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Jobs & Karriere: Ferien ohne Freiheit

Karrieristen verlernen, sich zu entspannen

Urlaub ist nicht automatisch erholsam. „Gerade bei Menschen, die beruflich sehr angespannt sind, besteht die Gefahr, dass sie den Stress mitnehmen“, sagt Götz Mundle, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. „Vor allem, wenn sie möglichst viel unternehmen wollen und die komplette Urlaubszeit durchplanen, kann der Urlaub selbst zum Stress werden“, warnte der Burnout-Experte aus Hornberg im Schwarzwald. Angesichts des Trends, häufiger, aber dafür kürzer Urlaub zu machen, sei es umso wichtiger, dass es tatsächlich Ruhephasen gibt, in denen Entspannung möglich ist. Gelingen diese Ruhephasen nicht, kann das ein Hinweis auf eine ernstzunehmende Burnout-Gefährdung sein.

„Wenn man es im Urlaub nicht mehr schafft, zur Ruhe zu kommen, und ruhige Phasen als quälend erlebt, ist das ein Warnsignal“, erläuterte der Geschäftsführer der Oberbergkliniken, die auf die Behandlung von Burnout spezialisiert sind. In den ersten Urlaubstagen seien Unruhe und Erschöpfungszustände nach einer stressigen Phase im Beruf nicht ungewöhnlich. „Man muss das annehmen und akzeptieren, dass man im Urlaub nicht ständig gut gelaunt ist.“ Wichtig sei, nicht in Aktivitäten zu flüchten. Wandern, Spaziergänge am Strand, aber auch Sport, Autogenes Training oder Yoga könnten dagegen entspannend sein.

Gehen Unruhe und schlechte Stimmung auch nach Tagen nicht vorbei, ist das ein Indiz dafür, dass etwas mit der „Work-Life-Balance“ nicht mehr stimmt. Dann empfiehlt es sich, mit Angehörigen oder Freunden über diese Beobachtungen zu sprechen, sagt Mundle. Wer an sich bemerkt, dass er nicht mehr abschalten kann, Schwierigkeiten hat, am Wochenende nicht an den Beruf zu denken oder sogar schon an Schlaf- oder Konzentrationsstörungen leidet, sollte bereits bei der Urlaubsplanung Konsequenzen ziehen: „Am besten unterhält man sich mit dem Partner oder mit Freunden, welche Form von Urlaub am entspannendsten für einen ist.“

Das kann individuell ganz unterschiedlich sein: „Die einen werden im Bayerischen Wald entspannt, die anderen unruhig“, erklärt Mundle. Wichtig bei die Wahl des Urlaubsortes und der Urlaubsform sei, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. „Man sollte darauf achten, was einem gut tut.“ Idealerweise ist der Urlaub wirklich für Freizeit reserviert und nicht nur für etwas weniger Arbeit: Handy, Notebook und Blackberry sollten Pause haben. „Wer unbedingt bestimmte Aufgaben erledigen muss, sollte das zeitlich genau begrenzen“, rät der Burnout-Experte – also zum Beispiel nur an einem bestimmten Tag in der Woche Telefonate führen oder E-Mails checken. „Noch günstiger ist es natürlich darauf ganz zu verzichten.“ Am besten komplett für zwei oder drei Wochen. dpa

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