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Online-Bewerbung: Nicht so eilig

Wie man sich Online bewirbt: Tipps des Bewerbungsberaters Gerhard Winkler.

Behandeln Sie Ihre Bewerbung per Internet genauso sorgfältig wie eine Papierbewerbung und setzen Sie auf Schlüsselwörter, rät der Bewerbungsberater Gerhard Winkler.

Als Jäger von Praktika oder Einstiegspositionen machen Sie Firmen-Webseiten zu Ihren bevorzugten Jagdgründen. Gibt es dort Online-Bewerbungsformulare und scheitern Ihre listenreichen und beharrlichen Versuche, sich die Namen, Telefonnummern und Mailadressen von Zielpersonen zu verschaffen, dann steht Ihnen der lange Marsch durch das Formular bevor. Achten Sie beim Ausfüllen auf die Tücken jeder Online-Bewerbung: Je kürzer das Formular ist, je weniger zielgerichtet die Fragen formuliert sind, desto eher ist das Ganze ein Datenfriedhof. Der angebliche Bewerberservice dient dann oft als reines Bewerberabwehrsystem. Lieblose Seiten, herzlose Abfragen im Stil von „Fällt Ihnen sonst etwas ein, was Sie uns mitteilen wollen?“ verweisen jedenfalls nicht auf Arbeitgeber, die ihren Nachwuchs adäquat begrüßen.

Formulieren Sie einen kurzen Anreißertext: Absolventin BWL, Diplom 1.5, erste Marketingpraxis bei Titleist Europe ltd. (London), möchte zu Ihnen. Wem darf ich begründen weshalb? Geben Sie diesen Text in das Feld „Warum bewerben Sie sich bei uns?“ ein und schicken Sie ihn mit Ihren Kontaktdaten ab.

Atmen Sie auf, wenn die Fragen klar auf die Profile Studierender, Absolventen oder Einsteiger zugeschnitten sind und genug Raum für die Antworten vorhanden ist. Falls die Online-Erhebung erlaubt, sich umfassend zu präsentieren, nutzen Sie die Chance, alle Ihre Aktivitäten rings um Brot- und Wissenserwerb, Ihren Einsatz und Ihre Verdienste in vielen starken Stichworten zu präsentieren.

Speichern Sie beim ersten Gang durch ein Online-Formular sämtliche Seiten. Geben Sie in alle Pflichtfelder beliebigen Fülltext ein, sonst kommen Sie nicht zur nächsten Maske. Brechen Sie dann die Bewerbung ab. Analysieren Sie die Fragen offline und tragen Sie Ihre Antworten in aller Ruhe zusammen – zum Beispiel in ein Word-Dokument. Sie haben alle Zeit der Welt für Ihre Formularbewerbung. Achten Sie genauso auf Rechtschreibfehler und Formulierungen wie in einer Papierbewerbung.

Ist Ihre Antwort kürzer als die Frage, werden Sie nicht punkten. Wie umfangreich Sie antworten, hängt von der erlaubten Zeilenzahl eines Datenfeldes ab. Ein Anschreiben texten, einen Lebenslauf aufbauen, eine Bewerbergeschichte entwickeln heißt immer Informationsreduktion. Beim Bewerben per Formular gibt der Web-Entwickler dagegen die maximale Textlänge vor. Wozu sich kürzer fassen, wenn mehr Stichwörter zugleich mehr Schlüsselwörter bedeuten?

Der Sachverstand sagt Ihnen, wie ein Jobanbieter die Datenfelder gewichtet. Fehlende Hobbys und Interessen schmälern nicht Ihre Jobchancen. Fehlen von Engagement oder Mitgliedschaften aber schon. Ihre Mitbewerberin war schon als Studentin „Mitglied, Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V.“. Was halten Sie dem entgegen?

Ihre Formular-Bewerbung ist keine Präsentation. Geben Sie deshalb in Online-Eingabemasken niemals Volltext ein. Füllen Sie den verfügbaren Platz bis zum Gehtnichtmehr mit Stichwörtern auf. Die Beachtung des Personalers findet Ihr Datensatz nur dann, wenn er den Abfragekriterien entspricht. Wichtige Schlüsselbegriffe sind Zahlen, Namen, Bezeichnungen.

Machen Sie sich klar: Welche Wörter kleben an einer Positions- und Berufsbeschreibung? Als Türöffner eignen sich Studienschwerpunkte, Fach- und Wissensgebiete, Noten, Auflistungen von Aufgaben, Zuständigkeiten, Leistungen, Namen von Organisationen, Ländern und Städten, Fremdsprachen, IT-Kenntnisse, Mitgliedschaften in Berufsverbänden und Standesorganisationen.

Personaler leiten die persönlichen Qualitäten eines Jobkandidaten nicht aus dessen Selbstaussagen, sondern aus seinen Taten und Leistungen sowie aus Empfehlungsschreiben vertrauenswürdiger Dritter ab. Manche Rekrutierer leben allerdings auf einem eigenen Stern. Vielleicht filtern ihre Online-Masken deshalb Top-Bewerber nach Kriterien wie „Belastbarkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Motivation, Flexibilität“ raus. Im Gegensatz zur selbstgesteuerten Bewerbung gilt: Mischen Sie in Ihre Formular-Angaben reichlich Bewerberstärke. Ihr Formulareintrag geht nicht an eine Person, sondern an eine Datenmaschine. Finden Sie heraus, wie viel Platz Sie haben, um mehr über sich selbst und Ihre Bewerbungsgründe zu schreiben. Schreiben Sie Ihre Bewerbergeschichte, also den Abriss Ihres Werdegangs, auf. Kopieren Sie diesen Text in das Eingabefeld. Denn auch hier sucht die Maschine nach verknüpften Begriffen. Falls Ihr Qualifikationsprofil stimmt, wimmelt Ihre Bewerbergeschichte geradezu von Schlüsselwörtern.

Laden Sie, auch wenn nur Nachweise und Zeugnisse erbeten sind, immer auch Ihren Lebenslauf, ein Anschreiben und Ihr Bewerberporträt hoch. Denn sie machen Ihre Präsentation aus. Und: Gelingt Ihnen diese, treffen Sie genau ins Ziel. Karriere-Magazin

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