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Wirtschaft: Kino für den Kopf

Sie gelten als kleines Wirtschaftswunder des Buchhandels: Hörbücher. Denn entgegen dem Trend bei klassischen Büchern verzeichnen sie schon seit Jahren zweistellige Zuwachsraten.

Sie gelten als kleines Wirtschaftswunder des Buchhandels: Hörbücher. Denn entgegen dem Trend bei klassischen Büchern verzeichnen sie schon seit Jahren zweistellige Zuwachsraten. Ein Ende ist für Heike Völker-Sieber, Sprecherin des Münchner Hörverlags, noch lange nicht in Sicht. „Das Publikum wächst kontinuierlich. Was früher als Nischenprodukt galt, ist heute bei großen Gruppen angesagt.“ Ihren Angaben zufolge machte die Branche allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres ein Umsatzplus von 18,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und das wichtige Weihnachtsgeschäft steht noch bevor. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2006 konnten die Hörbücher laut Media Control GfK International ein Plus von 17,4 Prozent erzielen. Ihr Anteil am Buchmarkt wird auf mehr als vier Prozent beziffert.

Auf Dauer rechnet man in der Branche aber mit einem Abflachen. „Es könnte eine Sättigung des Marktes geben“, vermutet Claudia Paul, Sprecherin beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels. „Die Umsatzsteigerungen fallen dann moderater aus.“ Doch Völker-Sieber ist da anderer Ansicht: „Im Januar haben wir wieder einen Knüller, wenn der neue Harry Potter als Hörbuch erscheint. Dann wird das gute Geschäft fortgesetzt.“ Wie im klassischen Buchhandel zählen die Hörbücher des Zauberlehrlings als Kassenschlager. Mehr als drei Millionen Mal verkauften sich alle sechs bisher lieferbaren Ausgaben. Das sei aber eine Ausnahme, sagt Völker-Sieber. „Wenn ein Titel fünfstellige Verkaufszahlen erreicht, ist das schon richtig gut.“ Am liebsten gehört werde Belletristik (30 Prozent). Kinder- und Jugendbücher, Lern-CDs, Sachbücher und Lyrik folgen. Völker-Sieber rechnet damit, dass Hörbuchproduzenten in Zukunft immer mutiger werden. „Es gibt Titel, die keine literarische Grundlage mehr haben“, sagt sie. Auch vor opulenten historischen Hörspielen werde nicht mehr zurückgeschreckt. Dafür werde sogar Filmmusik komponiert, wie man sie aus großen Produktionen kenne. „Das ist dann wie Kino für den Kopf.“

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