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© dpa

Quelle-Pleite: Kataloge auf Halde

Der insolvente Versandhändler Quelle hat weiterhin kein eigenes Geld, um den neuen Katalog zu Ende drucken zu lassen. Frühestens Ende dieser Woche kann das Unternehmen auf den 50 Millionen Euro umfassenden Staatskredit zugreifen, der bereits bewilligt wurde.

München/Düsseldorf - Der insolvente Versandhändler Quelle hat weiterhin kein eigenes Geld, um seine ausstehenden Rechnungen zu bezahlen und den neuen Katalog zu Ende drucken zu lassen. Frühestens Ende dieser Woche kann das Unternehmen auf den 50 Millionen Euro umfassenden Staatskredit zugreifen, den die Bundesregierung sowie die Länder Bayern und Sachsen in der vergangenen Woche bewilligt hatten. Das sagte Thomas Schulz, der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, dem Tagesspiegel.

Am Montag besprach Görg in einer Telefonkonferenz mit den Gläubigerbanken noch einige Details des staatlichen Massekredits, der in einem mehr als 700-seitigen Vertragswerk geregelt ist. Dabei sei jedoch nicht neu verhandelt worden, erklärte Schulz. „Das war eher die Schlussredaktion.“ Am Dienstag sollen die Vorstände der Banken, darunter die Commerzbank und die Bayern LB, den Vertrag unterschreiben. Um welche Details es am Montag ging, wurde nicht bekannt.

Weiter verzögert sich die Auszahlung durch die Essener Valovis Bank, die nicht zu den Gläubigern der Quelle-Mutter Arcandor gehört, aber über die das Versandhaus sein laufendes Geschäft finanziert. Da die Bank an den Gesprächen am Montag nicht beteiligt war, müsse auch Valovis den dann unterschriebenen Vertrag noch einmal prüfen, sagte ein Sprecher der Bank. Das könne sich noch ein paar Tage hinziehen.

Für Quelle ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Das Unternehmen braucht dringend Geld, um den Katalog mit der neuen Herbst- und Winterkollektion drucken zu lassen. Die Auslieferung hat sich bereits um etwa zwei Wochen verzögert. In der vergangenen Woche hatten die Druckereien die Maschinen angehalten. Sie sollen erst dann wieder starten, wenn Geld geflossen sei, hieß es. Damit bleibt es wohl die gesamte Woche beim Produktionsstopp, denn aufgrund der Arbeitsteilung zwischen den drei beteiligten Druckereien stehen die Maschinen bereits still, wenn eines der Unternehmen nicht mehr weiter in Vorleistung tritt.

Die Hauptdruckerei Prinovis, ein Gemeinschaftsunternehmen der Medienkonzerne Bertelsmann und Axel Springer, würde scheinbar weiterarbeiten. Die Druckereien Schlott und Print Forum haben aber Eigentumsvorbehalte auf von ihnen hergestellten Bögen geltend gemacht, weshalb auch Prinovis an den Auslieferstopp gebunden sei, sagte ein Sprecher. Bereits seit Mittwoch wird der Katalog nicht mehr gedruckt. Ende vergangener Woche schrieb Insolvenzverwalter Görg in einer Email an die Lieferanten, dass die „Verzögerungen die Überlebensfähigkeit der Quelle“ beeinflussen. Doch sein Appell verhallte offenbar ungehört.

Parallel zu dem staatlichen Massekredit wird im Hintergrund um einen weiteren Kredit über 300 Millionen Euro für die Valovis-Bank gerungen. Dies gilt ebenfalls als Voraussetzung dafür, dass die seit vier Wochen insolvente Quelle ihre Geschäfte wieder aufnehmen und ihre Rechnungen begleichen kann. Doch auch wenn das gelingt, muss der inklusive Schwesterfirmen hierzulande rund 10 000 Menschen beschäftigende Traditionskonzern mit drastischen Einschnitten und Stellenverlusten rechnen. Das kündigte die Insolvenzverwaltung am Wochenende an. Noch im Juli sollen die Eckpunkte eines Sanierungsplans klar sein.

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