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Wirtschaft: Karstadt greift nach Thomas Cook

Lufthansa stimmt dem Ausstieg beim Touristikkonzern zu und behält nur die Ferienfluggesellschaft Condor

Frankfurt am Main - Karstadt-Quelle macht den entscheidenden Schritt zur angestrebten Vollübernahme des zweitgrößten europäischen Touristikkonzerns Thomas Cook. Vorstandschef Thomas Middelhoff habe bei einem Treffen mit Lufthansa-Konzernlenker Wolfgang Mayrhuber grundsätzliche Übereinkunft über die Entflechtung von Thomas Cook erzielt, erfuhr das Handelsblatt aus Finanz- und Unternehmenskreisen.

Demnach werde Lufthansa seinen 50-prozentigen Thomas-Cook-Anteil an Karstadt-Quelle verkaufen und die Ferienfluggesellschaft Condor, die bisher bei Thomas Cook integriert ist, wieder unter das eigene Konzerndach zurückführen. Karstadt-Quelle, bisher ebenfalls 50-Prozent-Eigner des Reisekonzerns, werde für die Komplettübernahme einen mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbetrag an Lufthansa zahlen, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Der neue Lufthansa-Finanzvorstand Stephan Gemkow solle das Geschäft mit seinem Pendant bei Karstadt-Quelle, Harald Pinger, in den nächsten Wochen abschließen, hieß es. Unter anderem müsse noch geklärt werden, welche Grundauslastung Thomas Cook der Condor aus dem eigenen Reisegeschäft garantieren könne. Bisher wird der Löwenanteil der 36 Condor- Flugzeuge mit Urlaubern der konzerneigenen Reiseveranstalter bestückt. Nach Abschluss der Detailverhandlungen soll die Entflechtung im zweiten Halbjahr 2006 über die Bühne gehen. Ein Karstadt- Quelle-Sprecher sagte auf Anfrage, dies seien Spekulationen, zu denen er keine Stellung nehmen wolle. Man werde in Sachen Thomas Cook „zu gegebener Zeit etwas sagen“. Ein Lufthansa-Sprecher sagte, zurzeit würden keine Gespräche über einen Rückzug bei Thomas Cook geführt.

Mit der Herauslösung der Condor würde die Ära des vertikal integrierten Tourismuskonzerns beendet, dessen „schrittweisen Abschied“ der neue Thomas-Cook-Chef Thomas Holtrop bereits angekündigt hat. Er folgt damit den Plänen seines Aufsichtsratschefs Middelhoff. Der Karstadt-Chef will den Reisekonzern rund um die Hauptmarke Neckermann verschlanken und ohne eigene Fluggesellschaften betreiben, weil deren Jets viel Kapital binden.

Die hohen Verluste der Condor nach der Jahrtausendwende hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass Thomas Cook Ende 2003 an den Rand der Insolvenz geraten war. Seither arbeiten die Nachfolger des einst von Lufthansa installierten Thomas-Cook-Chefs Stefan Pichler erfolgreich an der Sanierung des Konzerns. Mit seinen drei Fluggesellschaften, 38 Reiseveranstaltern und rund 70000 kontrollierten Hotelbetten erzielte der Konzern im Vorjahr 7,7 Milliarden Euro Umsatz und wies erstmals nach vier verlustreichen Jahren wieder einen Gewinn vor Zinsen und Steuern in Höhe von 179 Millionen Euro aus. ebe/rob (HB)

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