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Neuland. Excel gehört inzwischen zur Grundausstattung eines jeden Lebenslaufs, sagen Karriereexperten. Trotzdem haben viele Probleme mit dem Programm für Tabellenkalkulation. Und das Kursangebot boomt. Foto: Picture-Alliance

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Excel-Kurse: Formeln, Funktionen, Tabellen

Excel ist für viele noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Warum man es trotzdem lernen sollte

Als Veranstaltungsmanagerin des Projekts „Rohkunstbau“ hat Nicole Steuer derzeit alle Hände voll zu tun. Am 26. Juni beginnt die von der Böll-Stiftung organisierte Ausstellung im Potsdamer Schloss Marquardt. Bis dahin muss die 31-Jährige noch jede Menge erledigen – und dabei immer die Kosten im Blick behalten. „Der Excel-Kurs, den ich letztes Jahr besucht habe, kommt mir da zugute“, sagt Steuer. Die Schulung für das Tabellenkalkulationsprogramm dauerte eine Woche, sie war Teil ihrer zehnmonatigen Ausbildung zur Internationalen Veranstaltungsmanagerin, die vom Europäischen Sozialfonds gefördert wurde. „Der Kurs hat mir eine Vorstellung davon gegeben, was Excel alles kann. Wenn ich jetzt eine bestimmte Funktion brauche, schaue ich einfach bei Google nach.“

Nicht nur im Projektmanagement sind Tabellenkalkulationsprogramme ein unverzichtbares Hilfsmittel. Lehrer ermitteln mit Excel die Durchschnittsnoten ihrer Schüler, Forscher verwandeln Messwerte in anschauliche Diagramme, Selbstständige berechnen ihre Betriebskosten. Stellenausschreibungen für Bürojobs verlangen so gut wie immer Excel-Kenntnisse, in Buchhaltung und Controlling sind sie eine Selbstverständlichkeit. „Im Lebenslauf gehört Excel-Wissen mittlerweile zur Grundausstattung“, sagt die Karriereberaterin Svenja Hofert. „Wer heute 25 oder jünger ist, hat das Programm wahrscheinlich schon in der Schule oder im Studium kennengelernt.“ Bei älteren Arbeitnehmern bestehe dagegen teils noch erheblicher Nachholbedarf. Laut der Studie „Die digitale Gesellschaft“ von 2010 sind höchstens 15 Prozent der deutschen PC-Nutzer echte Excel-Profis und können problemlos mit Formeln, Funktionen und Charts jonglieren.

Wer Excel-Kenntnisse erwerben oder vertiefen möchte, findet ein umfangreiches Kursangebot vor. Anbieter sind vor allem Privatakademien, Volkshochschulen sowie die Industrie- und Handelskammern. In ihrem Spezialheft „Karriere 2011“ nahm die Stiftung Warentest deutschlandweit zehn Excel-Kurse für Fortgeschrittene unter die Lupe – mit durchwachsenen Ergebnissen. „In der Didaktik gab es nur wenig Schwächen“, berichtet die Ressortleiterin Weiterbildung, Nina Gerstenberg. Woran es hingegen haperte, waren die Vorab-Infos zu den Kursen. „Bei immerhin sieben der zehn Anbieter waren die Kundeninformationen von niedriger Qualität“, bemängelt Gerstenberg. Aus stichpunktartigen Inhaltsangaben wie „Arbeiten mit großen Tabellen / mehrere Tabellen und Mappen nutzen“ könnten Fortbildungswillige kaum ableiten, ob der Kurs das Richtige für sie sei.

Excel sei so umfangreich, dass Dozenten zwangsläufig Schwerpunkte setzen müssten. Und die können von Diagrammen und Formeln über Spezialfilter und Datenexport bis hin zur Makro-Programmierung reichen.

„Einen Fortgeschrittenenkurs sollte nur buchen, wer sichere Grundlagen in Excel mitbringt“, rät Nina Gerstenberg. Die eigenen Kenntnisse kann man auch vorab im Internet testen. „Bei Fragen zu Kursinhalten oder Übungsmöglichkeiten sollte man sich nicht scheuen, vorab beim Dozenten nachzufragen.“In ihrem Test verzichtete die Stiftung auf die übliche Benotung – zu unterschiedlich waren die Kursinhalte. Allgemein schnitten die Privatanbieter bei der Beantwortung individueller Teilnehmerfragen besser ab als die Volkshochschulen. Am meisten überzeugte die Tester der auch in Berlin vertretene Anbieter Mikro-Partner – unter anderem auch deshalb, weil der Excel-Fortgeschrittenenkurs viele praxisnahe Übungen enthielt.

Große Unterschiede gab es bei der Preisgestaltung: Die Privatakademien verlangten für einen zweitägigen Blockkurs zwischen 370 und 645 Euro, bei den Volkshochschulen lagen die Preise für Abend- und Wochenendkurse zwischen 75 und 150 Euro. Vergleicht man die im Testheft genannten Preise mit dem Angebot in Berlin, ergibt sich ein ähnliches Bild: Excel-Kurse kosten bei Anbietern wie Schöll oder The Campus rund 500 Euro, VHS-Seminare meist zwischen 50 und 100 Euro. Das Angebot an Einsteiger- und Aufbaukursen ist in der Hauptstadt groß: Die Datenbank it-fortbildung.com listet 36 private Bildungsträger, in der VHS-Kursdatenbank gibt es 64 Einträge zum Thema Excel, wobei die VHS Treptow-Köpenick mit Dutzenden Kursen vertreten ist. Schulungen gibt es in Berlin für die Excel-Versionen 2003, 2007 und 2010 – wobei die 2010er-Version den größten Funktionsumfang bietet.

An der VHS Charlottenburg-Wilmersdorf leitet Jens-Uwe Störmer mehrere Einsteiger- und Aufbaukurse. Die zweitägigen Seminare finden jeweils an Wochenenden statt. „Wir können nur einen Ausschnitt aus dem gesamten Excel-Wissen bieten“, sagt Störmer. „Ich möchte den Teilnehmern vermitteln, wie sie selbstständig mit dem Programm weiterarbeiten können.“ Im Grundkurs geht es um einfache Tabellen, Diagramme und Formeln, im Aufbaukurs um verschachtelte Funktionen für eine Hauskalkulation. „Zu uns kommen viele Leute, die in ihrer Firma plötzlich mit Excel arbeiten sollen, die aber keine Schulung bewilligt bekommen“, erzählt Störmer. „In diesem Fall sind die VHS-Preise natürlich von Vorteil.“

Einige Berliner Volkshochschulen und Privatakademien bieten den Europäischen Computerführerschein (ECDL) an, der auch Themen wie Textverarbeitung und Computer-Hardware abdeckt. „Bewerber mit ECDL werden zwar gerne genommen“, berichtet Jens-Uwe Störmer. „Wer aber nur Excel lernen will, für den macht der ECDL wenig Sinn.“ Auch Selbstlernkurse – sei es nun auf DVD oder online – sieht Störmer mit Skepsis: „Sie haben zwar den Vorteil, dass man die Geschwindigkeit der Übungen selbst bestimmen kann. Der Nachteil ist, dass man nicht direkt Fragen stellen kann, wenn man nicht mehr weiter weiß.“ Die Motivation sei in einem Kurs mit flexiblen Aufgabenstellungen auch ungleich höher, so Störmer.

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