neben fachlichem Know-how sollten Bewerber vor allem eines mitbringen: soziale Kompetenz.

Hartnäckig halten Geisteswissenschaften ihren Ruf als „brotlose Kunst“. Wer Anglistik oder Literaturwissenschaft studiert, lernt keinen konkreten Beruf wie der Mediziner. Doch eines wird in ihrem Studium groß geschrieben: Schlüsselqualifikationen. Wer ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert hat, geht mit Team- und Kommunikationsfähigkeit, Organisationstalent und Kreativität aus der Uni. Und erfüllt damit die Anforderungen, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Benkendorf: „Mit Soft Skills ausgestattete Studienabgänger sind in vielen Berufsfeldern einsetzbar.“

So können Geisteswissenschaftler in Verlagen, der Marktforschung oder in Verbänden und Organisationen arbeiten. Auch Erwachsenenbildung ist ein Berufsfeld für Absolventen. „Einige Unternehmen beschäftigen eigene Coaches, die zum Beispiel Rhetorik-Seminare geben“, so Benkendorf, „jemand, der kommunikativ, kreativ und organisiert ist, ist durchaus interessant für solche Arbeitgeber.“

Und auch Naturwissenschaftler müssen nicht dem gängigen Bild folgend im Labor oder in der Natur landen. „Physiker oder Chemiker können im Beratungsfeld unterkommen“, so Benkendorf.

In der Unternehmensberatung haben klassischerweise BWL-Studenten oder Wirtschaftsinformatiker gute Chancen – doch auch hier sei die Zahl der Geisteswissenschaftler gestiegen, sagt Klaus Reiners vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU). Die Beraterteams würden heutzutage verstärkt mit Menschen aus verschiedenen Studienrichtungen besetzt. Die vielen verschiedenen Qualifikationen seien dabei der Vorteil. „Geisteswissenschaftler haben hohe analytische Fähigkeiten“, so Reiners. Kenntnisse in Betriebswirtschaft, die ihnen meist fehlen, müssen sie allerdings noch nachholen.

Berufsaspiranten rät Reiners, Bewerbungen nicht breit zu streuen, sondern gezielt zu schauen, in welchem Unternehmen sie arbeiten wollen. Auch sollten Praktika und Auslandsaufenthalte im Lebenslauf nicht einfach nur aufgezählt werden. „Die Personaler wollen den Mehrwert für das Unternehmen sehen.“

Auf approbierte Ärzte wartet nach dem Studium die Suche nach einer Weiterbildungsstelle zum Facharzt. „Momentan werden in fast allen Fächern Assistenten gesucht“, sagt Sascha Rudat von der Ärztekammer Berlin. Gute Chancen also, in das gewünschte Fach einzusteigen. „Nur in sehr speziellen Fächern wie der Rechtsmedizin kann es schwer werden“, so Rudat. Sehr stark gesucht werde in den emotional oft aufreibenden Fächern wie Psychotherapie.

Neben den Fachkenntnissen aus dem Studium spielen auch im Mediziner-Metier kommunikative und soziale Komponenten verstärkt eine Rolle. Rudat: „Vor allem in der Arzt-Patienten-Kommunikation müssen sich Ärzte heutzutage besonderen Herausforderungen stellen.“ Auch Teamfähigkeit sei wichtig und aufgrund flacherer Hierarchien die Kompetenz der Mitarbeiterführung. „Für diese Felder bietet die Ärztekammer Berlin mehrere Fortbildungen an“, so Rudat. „Junge Ärzte sollten diese Möglichkeit nutzen.“

Da gegenwärtig stark gesucht werde, können Bewerber oft unter zahlreichen Stellenausschreibungen beispielsweise im Deutschen Ärzteblatt wählen, meint Rudat. Auch persönliche Kontakte aus dem Praktischen Jahr können unter Umständen eine Rolle spielen.

Für Ingenieure sehen die Berufschancen seit langem gut aus. „In Berlin gibt es derzeit über 2800 offene Stellen“, so Sven Renkel vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Über ein Drittel davon richten sich an Absolventen der Fächer Maschinenbau und Fahrzeugbau.

Soft Skills werden bei Ingenieuren trotzdem gerne gesehen. „Sie müssen im Team arbeiten können und mit anderen Fachabteilungen zusammen“, so Renkel. Zudem benötigen Ingenieure Fremdsprachenkenntnisse. Und: „Betriebswirtschaftliches Know-how ist nicht verkehrt.“ Der Einstieg gelingt am besten über Praktika oder auch Abschlussarbeiten in Unternehmen. „Dadurch lernen Unternehmen potentielle Mitarbeiter vorab kennen und wissen, was der Nachwuchsingenieur kann“, so Renkel.

Absolventen auf Jobsuche rät Benkendorf zu einem Gespräch mit der Bundesagentur für Arbeit oder einen Blick in deren Internet-Jobbörse zu werfen, in der die Suche nach Studienrichtungen möglich ist. Und ansonsten: „Es lohnt, sich initiativ zu bewerben“, so Benkendorf.

Anja Brandt

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