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Kaufhof-Interessent René Benko: „Das Warenhaus hat Zukunft“

Bei Kaufhof handele es sich um "ein grundsolides, gut aufgestelltes Unternehmen": Interessent René Benko spricht im Tagesspiegel-Interview über seine Pläne und die Vorzüge des Unternehmens.

Herr Benko, haben Sie es bei Kaufhof nur auf die Immobilien abgesehen?

Das ist absoluter Schwachsinn. Ohne das operative Geschäft macht der Kauf von Kaufhof für uns keinen Sinn. Karstadt ist in der umgekehrten Lage – es hat nur das operative Geschäft und keine einzige Immobilie – und wird es deshalb extrem schwer haben.

Was haben sie mit Kaufhof vor, was wollen sie investieren, wenn sie den Zuschlag bekommen?

Um die Profitabilität von Kaufhof zu stärken und es noch krisensicherer zu machen, wollen wir expandieren und die bestehenden Standorte modernisieren. Dafür wollen wir – zusätzlich zu dem, was Kaufhof ohnehin Jahr für Jahr investiert – in den nächsten zwei bis drei Jahren rund 800 Millionen Euro in die deutschen Standorte stecken. Die Höhe unseres Kaufangebots dürfen wir nicht verraten.

800 Millionen Euro will René Benko in den nächsten Jahren in die Kaufhof-Warenhäuser investieren – wenn er den Zuschlag bekommt. Zu den Perlen des Konzerns gehört die Filiale am Alexanderplatz.
800 Millionen Euro will René Benko in den nächsten Jahren in die Kaufhof-Warenhäuser investieren – wenn er den Zuschlag bekommt. Zu den Perlen des Konzerns gehört die Filiale am Alexanderplatz.

© K.-U. Heinrich

Sie haben nun mehrere Wochen Zeit gehabt, die Kaufhof-Zahlen unter die Lupe zu nehmen. Mit welchem Gefühl gehen Sie aus dem Datenraum?

Nicht nur mein Gefühl, sondern meine Erkenntnis sagt mir, dass es sich bei Kaufhof um ein grundsolides, gut aufgestelltes Unternehmen handelt, mit einem perfekten Management. Kaufhof kann auch dauerhaft eigenständig in die Zukunft geführt werden. Auch die Immobilien sind durchweg in einem sehr guten Zustand, besonders im Vergleich zu den Karstadt- Immobilien. Die kennen wir ja, weil wir die ein oder andere Karstadtfiliale gekauft haben oder gerade kaufen.

Viele Experten sagen, dass sich das Modell Warenhaus überholt hat.

Für mich ist das Warenhaus eine Handelsform, die absolut zukunftsfähig ist. Sonst würden wir nicht in diesem Maße investieren. Man muss eben immer wieder die Flächen und das Angebot modernisieren, damit es attraktiv bleibt.

Setzen Sie dabei eher auf die breite Masse oder auf die Luxus-Kundschaft?

Kaufhof steht für ganz Deutschland. Wir investieren deshalb in den Kaufhof, weil er extrem breit aufgestellt ist. Die breite Masse bringt auch die krisenstabilen Umsätze. Vielleicht können wir am ein oder anderen Standort das Profil schärfen. Wir haben aber nicht vor, Luxuskaufhäuser wie das Kadewe in Berlin zu schaffen. Die Kaufhof-Flagschiffe wie am Alexanderplatz in Berlin sind hoch profitabel.

Worauf beruhen denn ihre Erfahrungen mit Warenhauskonzepten?

Handelsimmobilien sind unser Investitionsschwerpunkt. Wenn man das Geschäft des Mieters nicht versteht, dann wird man nie ein erfolgreicher Investor sein. Für den Entscheidungsprozess bei Kaufhof haben wir uns Experten aus dem europäischen Warenhausgeschäft geholt.

Wer sind Ihre Partner im Konsortium?

Die Signa Prime AG hat ein großes Portfolio an Immobilien in Innenstadtlagen – in Österreich, aber auch in München und Hamburg. Beteiligt sind etwa Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und die Familie Schoeller sowie bald eine sehr vermögende österreichische Industriellenfamilie, die nicht genannt werden möchte. Hauptinvestor ist die Signa-Holding, die ich vor mehr als elf Jahren gegründet habe und die das größte private Immobilienunternehmen Österreichs ist. Sie gehört mehrheitlich mir und wird von mir geführt. An der Signa-Holding ist seit 2009 auch der griechische Reeder und Milliardär George Economou beteiligt.

Wie viel hält Ihre Gesellschaft an dem Konsortium?

Eine deutliche Mehrheit.

Kommt ihr Projekt in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage zur Unzeit?

Kaufhof hat gezeigt, dass es nach der Lehman-Pleite 2009 bei den Erträgen extrem stabil geblieben ist, weil es so gut und breit aufgestellt ist. Zudem hat Kaufhof Immobilien in besten, in unwiederbringlichen Lagen. Wir denken bei Kaufhof langfristig in die Zukunft. Es interessiert uns nicht, dass die nächsten ein, zwei Jahre schwierig werden können.

Gibt es Sanierungsbedarf?

Das Management hat in den letzten Jahren viele Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. Darum ist Kaufhof profitabel und wird es bleiben. Im Gegensatz zu Karstadt, denen es angeblich nicht ganz so gut geht.

Stellenabbau muss also nicht sein?

Nein, das ist überhaupt kein Thema für uns. Wir wollen wachsen, deshalb sind wir der ideale Eigentümer für Kaufhof. Wir können uns sogar vorstellen, den ein oder anderen weißen Fleck in Deutschland zu besetzen und schauen auch ins benachbarte Ausland. In Belgien ist Kaufhof schon erfolgreich positioniert.

Wo sind diese weißen Flecken?

Wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf die Gespräche mit Metro. Zunächst muss der Aufsichtsrat Mitte Dezember entscheiden, ob es ein für beide Seiten attraktives Modell für Kaufhof gibt.

Gibt es Bereiche, von denen man sich trennen müsste? Bei Karstadt gibt es ja immer wieder Gerüchte um die Abspaltung des Luxus- oder Sportsegmentes.

Nein. Wenn sich Karstadt von etwas trennt, dann nur, um schnell Geld aus dem Unternehmen rauszunehmen und Profit zu schlagen. Da bietet es sich an, das Luxusgeschäft zu verkaufen. Wir haben eine andere Strategie.

Ist langfristig der Börsengang ein Thema?

Aus heutiger Sicht nicht. Ich bin wahnsinnig gern Privatunternehmer.

Wären sie auch an Karstadt interessiert?

Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. Bei Karstadt kenne ich viel zu wenige Details.

Ist denn Platz für zwei Warenhauskonzerne in Deutschland?

Es war Platz für zwei in der Vergangenheit. Und Kaufhof als der stärkere von den beiden wird in jedem Fall profitabel in die Zukunft geführt werden können.

Einen gemeinsamen Weg mit Nicolas Berggruen haben Sie ausgeschlossen. Welche Erfahrungen haben sie mit ihm gemacht?

Ich kenne Berggruen, weil wir ja an mehreren Standorten sein Vermieter sind. Wir wollen uns alleine auf Kaufhof konzentrieren. Man kann flexibler entscheiden als mit einem Partner, der womöglich andere Interessen verfolgt. Und der vor allem versucht, von der ersten Stunde an alles zu optimieren und zulasten von Angestellten jeden Cent aus dem Unternehmen herauszuquetschen. Das ist nicht unser Zugang.

Was können Sie, was Metro nicht konnte?

Bei uns wäre Kaufhof nicht mehr nur Teil eines Konzerns, sondern wichtiges Kerngeschäft unserer Gruppe. Somit genießt das Unternehmen mehr Aufmerksamkeit. Metro konzentriert sich auf das Wachstum von Cash & Carry und Media-Saturn.

Wollen Sie alle Brücken zu Metro abbrechen, wenn Sie Kaufhof bekommen?

Es gibt Synergien, die man weiter nutzen kann, wie Einkaufsgemeinschaften. Aber Kaufhof funktioniert auch autark.

Wo wäre der Hauptsitz?

Wo er heute ist, in Köln. Wir wollen die Strukturen von Kaufhof nicht verändern.

Sie haben gesagt, dass sie nicht mit Berggruen um die Wette bieten wollen.

Wir wollen Kaufhof mit Sicherheit nicht um jeden Preis. Wir haben klare Preisvorstellungen. Wenn diese für Metro akzeptabel sind, sind wir bereit, auch kurzfristig zu investieren und zu unterschreiben. Wir haben einiges an Zeit und Geld in die Prüfung investiert, aber bei einem Wettbieten würden wir uns zurückziehen.

Haben Sie schon Kontakt zu den Arbeitnehmervertretern aufgenommen?

Wir haben uns erstmal auf die Prüfung konzentriert. Nächste Woche werden wir die Gespräche mit der Metro fortführen, dann schauen wir weiter. Wir sind für jedes Gespräch offen, das zu einer dauerhaften und sicheren Lösung für den Kaufhof beitragen kann.

Gestern wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft in Wien gegen Sie wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Was ist dran an den Vorwürfen?

Wir haben von den Ermittlungen aus den Medien erfahren. An dem Thema Geldwäsche ist bei unserer Firma nichts dran. Wir werden uns in den nächsten Tagen bemühen, das ganze transparent aufzuklären.

DER INVESTOR

Der Österreicher René Benko (34) interessierte sich schon früh fürs Immobiliengeschäft. Weil es ihn mehr fesselte als die Schule, brach er die Handelsakademie in Innsbruck ab. Statt Abitur zu machen, wurde er Assistent in einer Immobilienfirma, bis er sich Ende 1999 mit der heutigen Signa-Holding selbständig machte. Als Zwei-Mann-Betrieb gestartet, beschäftigt Signa heute 150 Mitarbeiter und ist das größte private Immobilienunternehmen Österreichs. Signa hat nach eigenen Angaben ein Investitionsvolumen von mehr als 4,5 Milliarden Euro und rund 100 Tochtergesellschaften. Zum Besitz gehört auch das Gebäude der Deutschen Börse in Frankfurt am Main. 2009 kaufte sich der griechische Milliardär George Economou bei Signa ein.

DER PRIVATMANN

Der Tiroler mag schnelle Autos: Früher fuhr Benko Ferrari, heute ist er auf eine S-Klasse umgestiegen. Außerdem hat er zwei Flugzeuge, mit denen er um die Welt jettet. Zu seinen Hobbys gehören Freeclimbing, Skifahren, Tourengehen und Radfahren. Benko ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.

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