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Vorsorge: Bildung in Krisenzeiten macht Arbeitsplatz sicherer

Arbeitnehmer denken verstärkt über Fortbildung nach. Das liegt auch an der Krise.

War vor einem halben Jahr noch der Fachkräftemangel das beherrschende Thema, ist es jetzt die Krise. „Wenn sie so schnell geht, wie sie zu uns gekommen ist, wird das andere Thema bleiben und Investitionen in Weiterbildung sind gefragt“, fasst Kai Probst, Geschäftsführer der Tüv Süd Akademie in München, die Haltung seiner Kunden zusammen. Die Akademie hat im vergangenen Jahr bundesweit 90 000 Teilnehmer in unterschiedlichen Maßnahmen geschult. Nichts deute darauf hin, dass es in 2009 weniger werden. „Bis auf ein Training für einen Automobilzulieferer hatten wir bisher weder Verschiebungen noch Stornierungen“, sagt Probst.

Viele Arbeitnehmer investieren in Krisenzeiten in ihre Weiterbildung, um als Arbeitskraft attraktiv zu bleiben. Laut einer repräsentativen Umfrage der forsa Gesellschaft für Sozialforschung im Auftrag des Fernlerninstituts ILS (Institut für Lernsysteme), denkt jeder dritte Arbeitnehmer seit Beginn der Wirtschaftskrise verstärkt über eine berufliche Weiterbildung nach. In der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren ist es sogar fast jeder zweite.

Von diesem Bildungsengagement profitieren Fernlerninstitute wie das ILS: „Gegenüber dem Vorjahr haben wir die Anmeldezahlen um 25 Prozent gesteigert“, erklärt Dörte Giebel, ILS-Sprecherin in Hamburg. Der Boom sei eindeutig auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen. Der Trend gehe zu staatlichen oder öffentlich-rechtlichen Abschlüssen, etwa von der IHK. Neben betriebswirtschaftlichen Lehrgängen nehmen der Gesundheitsbereich und die Persönlichkeitsbildung zu.

„Wer seinen Arbeitsplatz schützen will, muss Kompetenzen sammeln“, betont auch Kai Probst. Es sei auch Aufgabe des einzelnen Mitarbeiters, sich mit seinen beruflichen Zielen und dem persönlichen Weiterbildungsbedarf zu befassen. Wer damit in die Personalentwicklung oder zu seinem Fachvorgesetzten geht und deutlich macht, was die Maßnahme dem Unternehmen bringt, finde in der Regel Gehör: „Der Mitarbeiter gibt einen Teil seines Urlaubs, das Unternehmen übernimmt die Kosten, diese Kombination findet immer mehr Anhänger.“    Aber auch wer seine Weiterbildung selbst organisiert und bezahlt, sollte das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen, rät Dörte Giebel. „Weiterbildungsbereitschaft wird grundsätzlich positiv bewertet, umso mehr, wenn sie Wissenslücken im Unternehmen schließt.“ Allerdings sollte der Mitarbeiter darauf achten, dass die Maßnahme zu seiner Persönlichkeit passt. „Es braucht Motivation, sich parallel zum Beruf weiterzubilden.“

Gerade um diese Doppelbelastung sieht es in wirtschaftlich guten Zeiten schwierig aus: Wenn die Mitarbeiter Arbeitszeiten von 50 Stunden und mehr haben, kommt das Lernen oft zu kurz. Insofern könne die Krise auch eine Chance sein, Versäumtes nachzuholen und sich für neue Zeiten zu wappnen, meint Seufert. „Die Automobilbranche wird nach der Krise anders aussehen als davor. Das wird Konsequenzen für viele Zulieferer haben. Darauf sollten sie sich vorbereiten.“ Wichtig ist, die Weiterbildungsmaßnahme genau auszuwählen und sie intern oder per E-Learning zu begleiten.

Deike Uhtenwoldt (dpa)

Deike Uhtenwoldt (dpa)

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