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Wirtschaft: Karstadt-Quelle rechnet sich die Zahlen schön

Einzelhandelskonzern steigert Umsatz nach gutem Weihnachtsgeschäft / Versandtochter Neckermann.de nicht berücksichtigt

Berlin - Das Weihnachtsgeschäft hat dem Einzelhandelskonzern Karstadt-Quelle im vierten Quartal erstmals wieder eine leichte Umsatzsteigerung beschert. Im kriselnden Versandhandelsgeschäft konnte der Umsatzrückgang zumindest gebremst werden, wie der Konzern am Montag mitteilte. Allerdings gelang das nur mit Hilfe eines kleinen Kunstgriffes: Die Versandhandelstochter Neckermann.de, die im Herbst an die Börse gebracht werden soll, hat Karstadt-Quelle in der Bilanz nicht mehr berücksichtigt. In Finanzkreisen wurde das mit deutlichen Worten kritisiert. „Karstadt hat sich die Zahlen schön gerechnet“, sagte ein Analyst. Tatsächlich sei der Versandhandel von Wachstum weit entfernt. Ein anderer sprach von einem „Verschiebebahnhof“.

Wegen der anhaltenden Schwäche im Versandgeschäft hatte Karstadt-Quelle zum Halbjahr die Ergebnisprognose senken müssen. Vor allem im Universalversand, zu dem Quelle und Neckermann.de gehören, hatte der Einzelhändler die Erwartungen nicht erfüllt. Ende November zog der Konzern die Reißleine und gab die Trennung von Teilen des Versandgeschäfts bekannt.

Die Pressemitteilung vom Montag liest sich deutlich optimistischer. „Der Versandhandel konnte sich im vierten Quartal stabilisieren und zeigt eine sich im Jahresverlauf stetig verbessernde Entwicklung“, heißt es dort. Danach ging der Umsatz – ohne Neckermann.de – gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf 1,24 Milliarden Euro zurück. Im dritten Quartal war es noch ein Minus von 7,1 Prozent.Vor allem der Spezialversand und das Auslandsgeschäft hätten zugelegt, einen Umsatzrückgang gebe es dagegen beim Universalversender Quelle. Zu Neckermann.de gibt der Konzern nur bekannt, dass der Versender im Geschäftsjahr 2006 „leicht über Plan“ gelegen habe.

„Besonders erfreulich“ sei die Entwicklung bei den Waren- und Sporthäusern verlaufen, heißt es weiter. Der Einzelhandelsumsatz stieg demnach um 4,4 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Der Aufwärtstrend unserer Warenhäuser setzt sich fort, unsere hohen Erwartungen wurden übertroffen“, kommentierte Vorstandschef Thomas Middelhoff. Wie hoch diese Erwartungen waren, hat der Einzelhändler bisher allerdings nicht veröffentlicht.

Bei der Reisetochter Thomas Cook kletterte der anteilige Umsatz um 0,7 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro. Karstadt hält 50 Prozent an Thomas Cook und will der Deutschen Lufthansa auch die andere Hälfte abkaufen.

Insgesamt belief sich der Konzernumsatz im vierten Quartal auf 4,2 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Bei den Anlegern überwog gestern dennoch die Skepsis. Der Kurs der Karstadt-Quelle-Aktie gab frühe Gewinne wieder ab und verlor bis zum Börsenschluss gegen den Markttrend 3,68 Prozent auf 21,20 Euro. Das Papier zählte zu den Schlusslichtern im M-Dax der mittelgroßen Werte. Analysten begründeten das damit, dass sie bessere Zahlen erwartet hatten. Aber auch Gewinnmitnahmen nach vorangegangenen Kursgewinnen hätten eine Rolle gespielt.

Maren Peters

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