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Wirtschaft: Kinowelt hofft auf Rettung in letzter Minute

Die vor der Pleite stehende Kinowelt Medien AG hofft nach der Rückgabe eines millionenschweren Filmpakets an das Hollywood-Studio Warner auf Rettung in letzter Minute. Der Filmrechtehändler hatte am Dienstagabend mitgeteilt, ein 1999 für 300 Millionen Dollar erworbenes Filmpaket zurückgegeben und die Zusammenarbeit mit Warner beendet zu haben.

Die vor der Pleite stehende Kinowelt Medien AG hofft nach der Rückgabe eines millionenschweren Filmpakets an das Hollywood-Studio Warner auf Rettung in letzter Minute. Der Filmrechtehändler hatte am Dienstagabend mitgeteilt, ein 1999 für 300 Millionen Dollar erworbenes Filmpaket zurückgegeben und die Zusammenarbeit mit Warner beendet zu haben. "Wir verabschieden uns von unseren Wachstumsplänen", sagte Kinowelt-Sprecher Jörg Lang am Mittwoch. "Aber die Rückgabe war notwendig, um unseren Liquiditätsbedarf zu reduzieren."

Kinowelt entsteht durch die Ausbuchung der Filmrechte aus der Bilanz ein außerordentlicher Aufwand von 130 Millionen Euro. Die Vermarktungserlöse aus dem Warner-Paket bezifferte Lang auf gut 60 Millionen Euro. Berücksichtige man die bereits an Warner geleisteten Zahlungen - Zahlen nannte Lang nicht - belaufe sich der buchhalterische Verlust aus dem Warner Deal auf 150 Millionen Euro. "Gebracht hat uns das Warner-Paket also nichts", so der Sprecher.

"Nun hängt alles an ABN", fügte er hinzu. Die niederländische Bank ABN Amro hatte am Montag einen Kredit an Kinowelt über gut 100 Millionen Mark zum 28. November fällig gestellt. "Heute abend wird klar sein, dass wir dieses Geld nicht haben", sagte Lang am Mittwoch. Nach dem geltenden Insolvenzrecht hat Kinowelt jetzt 21 Tage Zeit, um seine Insolvenz abzuwenden. Nachdem bereits die Hypo-Vereinsbank eine Übernahme des ABN-Kredits abgelehnt habe, sei inzwischen auch denkbar, dass "andere Banken", mit denen Kinowelt noch nicht verbunden sei, einspringen könnten, so Lang. Aus dem Kreis der zusammen 24 Gläubigerbanken habe Kinowelt "deutliche Signale" zur Verlängerung von Kreditlinien und einer Bereitschaft zu Forderungsverzichten in ungenannter Höhe erhalten.

Insgesamt hatte Kinowelt die eigenen Bankschulden zuletzt auf 800 Millionen Mark beziffert, davon 600 Millionen Mark auf kurzfristiger Basis. Wenn die Warner-Verträge nicht aufgelöst worden wären, hätten auch daraus resultierende Zahlungsverpflichtungen das Aus bedeutet, bestätigte der Kinowelt-Sprecher. Das jetzt abgetretene Paket umfasse ein Drittel des gesamten Kinowelt-Filmstocks. Trotz dieses Aderlasses könne das Unternehmen aber künftig bestehen. Denn sowohl für die Sparte Multiplexkinos als auch den Bereich Inflight-Entertainment, mit dem weltweit Fluggesellschaften mit Programm für ihre Bordkinos versorgt werden, lägen unterschriftsreife Verträge vor.

Sanierungschancen unsicher

Analysten bewerteten die Erfolgsaussichten der Restrukturierung pessimistischer. "Die Verkaufspreise werden Kinowelt von den Banken diktiert", so ein Experte. Zudem leide Atlas Air, bei der die Inflight-Geschäfte gebündelt sind, unter den Folgen der rückläufigen Interkontinental-Flüge nach den Terroranschlägen. Der Verkauf der Kino-Kette sei indes einfacher: "Für eine symbolische Mark wird sich ein Interessent für die Multiplexe finden", meinte der Analyst.

Kinowelt verteidigt seinen Schrumpfkur: Zwar sei die Rückgabe der Warner-Rechte "der letzte große Restrukturierungsschritt, den wir noch selbstständig machen konnten", so Jörg lang. Lenke ABN Amro jedoch in den kommenden Tagen noch ein, würden die Verkäufe von Unternehmensteilen wirksam und Kinowelt ein Unternehmen mit 90 bis 120 Mitarbeitern, 250 Millionen Mark Umsatz und 20 bis 40 Millionen Mark Gewinn. An diesem Freitag legt Kinowelt seinen Neunmonatsbericht vor.

tmh, mot

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