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Wirtschaft: Karstadt will seine Schulden loswerden

Konzern prüft Verkauf oder Börsengang des Immobilienvermögens / 2006 soll das Unternehmen wieder expandieren

Berlin - Der Handelskonzern Karstadt- Quelle will den Verkauf seiner Immobilien vorantreiben und sich damit bereits im kommenden Jahr von seinen Schulden befreien. „Mit der Trennung von den Immobilien wäre eine vollständige Entschuldung des Konzerns in 2006 verbunden“, sagte Konzernchef Thomas Middelhoff am Donnerstag in Düsseldorf. Bereits zum Jahresende soll der Schuldenstand stärker als bisher angekündigt auf unter 2,8 Milliarden Euro sinken. Die Optionen seien der Verkauf oder auch die Abtrennung des Immobilienvermögens mit anschließendem Börsengang, sagte Middelhoff. Ein Konzernsprecher erläuterte, dass es darum gehe, den Schuldenstand erheblich zu reduzieren. Kurzfristige Verbindlichkeiten werde der Konzern nach wie vor haben. Der Vorstandschef kündigte an, den Konzern wieder auf Expansionskurs zu bringen: „Es geht nicht mehr um Rettung und Sanierung, sondern um profitables Wachstum.“

An der Börse wurden die Pläne mit hohen Kursgewinnen aufgenommen. Die im M-Dax notierte Aktie legte am Donnerstag um fast 14 Prozent zu.

Vor einem Jahr geriet der Handelskonzern in die schwerste Krise seiner Geschichte. Seither befindet sich Karstadt- Quelle in einem umfangreichen Sanierungs- und Restrukturierungsprozess. Für 2006 gehe der Konzern von einem Konzernumsatz zwischen 17 Milliarden und 18 Milliarden Euro aus, sagte Middelhoff. Hierin eingeschlossen ist erstmalig die anteilige Konsolidierung der 50-Prozent-Beteiligung an dem mit der Lufthansa gehaltenen Touristikkonzern Thomas Cook. Middelhoff bekräftigte, dass 2005 mit rund zwölf Milliarden Euro Umsatz zu rechnen sei.

Zum Weihnachtsgeschäft äußerte er sich optimistisch. Die verbliebenen 90 Warenhäuser und 32 Sporthäuser des Konzerns hätten an den ersten sieben Öffnungstagen im Dezember einen um 13 Prozent höheren Umsatz als vor einem Jahr erzielt. Besonders erfolgreich seien die neuen oder modernisierten Häuser in Potsdam, Wiesbaden, das Alsterhaus in Hamburg sowie das KaDeWe in Berlin.

Bei dem bereits erfolgten Verkauf von 40 Logistikimmobilien an Investorengruppen habe der Konzern schon mehr als 400 Millionen Euro eingenommen, sagte Middelhoff. Anschließend seien die Immobilien teilweise wieder zurückgemietet worden. 36 Immobilien – etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf – übernimmt die britische Slough Estates International.

In Berlin kaufte der britische Projektentwickler und Investor drei Objekte. Dabei handele es sich zum einen um ein Logistikzentrum in Neukölln, das acht Karstadt- Häuser beliefert, darunter das KaDeWe, sagte Slough-Estates-Deutschlandgeschäftsführer Udo Titz dem Tagesspiegel. Zum anderen gehe es um zwei Grundstücke in Tegel und Tempelhof, sagte er. „Wir wollen diese beiden Grundstücke mit Logistikzentren bebauen und vermieten.“ Auf den Grundstücken sollen laut Titz neue Gebäude für Transport- und Logistikunternehmen mit einer Gesamtfläche von 18 000 Quadratmetern entstehen. Titz rechnet in der Folge mit 200 neuen Arbeitsplätzen an den Standorten. Nach Informationen des Tagesspiegels hat der britische Investor für die drei Berliner Objekte rund 25 Millionen Euro gezahlt. Bisher war Slough Estates in Berlin nicht tätig.

Trotz des geplanten Schuldenabbaus will Karstadt-Quelle eine Anleihe in Höhe von 300 Millionen Euro mit einer Laufzeit von 48 Monaten begeben. Damit solle kurzfristig ein Sicherheitspolster geschaffen werden. Für die Sanierung und Entschuldung brauche der Konzern keine weitere Kapitalerhöhung, fügte Middelhoff hinzu.

So positiv wie Middelhoff sehen Aktionärsvertreter die Entwicklung nicht. „Karstadt geht es nach wie vor schlecht“, sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dem Tagesspiegel. Problematisch seien die nach wie vor große Abhängigkeit vom schwachen Inlandsgeschäft und der hohe Schuldenberg. „Der Konzern ist ein paar Schritte weg vom Abgrund – aber er ist noch in Sichtweite“, sagte Kurz. Zum Immobilienverkauf sagte er, Karstadt-Quelle habe wenig Alternativen, sich auf andere Weise Geld zu besorgen. Insgesamt sei Karstadt-Quelle auf gutem Weg, „aber es ist nicht sicher, dass die Rettung des Konzerns gelingt“, sagte Kurz.

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