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Kurzes Leben. Tierschützer protestieren seit langem gegen das massenhafte Töten männlicher Küken.

© dpa

Gegen Kükenschreddern: "Kein Mensch will Tiere am ersten Tag töten"

Jährlich kommen in Deutschland rund 45 Millionen Küken lebendig in einen Häcksler oder werden vergast. Das soll sich ändern. Geflügelzüchter loben die Initiative des Agrarministeriums gegen das Kükenschlachten.

Es dauert nur 15 bis 20 Sekunden, aber es kann die Qual von Millionen Küken beenden – ein neues Verfahren der Universität Leipzig, das schon im Ei die Geschlechterbestimmung von Küken ermöglicht. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) setzt auf die neue Methode, mit der das millionenfache Töten von männlichen Eintagsküken beendet werden soll. Noch im Mai soll an der Uni mit der Entwicklung für den praktischen Einsatz begonnen werden, sagte der CSU-Politiker am Montag bei einem Besuch vor Ort. „Mein Ziel ist, dass wir bis 2017 kein Kükenschreddern mehr haben werden.“

Bisher kommen in Deutschland jedes Jahr rund 45 Millionen Küken lebendig in einen Häcksler oder werden vergast. Zum Verhängnis wird ihnen ihr Geschlecht: Männliche Küken werden später keine Eier legen und sind für die Wirtschaft daher nicht interessant. Deshalb werden sie heute kurz nach der Geburt getötet.

Bis 2017 soll die neue Methode Praxis sein

Das Verfahren der Leipziger Wissenschaftler ermöglicht es, 72 Stunden nach dem Legen das Geschlecht des Embryos im Ei zu bestimmen. Nur die weiblichen Tiere könnten dann ausgebrütet werden. Eine neue gesetzliche Regelung, um die Legehennenproduzenten zu verpflichten, diese Methode einzusetzen, ist nach Angaben des Agrarministers nicht nötig. Sobald es ein Verfahren gebe, das das Töten der Küken überflüssig mache, greife das Tierschutzgesetz, sagte Schmidt.

Geplant sei, ab Mai mit der Entwicklung praxistauglicher Maschinen für die Großanwendung zu beginnen. Zeitgleich soll zum Jahresende mit der technischen Nutzung in Brütereien begonnen werden. Bis Ostern 2017 soll die neue Methode ohne Ausnahme eingesetzt werden. Dafür investierte das Ministerium bisher zwei Millionen Euro in das Forschungsprojekt. Mehreren Bundesländern geht das nicht schnell genug. So kündigte Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) an, über den Bundesrat schnellstmöglich das Kükentöten zu verbieten. Er warf Schmidt vor, sich hinter Absichtsbekundungen und Forschungsvorhaben zu verstecken. Auch sein niedersächsischer Amtskollege Christian Meyer (Grüne) kritisierte, mit reinen Forschungsaufträgen sei es bei diesem Thema nicht getan.

Lob für das Leipziger Projekt kommt dagegen von den Geflügelproduzenten. Es sei wichtig, dass die angewendete Methode für die Tiere schonend sei, erklärte der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft. Die Geschlechterbestimmung im Ei scheine am besten geeignet. Es könne ein großes ethisches Problem gelöst werden, sagte Rudolf Preisinger, Geschäftsführer eines führenden Geflügelzuchtunternehmens. „Kein Mensch will Tiere am ersten Tag töten.“ (mit dpa)

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