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Jobs & Karriere: Gegen den Strom

Weiterbildung ist trotz Wirtschaftsflaute gefragt

Die Wirtschaftsflaute hat auch Auswirkungen auf das Interesse an Weiterbildung. „Es gibt eine fast gegenläufige Entwicklung“, sagt Anke Hanft vom Center für lebenslanges Lernen an der Universität Oldenburg. Auf der einen Seite gebe es den klassischen Weiterbildungsmarkt mit seminarförmigen Veranstaltungen, der vor allem von Unternehmen mit eher traditionell ausgerichteter Personalentwicklungsarbeit in Anspruch genommen wird. Er sei stärker konjunkturabhängig, weil in diesen Unternehmen bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten an Weiterbildung gespart werde, so die Wissenschaftlerin.

Dagegen sei zu erwarten, dass Weiterbildungsanbieter, die sich stark unternehmensbezogen ausrichten und für den jeweiligen Betrieb maßgeschneiderte Qualifizierungslösungen anbieten, von negativen Folgen eher verschont bleiben. „Wenn es den Betrieben schlecht geht, wächst der Bedarf an grundlegenden Veränderungen und an Qualifizierungen, die an Veränderungsprozesse gekoppelt sind.“ Gerade bei innovativen mittelständischen Unternehmen sei das Interesse groß, Krisenzeiten zu nutzen, um sich noch besser aufzustellen. Darüber hinaus seien kompetente Mitarbeiter vor dem Hintergrund des sich bereits abzeichnenden Fachkräftemangels ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.

Konjunkturell schwache Zeiten könnten deshalb gut für die Qualifizierung von Mitarbeitern genutzt werden. Gerade wenn keine Überstunden anstehen und nicht ständig bis zum Anschlag gearbeitet werden muss, gibt es Kapazitäten dafür. „Das kann bis zu einem berufsbegleitenden Studium reichen“, sagte Hanft. „In Phasen der Flaute lassen sich dann manchmal statt den vorgesehenen drei gleich fünf Module schaffen, wenn die Studienangebote entsprechend flexibel organisiert sind.“ Solche Möglichkeiten werden insbesondere von jüngeren Nachwuchskräften geschätzt, die verstärkt Weiterentwicklungsmöglichkeiten nachfragen und ihre Arbeitergeberwahl auch davon abhängig machen.

„Letztlich wird jedes Unternehmen seine eigenen Strategien entwickeln“, sagte Hanft. „In Branchen, die den Innovationsdruck weniger spüren, wird sicherlich an Weiterbildung gespart werden.“ Für Arbeitnehmer sei es in jedem Fall vernünftig, auch in schwierigen Zeiten an die eigene Qualifizierung zu denken. Schließlich nutze das der eigenen „Employability“, also der Chance, eine Stelle zu bekommen oder sie zu behalten. „Aber auch Unternehmen sollten daran interessiert sein“, so die Wissenschaftlerin. „Diejenigen, die kein Gespür dafür haben, sind langfristig schlecht beraten.“ Andreas Heimann (dpa)

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