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KARRIERE Frage: an Jürgen Hesse Büro für Berufsstrategie

Wie komme ich zu meinem Zeugnis?

Ich war mehrere Jahre in einer Firma beschäftigt. Vor kurzem wurde mir ein besserer Job angeboten. Als ich kündigte und meinen Chef um ein Zeugnis bat, schlug er mir vor, selbst einen Entwurf zu verfassen, da er in den nächsten Wochen unter Zeitdruck stehe. Wie soll ich reagieren? Habe ich kein Recht auf eine Arbeitszeugnis?

Ohne meinen juristischen Kollegen ins Handwerk pfuschen zu wollen: Als Arbeitnehmer, insbesondere wenn Sie gekündigt haben, steht Ihnen ein Arbeitszeugnis zu. Es ist fällig zu Beginn der Kündigungsfrist.

Nun haben Sie bereits einen neuen Arbeitsplatz erobert und stehen nicht unter dem besonderem Druck, auf Papier den Beweis erbringen zu müssen, wie zufrieden Ihr bisheriger Arbeitgeber mit Ihnen gewesen ist. In der Tat, Arbeitszeugnisse auszustellen, ist nicht gerade die Lieblingsbeschäftigung von Vorgesetzten, Personalern und großen wie kleinen Chefs. Nicht selten fordern sie ihre Mitarbeiter auf, selbst einen Entwurf zu verfassen. Für den ungeübten Arbeitnehmer kann das allerdings eine ziemlich mühevolle Herausforderung sein, an der nicht wenige scheitern.

Sie kopieren irgendwelche, scheinbar passende Textbausteine von Vorlagen aus dem Internet ab, ohne zu wissen, welche Bedeutung sich hinter bestimmten Formulierungen versteckt – und geben sich auf diese Weise selbst ein schlechtes Arbeitszeugnis. Besser wäre aber der Gang zum Profi, denn an sich bietet die Aufforderung, einen Entwurf selbst zu schreiben, auch eine Riesenchance – wenn man sie zu nutzen weiß.

Doch Risiko und Chance liegen dicht beieinander: Wohlwollend und wahr soll das Zeugnis sein und keine Behinderung für die berufliche Zukunft darstellen, schreibt der Gesetzgeber vor. Daraus haben Arbeitgeber einen Code entwickelt: Auf diese Weise bringen sie freundlich klingende Worte zu Papier, die aber auch geradezu das Gegenteil signalisieren können, von dem, was man gemeinhin daraus lesen würde. Pech für Sie, wenn Sie sich selbst so ein unmögliches Zeugnis ausstellen.

Die Konsultation eines Experten kostet zwar Geld, erhöht aber die Chance, ein vernünftiges, glaubwürdiges, positives Arbeitszeugnis zu bekommen. Und darauf kommt es an: Gut und glaubwürdig sollte es sein. Vielleicht fragen Sie Ihren Chef, ob er sich an den Kosten (zwischen 50 und 150 Euro) beteiligen mag, wenn Sie ihm schon einen großen Teil der Arbeit auf diese Weise abnehmen. Viel Erfolg! Foto: Promo

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an Jürgen Hesse

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