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Jobs & Karriere: E-Learning macht Schule

Elektronische Fernlehrgänge kann man jederzeit und überall benutzen – das Angebot ist groß

Die Studienbriefe aus der Post holen, am Schreibtisch durcharbeiten und zur Korrektur in den Briefkasten stecken: Seit einigen Jahren wählen immer mehr Berufstätige die Vorzüge des Fernunterrichts. Ob nach dem Fußballspiel mit den Kindern am Wochenende oder nach Feierabend – eine Stunde mit den Lernbriefen lässt sich immer finden. Die Briefmarke für das Porto können sich Fernlerner in Zukunft ebenfalls sparen: Beim sogenannten „E-Learning“ dozieren Lehrer und Tutoren über Video am heimischen Computerbildschirm, Schüler diskutieren mit Seminarteilnehmern knifflige Fälle in interaktiven Foren und bilden virtuelle Lerngruppen.

Welche Bedeutung hat E-Learning?

Im Jahr 2000 wurde E-Learning in der Branche bereits als Revolution des Bildungswesens gefeiert. Doch die IT-Krise und pädagogische Mängel der ersten Lernprogramme schwächten den Hype ab. Inzwischen wird E-Learning wieder verstärkt in vielen Bereichen der Aus- und Weiterbildung eingesetzt. Die Lernphasen am Computer werden ergänzt durch Präsenzseminare am Lehrinstitut, als sogenanntes „Blended Learning“. Meist kommen die Seminar-Teilnehmer an ausgewählten Wochenenden zusammen, um gemeinsam die Schulbank zu drücken.

Auch große Bildungsanbieter setzen inzwischen verstärkt auf computergestütztes Lernen. Von den mehr als 2000 Fernlehrgängen in Deutschland klassifiziert die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) 70 Prozent als E-Learning. PC und Internet sind somit fester Bestandteil im Medienmix des modernen Fernunterrichts.

Wem nutzen solche Angebote?

Ein Viertel aller E-Learning-Kurse bilden zu Wirtschaftsthemen fort. Es folgen die Bereiche Schulbildung (17 Prozent) sowie Kreativität und Gesundheit (14 Prozent). Aber auch Fremdsprachen (9 Prozent) sowie Pädagogik und Psychologie (8 Prozent) gehören zum Angebot der insgesamt 336 Institute.

„Bei uns gibt es seit 2004 in jedem der rund 200 Lehrgänge eine E-Learning-Komponente", erklärt Okke Schlüter. Er ist pädagogischer Leiter der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD), einem der größten Anbieter für Fernlehrgänge in Deutschland. Doch: Reines elektronisches Büffeln gibt es bei der SGD dagegen kaum. „E-Learning macht dort Sinn, wo es um Faktenwissen geht oder wo auch die Anwendung am Computer passiert wie bei Programmiersprachen“, so Schlüter. „Bei anderen Kursen, gerade im technischen Bereich, sind Seminare vor Ort nicht wegzudenken.“

Insbesondere für Menschen, die PC und Internet Büchern als Wissensquelle vorziehen, ist E-Learning dagegen sinnvoll. Sie können durch interaktive Animationen komplexe Themen besser nachvollziehen als mit herkömmlichen Methoden. Weitere Vorteile sind die räumliche und zeitliche Flexibilität. Die Schüler können lernen, wann und soviel sie wollen. In einem gewissen Rahmen – denn Abgabetermine und Prüfungen lassen sich nicht verschieben. Daher fordert E-Learning in einem besonderen Maße Disziplin, Selbstorganisation und -motivation, zumal die Lernwilligen stets auf sich allein gestellt sind.

Wem die technische Ausstattung fehlt oder wer sich schwer im Umgang mit Computern tut, sollte sich die Methode gründlich überlegen. Denn sonst heißt es: Lernen vor dem Lernen. Allerdings haben die meisten Anbieter dafür Service-Mitarbeiter, die den Kunden im Fall der Fälle unterstützen.

Gibt es Vorteile im Vergleich mit dem klassischen Fernunterricht?

Online-Angebote können helfen, einen bedeutenden Nachteil von klassischen Fernkursen auszugleichen. Der lautet: Mangel an persönlichen Kontakten. Die Verbraucher-Experten der Stiftung Warentest nahmen zwei Monate lang an elf verschiedenen Englisch- und Spanischkursen im klassischen Fernunterricht teil. Das Ergebnis: Grammatik und Vokabeln lassen sich zwar aus den Lehrbriefen erlernen, nicht jedoch die gesprochene Sprache. Viele fühlten sich mit dem neuen Stoff allein gelassen. Dazu soll es im Darmstädter Zentrum für Fernstudien nicht kommen: Über den Online-Campus „waveLearn“ der Darmstädter Studiengemeinschaft können die Schüler aktuelle Informationen und Lernmaterialien downloaden. In speziellen Chatrooms können Live-Gespräche geführt und allgemeine oder kursbezogene Themen diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht werden. Auch virtuelle Sprechstunden und Seminare finden statt. Dort werden Teilnehmer live durch eine Konferenzschaltung zusammengeführt und lernen wie in einem Präsenzseminar mit dem Fernlehrer als Moderator – und sogar Fremdsprachen. „Wie auf einem realen Campus“, so Schlüter.

Auch der Anbieter IST-Studieninstitut, der auf die Bereiche Fitness und Wellness, Tourismus sowie Sport und Management spezialisiert ist, hat einen Online-Campus. Dort steht das Studienmaterial zum Download bereit und die Studierenden können sich für Prüfungen anmelden, den Eingang von Einsendearbeiten überprüfen, Noten einsehen oder die Kontaktdaten von Betreuern und Mitstudenten finden. In der Zukunft soll jeder Student sein eigenes Profil anlegen können und sich mit anderen in Foren austauschen. Weitere Einsatzgebiete sind vom Tutor betreute oder moderierte Chats oder virtuelle Klassenzimmer: „Hier kann der Dozent den Kursteilnehmern einzelne Aufgabestellungen vorgeben und die Lösungswege wiederum im Forum besprechen und diskutieren lassen“, erklärt Pressereferent Martin Müsken.

Was kostet E-Learning?

Ein Pluspunkt bei E-Learning sind zweifellos die ökonomischen Aspekte. Durch zeitliche und räumliche Unabhängigkeit sparen die Lernenden Zeit und Kosten für Fahrten zum Anbieter. Die Preise für Fernunterricht schwanken je nach Kurs, bewegen sich für gängige Kurse bei 120-130 Euro pro Monat.

Wie erkenne ich Qualität?

Die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht überprüft die Qualität der einzelnen Kurse und vergibt entsprechende Siegel und Zulassungsnummern für die Kurse. Das Siegel garantiert Kunden neben fachlichen und didaktischen Standards der Lerninhalte faire Vertragsbedingungen. Zusätzlich zu dieser Pflichtprüfung hat der Fernschulverband „Forum Distance E-Learning“ eine Norm entwickelt, die Anbieter für eine gute Organisation von der Kursentwicklung bis zur tutoriellen Betreuung durch kompetentes Personal auszeichnet. Doch Vorsicht: Diese Norm ist freiwillig, Mitglieder des Forums sind die Anbieter.

Christian Schnohr

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