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Polizistinnen: Jung, sportlich, sozial

Mehr als jeder dritte Polizist ist heute eine Frau. Bewerberinnen müssen körperlich fit und gebildet sein - und Teamgeist haben.

Ob sie sich wieder für ihren Beruf entscheiden würde? Für Erika Krause-Schöne ist die Antwort klar: „Ja, unbedingt.“ Krause-Schöne ist Polizeioberkommissarin bei der Bundespolizei in Rostock. Als stellvertretende Dienstgruppenleiterin ist die Vollzugsbeamtin für 20 Kollegen verantwortlich: Sie koordiniert deren Einsätze mit, nimmt rechtliche Prüfungen vor, spricht sich mit der Staatsanwaltschaft oder dem haftprüfenden Richter ab. Diese Vielfalt reizt die stellvertretende Bundesfrauenvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auch noch nach fast zwei Jahrzehnten im Dienst. „Ich habe mit vielen unterschiedlichen Charakteren aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten zu tun“, sagt Krause-Schöne.

Die positiven Begegnungen mit anderen Menschen und die abwechslungsreiche Arbeit lassen sie die Schattenseiten ihres Jobs leichter wegstecken: etwa Beschimpfungen als „Beamtensau“ oder der Anblick eines tödlich verunglückten Autofahrers. „Man muss lernen, damit umzugehen“, sagt die 40-Jährige. Am wichtigsten sei ihr als Polizistin das Gefühl, gebraucht zu werden.

Die Polizei, dein Freund und Helfer: Das sei nach wie vor das Motiv vieler Frauen, sich als Beamtenanwärterin zu bewerben, sagt Birgit Höhn, Berufsberaterin bei der sächsischen Polizei in Dresden. Verschiedenen Schätzungen zufolge sind deutschlandweit inzwischen 30 bis 40 Prozent der Polizisten weiblich. „Ein starkes Rechtsempfinden, ein Fürsorgeverhalten und den Wunsch, sich für Schwächere einsetzen zu wollen“ hat Höhn bei den Bewerberinnen ausgemacht. Die meisten seien hoch motiviert und brächten viel Engagement und Energie mit.

Die Ausbildung bei der Polizei ist hart, da sind sich Krause-Schöne und Höhn einig. Viel Sport, viele Wochenenddienste und Fächer wie Staatsrecht, Verwaltungsrecht oder Psychologie müssen die angehenden Beamten durchstehen. Auch vorher gibt es Hürden: Bewerber für den mittleren Dienst müssen, je nach Bundesland, 16 oder 17, höchstens 24 bis 26 Jahre alt sein. Wer kleiner als 1,65 Meter ist, hat auch als Frau bei der Landespolizei in Sachsen keine Chance. Bei der Bundespolizei müssen Frauen mindestens 1,63 groß sein. Obergrenze sind 1,95 Meter.

Mindestens den Realschulabschluss sollten Bewerberinnen vorweisen und in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Gute Noten in Deutsch, Englisch, Mathematik und ein breites Allgemeinwissen hält Gewerkschafterin Krause-Schöne für wichtig. Die Bewerberinnen dürfen nicht vorbestraft und müssen Deutsche oder EU-Bürger sein. Jessica Seifert hat diese Voraussetzungen erfüllt – und auch ganz andere: Die 26-Jährige wurde vor kurzem zur „Misses Germany“ gewählt und hat damit bewiesen, dass Polizistinnen auch Schönheitswettbewerbe gewinnen können.

Einstellungsberaterin Höhn hat beobachtet, dass Frauen beim Eignungstest, der nach der Bewerbung und vor der Einstellung zu absolvieren ist, im Sport oft sehr gut abschneiden. „Ich schätze, dass 80 Prozent unserer Bewerberinnen Sportlerinnen sind.“ Daneben bringen sie etwas mit, was bei der Polizei ganz wichtig sei: großen Teamgeist.

Die Ausbildung dauert, je nach Bundesland, zwei bis zweieinhalb Jahre. Die Anwärter erhalten als Beamte und Beamtinnen auf Widerruf Anwärterbezüge. Der monatliche Grundbetrag liegt in den alten Bundesländern bei 817, in den neuen bei 756 Euro. Dazu kommen Familienzuschlag und vermögenswirksame Leistungen. Auch die Bewerbungsverfahren und die erforderlichen Unterlagen unterscheiden sich je nach Bundesland. Die Expertinnen von Polizei und Gewerkschaft raten daher, sich bei den jeweiligen Landespolizeien beziehungsweise bei der Bundespolizei im Internet zu informieren.

Nach der Ausbildung stehen den Absolventen viele Wege offen, etwa bei der Schutz-, der Bereitschafts- oder der Kriminalpolizei. Besonders beliebt bei Frauen sind laut Berufsberaterin Höhn Pferde- oder Diensthundestaffeln. „Wir haben aber auch Hubschrauberpilotinnen, Wasserwerferführerinnen und Kapitäninnen“, ergänzt GdP-Frau Krause-Schöne. Wo immer es möglich sei, werde auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geachtet. Die Aussicht auf Schichtdienst, eventuell ein Leben lang, habe sie jedenfalls nicht abgeschreckt, sagt die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes. (dpa)

www.polizei.de www.gdp.de/gdp/gdpcms.nsf/id/frauengru www.dpolg.de/front_content.php?idcat=24&currentmenue

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