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Mit oder ohne Tierversuche? In der EU tritt demnächst ein entsprechendes Verbot in Kraft, während in China solche Versuche für die Zulassung von Kosmetika explizit verlangt werden.

© picture-alliance/ dpa

EU: Keine Tierversuche für Kosmetik

Ab März sind in der EU Tierversuche für Kosmetik verboten. Das könnte den Handel mit China oder den USA gefährden.

Die Proteste gegen Tierversuche für Kosmetika haben gewirkt: Seit 2004 schränkt die EU solche Versuche schrittweise ein, am 11. März tritt die letzte Stufe in Kraft. Danach ist der Verkauf von an Tieren erprobter Kosmetik in der EU verboten – auch wenn auf einem anderen Kontinent getestet wurde. Was die Tierschützer freut, könnte den freien Handel mit Kosmetika behindern.

„Das ist ein schöner Teilerfolg. Dafür haben wir 23 Jahre gekämpft“, sagt Silke Bitz, die Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche. „Als nächste Stufe brauchen wir ein weltweites Verbot, auch in China.“ Tatsächlich treibt die chinesische Politik auch die europäischen Hersteller um. Die Behörden in China schreiben für einige Kosmetikprodukte ausdrücklich Tierversuche vor. Im Einzelfall könnte das bedeuten, dass sich ein Hersteller entscheiden muss, ob ein Produkt für China oder die EU entwickelt wird – also entweder mit oder ohne Tierversuche. Insgesamt exportierten deutsche Kosmetikfirmen zuletzt Produkte für 5,6 Milliarden Euro im Jahr.

Ein ähnliches Problem erkennt der Auswärtige Dienst der EU im Handel mit den USA: „Wir empfehlen der (EU-)Kommission und der US-Regierung dringend Zusammenarbeit, um sicherzustellen, dass das EU-Verbot für Tierversuche so umgesetzt wird, dass Handelsbeschränkungen vermieden werden und weiterhin der Handel mit innovativen Kosmetikprodukten in der EU möglich ist.“ Im Klartext: Das Tierversuchsverbot für die EU könnte dazu führen, dass neue Kosmetika aus den USA nicht mehr eingeführt werden dürfen, weil ihre Grundstoffe dort an Tieren getestet wurden.

Auf Versuche verzichten die deutschen Hersteller seit 1989 mehr oder weniger freiwillig nach den Kampagnen der Tierschützer. Einige Jahre später gab es das Verbot im deutschen Tierschutzgesetz. Seitdem testen die Kosmetikfirmen allenfalls einzelne Grundstoffe – oder verlangen dies von ihren Zulieferern.

Der Nivea-Produzent Beiersdorf etwa verlässt sich allein auf Versuche, die seine Zulieferer teilweise nach der Chemikalienverordnung durchführen dürfen. L’Oréal verweist darauf, 80 Millionen Dollar in alternative Testmethoden investiert zu haben. 2011 eröffnete der Weltkonzern dafür ein neues Testzentrum. Dabei geht es etwa um Versuche an künstlicher Haut im Labor. 99 Prozent der Tierversuche rund um die Haut seien dadurch überflüssig geworden.

Der Schwarzkopf-Konzern Henkel hat dafür bereits 2006 seine Hautforscher in einem Zentrum in Düsseldorf konzentriert. Sie forschen etwa an Hautmodellen, an denen allergieauslösende Stoffe erkannt werden können. Dennoch geht bei Henkel die Sorge um, dass das Verbot der Tierversuche für Kosmetikausgangsstoffe den Export des Konzerns belasten könnte. Die Branche insgesamt will erreichen, dass China seine Vorgaben lockert. (HB)

Christoph Kapalschinski

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