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Containerverladung im Hafen. Die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten aus dem Ausland lässt nach.

© dpa

Einkaufsmanagerindex: Katerstimmung in der deutschen Industrie

Die Produktion sinkt, neue Aufträge sind kaum in Sicht. Der Industrie ist zum Jahreswechsel nicht zum Feiern zumute. Doch wenigstens auf der Kostenseite gibt es Hoffnung.

Die deutsche Industrie geht mit negativen Vorzeichen ins neue Jahr. Die Auftragseingänge gingen im Dezember ebenso zurück wie das Produktionsvolumen. Das geht aus dem aktuellen Einkaufsmanagerindex hervor, für den das Institut Markit monatlich rund 500 Industrieunternehmen befragt. Das wichtige Konjunkturbarometer fiel zu November um 0,8 auf 46,0 Punkte. Damit blieb es deutlich unter der Marke von 50 Zählern, die ein Wachstum signalisiert. Diese Grenze wurde allerdings seit März 2012 nicht mehr erreicht.

In der Tendenz hat sich die seither anhaltende Abwärtsbewegung zwar im vierten Quartal 2012 verlangsamt. „Schwierigkeiten bereitet den Unternehmen jedoch der erneut verringerte Eingang an Neu- und Folgeaufträgen“, schreiben die Fachleute. Die Neuaufträge fielen bereits den 18. Monat in Folge. „Besonders schwach war die Nachfrage aus dem Ausland.“ Die Unternehmen versuchen zwar dies auszugleichen, indem sie bestehende Aufträge abarbeiten und gleichzeitig Preise senken. Trotzdem mussten sie den neunten Monat in Folge ihre Produktion drosseln. Der deutschen Industrie falle es zunehmend schwer, den Ausstoß auch nur annähernd auf dem Niveau der Erholung nach der Wirtschaftskrise 2008/09 zu halten. „Wenngleich die Hersteller bemüht sind, an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen, so scheint sich die Lage in diesem Winter doch weiter zugespitzt zu haben“, sagte Markit- Ökonom Tim Moore.

Die angespannte Lage schlägt sich auch in der Personalpolitik der Unternehmen nieder. Trotz eines – angesichts der Euro-Schuldenkrise – insgesamt robusten deutschen Arbeitsmarktes strich die Industrie den dritten Monat in Folge Jobs. Allerdings fiel der Stellenabbau moderat aus. Entlastet wurden die Firmen auf der Kostenseite. Zum ersten Mal seit August mussten sie weniger für Rohstoffe und Zwischenprodukte zahlen. „Dies sollte den Druck auf die Gewinnmargen zu Jahresbeginn vermindern und damit für ein wenig Entlastung bei den Industriebetrieben sorgen“, hieß es.

Nach einem eher ruhigen Jahr 2012 an den meisten Rohstoffmärkten rechnen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten für 2013 aber mit mehr Bewegung bei den Preisen. Das gelte zumindest für Industriemetalle wie Kupfer und Aluminium, aber auch Öl. Denn die Experten gehen davon aus, dass in China die Konjunktur kräftig anziehen und die Nachfrage ankurbeln wird.

Im europäischen Vergleich steht die deutsche Industrie zum Jahreswechsel weiterhin gut da. Der Industriesektor der Euro-Zone habe auch im Dezember tief in der Rezession gesteckt, sagte Markit- Chefvolkswirt Chris Williamson. Die Produktion über alle 17 Staaten der Währungsunion dürfte im vierten Quartal um etwa ein Prozent geschrumpft sein, schätzen die Ökonomen. „Folglich könne sich auch der Rückgang der Wirtschaftsleistung beschleunigt haben – wahrscheinlich sogar erheblich.“

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