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Kanzleramt unter Spannung: Nicht nur politische Debatten, auch meteorologische Donnerwetter passieren im Regierungsviertel.

© imago stock&people

Keller voll: Wie Sie sich gegen Sintfluten versichern

Regen, Unwetter, Überschwemmungen: Auch in Berlin sind in diesem Jahr viele Keller vollgelaufen. Das kann teuer werden.

Menschen, die am Rhein, an der Donau oder an der Oder wohnen, haben gelernt, mit Überschwemmungen zu leben. Berlinern sind solche Erfahrungen bisher meist erspart geblieben. Doch spätestens seit diesem Sommer beginnt sich das Bild zu wandeln. Immer häufiger müssen auch Hausbesitzer in Zehlendorf oder Moabit die Feuerwehr rufen, weil ihre Keller voll gelaufen sind. Schuld sind nicht die Spree, die Panke oder der Wannsee, sondern der Starkregen, der vom Himmel prasselt. Die Regenmassen überfordern die Kanalisation. Wasser drückt die Gullydeckel hoch und rauscht ins Souterrain. Das Problem: Die meisten Hausbesitzer sind gegen solche Unwetter nicht versichert.

WENN DIE FEUERWEHR KOMMT

Gut 2500 Mal ist die Berliner Feuerwehr in diesem Jahr bereits ausgerückt, um Wasserschäden zu beseitigen – verglichen mit den 2275 Einsätzen des Vorjahreszeitraums ein deutlicher Anstieg. Ruft ein Hausbesitzer die Feuerwehr, muss er für Männer und Gerät zahlen: 328,50 Euro berechnet die Feuerwehr für die erste Stunde. Sollten die Helfer länger brauchen oder Verstärkung anfordern, treibt das die Kosten weiter in die Höhe.

SCHÄDEN WERDEN UNTERSCHÄTZT

Die Rechnung der Feuerwehr ist jedoch noch bescheiden, gemessen an den Schäden, die das Wasser hinterlassen kann. Nasses Mauerwerk, aufgequollene Holzböden in der Kellerwohnung, kaputtes Mobiliar: „Der Schaden kann in die Zehntausende gehen“, warnt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. „Schlimmstenfalls ist das ganze Haus nicht mehr verkäuflich“. Fein raus sind diejenigen, die eine Hausratversicherung aus DDR-Zeiten haben, denn diese deckt auch Hochwasser- und Überschwemmungsschäden ab. Doch eine solche Police besitzt nur eine Minderheit.

Die meisten Hausbesitzer haben eine Wohngebäudeversicherung, die das Haus und die mit ihm fest verbundenen Teile – Mauern, Wände, Dach, Böden, Fenster – gegen Feuer schützt. Und auch Hausratversicherungen, mit denen das Mobiliar – Möbel, Teppiche, Bilder – versichert ist, sind weit verbreitet. Aber: Beide Versicherungen zahlen nicht, wenn der Schaden auf Hochwasser, Starkregen, Erdrutsch, Schneedruck oder Erdbeben zurückzuführen ist. Für solche Risiken braucht man einen Zusatz für Elementarschäden. Den hat aber kaum jemand. „70 Prozent der Gebäude sind nicht gegen Elementarschäden versichert“, berichtet Christian Lübke vom Versicherungsverband GDV. Dabei hält sich der Aufwand in Grenzen. Schutz gegen Elementarschäden bekommt man oft schon für wenige Euro, wie die Beispielrechnung zeigt, die das Internetvergleichsportal Toptarif.de für den Tagesspiegel berechnet hat. Was der Zusatz genau kostet, wird aber stets individuell berechnet. Dabei spielen die Größe der Immobilie und ihre Lage eine entscheidende Rolle.

WIE DIE VERSICHERER RECHNEN

Da der Schutz vor Starkregen in derselben Police enthalten ist wie die Regulierung von Hochwasserschäden, hängt die Höhe der Versicherungsprämie vor allem davon ab, wie stark hochwassergefährdet das Gebäude ist. Um das Überschwemmungsrisiko einzuschätzen, hat die Versicherungswirtschaft ein vierstufiges Zonensystem namens Zürs (Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen) eingerichtet. Jede Adresse in Deutschland wird in eine der vier Zonen/Klassen eingeordnet. Wer in den Zonen eins oder zwei wohnt (in unserer Karte die weißen und hellblauen Flächen), bekommt den Elementarschutz ohne Probleme. In Zone drei wird bereits genauer geprüft, wer in Zone vier wohnt, muss mit einer Abfuhr oder zumindest mit schwierigen Verhandlungen rechnen. „98,5 Prozent der Gebäude sind versicherbar“, betont GDV-Sprecher Lübke. „Wir würden auch mit den restlichen 1,5 Prozent sprechen“, berichtet Rolf Neumann, Sprecher der Berliner Versicherung Feuersozietät. Allerdings drohen hohe Prämien und Selbstbehalte.

Doch der Druck, sich zu versichern, steigt. Die Landesregierungen in Sachsen und Bayern haben bereits zu verstehen gegeben, dass sie Hochwasseropfern, die auf eine private Absicherung verzichtet haben, nicht mehr unter die Arme greifen wollen. Auch Brandenburg sieht das ähnlich: „Das Land hilft nicht“, warnt Wolfgang Brandt aus dem Innenministerium in Potsdam. Seit der großen Oderflut im Jahr 1997 sei kein Euro mehr geflossen.

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