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Wirtschaft: Karstadt lehnt Verdi-Angebot ab Gewerkschaft macht Zugeständnisse bei Personalkosten – dem Vorstand gehen sie aber nicht weit genug

Berlin/Essen - Mit Mahnwachen und Unterschriftenaktionen vor Warenhäusern in ganz Deutschland haben die Karstadt-Mitarbeiter am Mittwoch gegen die Sanierungspläne von Karstadt-QuelleChef Christoph Achenbach protestiert. Über die verhandeln die Gewerkschaft Verdi und die Konzernleitung seit Montag, aber konnten sich seither kaum annähern.

Berlin/Essen - Mit Mahnwachen und Unterschriftenaktionen vor Warenhäusern in ganz Deutschland haben die Karstadt-Mitarbeiter am Mittwoch gegen die Sanierungspläne von Karstadt-QuelleChef Christoph Achenbach protestiert. Über die verhandeln die Gewerkschaft Verdi und die Konzernleitung seit Montag, aber konnten sich seither kaum annähern. „Die Gespräche haben seit heute Nachmittag keine spürbaren Fotschritte gemacht“, sagte Verdi-Sprecher Harald Reutter auch am Mittwochabend. Die Verhandlungen sollten bis mindestens Mitternacht weitergehen.

Ein Angebot der Arbeitnehmerseite über Einsparungen im Personalbereich von rund 480 Millionen Euro, das am Mittwochabend laut Verdi um „ein paar Millionen“ aufgestockt wurde, lehnte die Karstadt-Konzernleitung ab. Das Sparpaket von Verdi beinhaltet den Verzicht auf übertarifliche Leistungen wie Sonderurlaub und Prämien sowie Arbeitszeitverkürzungen mit entsprechenden Lohneinbußen. Dafür verlangt die Gewerkschaft eine Beschäftigungsgarantie.

Karstadt-QuelleSprecher Jörg Howe sagte, Verdis Angebot sei unzureichend. „Wir müssen eine Einsparsumme von 500 Millionen Euro erreichen“, so Howe. Dies sei nicht verhandelbar. Verdi-Sprecher Reutter reagierte mit Unverständnis: „Es mutet schon ein wenig seltsam an, wenn man einerseits behauptet, man will verhandeln, und andererseits eine Summe festlegt und sagt, darüber wird nicht diskutiert.“

Der Chef der Karstadt Warenhaus AG, Helmut Merkel, hat angekündigt, dass bei den Warenhäusern im Verwaltungsbereich 3000 Stellen abgebaut werden sollen. Streichungen beim Verkaufspersonal werde es aber nicht geben, sagte Merkel dem Magazin „Capital“. Am Vortag hatte es von Seiten des Konzerns noch geheißen, dass bei einem entsprechenden Entgegenkommen der Arbeitnehmer auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden könnte. „Dieses Hin und Her dokumentiert, dass die Verhandlungssituation derzeit ziemlich undurchsichtig ist“, hieß es bei Verdi. Wie der von Merkel angekündigte Stellenabbau umgesetzt werden soll, ist noch unklar. Verdi hat vorgeschlagen, die Beschäftigten der Verwaltung umzuschulen und im Verkauf einzusetzen. Die Arbeitgeberseite lehnt das ab. Aber es gebe sicher die Möglichkeit, den Stellenabbau über Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen zu gestalten, sagte Konzernsprecher Howe.

Verdis Kernforderung bleibt, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Das gelte ebenfalls für die 77 kleineren Filialen, die zum Verkauf stehen. „Auch hier wollen wir eine Garantie, dass mögliche Käufer das Personal übernehmen und weiterhin nach Tarif bezahlen“, sagte Reutter. Karstadt-Quelle-Sprecher Howe machte allerdings deutlich, dass der Konzern „betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen kann“.

Im Versandbereich hat Karstadt- Quelle laut Verdi noch nicht einmal Grundzüge seiner Einsparpläne offen gelegt. Daher habe die Arbeitnehmerseite dort noch keine eigenen Gegenvorschläge präsentiert. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen will der Konzern bis zum Jahr 2007 im Versandhandel weitere 250 Millionen Euro einsparen. Das könnte die Verhandlungen erschweren – dabei soll bis zum heutigen Donnerstag eine endgültige Einigung über den Beschäftigungspakt vorliegen. Dann trifft sich der Aufsichtsrat, um über eine außerordentliche Hauptversammlung zu beschließen. Auf der sollen die Aktionäre einer Kapitalerhöhung von 500 Millionen Euro zustimmen. Wenn die Verhandlungen zu keinem Ergebnis kommen, stehe sowohl die Unterstützung der Aktionäre als auch der Banken für die Sanierung des Konzerns auf dem Spiel, hieß es aus verhandlungsnahen Kreisen.

Dagmar Rosenfeld

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