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Englisch: Sprechen Sie Zukunft?

Warum Sie im Beruf ohne Englisch kaum noch Chancen haben

„Yes we can!“ Der Wahlkampfslogan des neuen US-Präsidenten Barack Obama steht nicht nur für seine persönliche Lebensgeschichte und für die Wirtschaftsmacht der Vereinigten Staaten. „Yes we can!“ ging als revolutionärer Ruf um die ganze Welt. Die drei Worte sind damit ein Beleg für die weltverbindende und -bewegende Macht von Sprache, der englischen Sprache.

„In English, please“, heißt es vor allem für junge Menschen in immer mehr Unternehmen. 40 Prozent der 18- bis 39-Jährigen kommen im Beruf nicht mehr ohne Fremdsprachen aus, das ergab eine neue Forsa-Studie. Unabhängig vom Alter ist jeder dritte Bundesbürger in seinem Job mindestens auf Grundwissen angewiesen. „Fremdsprachenkenntnisse sind heute deutlich wichtiger als noch vor 25 Jahren. Diese Entwicklung hat mit der Globalisierung zu tun, mit Unternehmen, die international aufgestellt sind“, sagt Jürgen Hesse, einer der bekanntesten Sachbuchautoren Deutschlands, der mit Christian Schrader mehr als 100 Berufsratgeber veröffentlicht hat. Schon heute haben Dutzende deutsche Konzerne, darunter Daimler, Siemens, Deutsche Bank und Tui, Englisch als Unternehmenssprache festgelegt.

In den meisten Unternehmen sind Englischkenntnisse so selbstverständlich wie der Führerschein. Wer die Weltsprache nicht beherrscht, landet höchstens auf dem Beifahrersitz. Wer das Steuer in den Händen halten will, muss Englisch beherrschen. So wie Klaus Kleinfeld: Nach seiner Zeit als Siemens-Chef hatte der Manager – auch dank seiner guten Englischkenntnisse – kein Problem, international durchzustarten. Heute ist der 51-Jährige Vorstandsvorsitzender des amerikanischen Aluminiumkonzerns Alcoa. Damit leitet der Deutsche eines der größten US-Unternehmen mit mehr als 100 000 Beschäftigten. Auch der weltgrößte Parfümhersteller mit Sitz an der New Yorker Park Avenue, Coty, wird von einem Deutschen mit exzellenten Sprachkenntnissen geleitet. Bernd Beetz führt seit 2001 den Konzern, zu dem die Marken Davidoff, Calvin Klein und Joop gehören.

Für Akademiker gibt es keine Ausreden oder Alternativen. Je höher der angestrebte Posten im Unternehmen, desto besser muss der Kandidat Englisch sprechen, das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Die Prüfer werteten 3000 Stellenanzeigen aus. Das Ergebnis ist deutlich: Unabhängig von der Branche erwarten Arbeitgeber ein „gutes“ Englisch. Für Jobs, die in der Firmenhierarchie weiter oben angesiedelt sind, sollten Bewerber die Weltsprache „sehr gut“, „verhandlungssicher“ oder „exzellent“ beherrschen.

Warum Unternehmen so viel wert auf die Sprachkompetenz ihrer Angestellten legen, zeigt die EU-Studie Elan. Fremdsprachenkenntnisse sind demnach bares Geld wert. Bei der Befragung von 2000 mittelständischen europäischen Unternehmen antworteten elf Prozent der Befragten (195 Unternehmen), dass ihnen viele Aufträge aufgrund mangelnder Fremdsprachenkenntnisse der Beschäftigten entgehen. Im Auftrag der Europäischen Kommission berechneten die Forscher, dass dadurch mindestens 945 000 kleine und mittelständische Unternehmen jeweils rund 108 000 Euro im Jahr verlieren.

Nicht nur in der Wirtschaft gilt: Englisch ist und bleibt die wichtigste Sprache der Welt. Für rund 300 bis 500 Millionen Menschen in Nordamerika, Großbritannien, Australien und Neuseeland ist Englisch die Muttersprache. In mehr als 40 weiteren Staaten hat Englisch den Status einer Amtssprache. Darunter sind Wachstumsregionen wie Indien, Südafrika und Singapur. In zahlreichen weiteren Ländern der Erde bringt es Englisch immerhin auf die Fremdsprache Nummer eins, so etwa in China, Japan und den Ländern der EU.

Die Deutschen sprechen ganz passabel Englisch. 56 Prozent der Bundesbürger können sich laut einer Studie der Europäischen Kommission auf Englisch unterhalten. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit im Mittelfeld. Die Spitzenpositionen belegen Schweden, Malta und Dänemark. In diesen drei Ländern sprechen neun von zehn Einwohnern Englisch.

Die Eroberung Europas und des Restes der Welt durch die englische Sprache begann im 17. Jahrhundert. Das britische Königreich gründete Kolonien in Australien, Amerika, Asien und Afrika – und verbreitete so die Sprache auf dem ganzen Globus. Der Sieg Großbritanniens und Amerikas im Zweiten Weltkrieg festigte den Status des Englischen als Weltsprache. Seit Ende der 50er Jahre war es vor allem die amerikanische Popkultur, die die Menschen begeisterte – McDonald''s und Coca-Cola eroberten die ganze Welt. In der Wissenschaft sorgten amerikanische und britische Eliteuniversitäten wie die University of Cambridge (83 Nobelpreisträger) und die University of Chicago (82) dafür, dass sich Englisch als Wissenschaftssprache durchsetzte.

Doch wie lange sollte man noch auf Englisch setzen? Wird die Weltsprache auch in Zukunft den Globus regieren?

Die Bevölkerungszahl in Europa schwindet. An Verbreitung verliert Englisch deshalb jedoch noch lange nicht. „Niemand von uns wird erleben, dass Englisch keine Bedeutung mehr als Weltsprache haben wird“, sagt Joachim Grzega, Sprachwissenschaftler an der Katholischen Universität Eichstätt. Hierfür sei neben der nach wie vor wichtigen Rolle der USA vor allem das Bevölkerungswachstum in Indien verantwortlich. Nach demografischen Hochrechnungen wird der Subkontinent in der zweiten Hälfte des 21.Jahrhunderts der bevölkerungsreichste Staat der Welt sein. „Indien wird die Rolle des Englischen sichern“, sagt Grzega.

Wer heute und künftig bei der Vergabe interessanter Jobs ein Wort mitreden will, sollte also Englisch können.

Mit „English? Yes we can!“ ist der Grundstein für einen guten Start gelegt.

Beitrag aus dem Magazin „Junge Karriere“

Massimo G. Bognanni

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