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Wirtschaft: Kirch- Gruppe: Kirch kann nicht auf staatliche Hilfe hoffen

Die angeschlagene Kirch-Gruppe kann sich keine Hoffnung auf staatliche Unterstützung machen. Sowohl Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) als auch die bayerische Staatsregierung machten am Mittwoch deutlich, dass sie sich nicht in die Rettung des Münchener Medienkonzerns einmischen wollen.

Die angeschlagene Kirch-Gruppe kann sich keine Hoffnung auf staatliche Unterstützung machen. Sowohl Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) als auch die bayerische Staatsregierung machten am Mittwoch deutlich, dass sie sich nicht in die Rettung des Münchener Medienkonzerns einmischen wollen. Unterdessen scheint auch die Dresdner Bank Kirch ein Angebot für dessen 40-Prozent-Beteiligung am Axel-Springer-Konzern gemacht zu haben. Die Hypo-Vereinsbank will das Paket für 1,1 Milliarden Euro kaufen.

Die Dresdner Bank plane eine Offerte für den 40-prozentigen Anteil an Europas größtem Pressekonzern, berichteten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Financial Times Deutschland" am Mittwoch. Eine Entscheidung der Kirch-Gruppe über den Verkauf des Springer-Anteils solle in den nächsten Tagen fallen. Die Deutsche Bank lud dem Vernehmen nach für Mittwoch zu einem Investoren-Treffen ein, bei dem über die Zukunft von Kirch gesprochen werden sollte. Gerüchte, wonach auch die Deutsche Bank selbst nun am Springer-Anteil interessiert sei, wurden von der Bank zurückgewiesen. Leo Kirch soll für Donnerstag zu einem Gläubigertreffen eingeladen haben. Kirch ist mit insgesamt sechs Milliarden Euro verschuldet und muss in den nächsten Monaten mehrere Großkredite zurückzahlen.

Spekulationen, wonach die Bundesregierung aktiv an einer Sanierung der Kirch-Gruppe beteiligt sein soll, wurden am Mittwoch von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) entkräftet. Schröder favorisiert aber eine deutsche Lösung bei der Neuordnung der hochverschuldeten Kirch-Gruppe. Wenn es dazu komme, sei dies "um so besser", sagte er am Rande seiner Lateinamerikareise. Man müsse darauf achten, dass keine Lösung blockiert werde, die Arbeitsplätze in Deutschland halte. Nach Meinung des Kanzlers dürfen aber ausländische Kapitalgeber von einem Engagement in Deutschland nicht abgehalten werden. Grundsätzlich seien auch australische und amerikanische Investoren - im Gespräch ist der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch - in Deutschland gerne gesehen.

Schröder betonte, er selbst sei bei den Verhandlungen zur Rettung der Kirch-Gruppe "kein Akteur". Die Lösung müsse allein von den Investoren kommen. Wenn er aber um Rat gefragt werde, spreche er "mit jedem". Weder "bestätigen noch dementieren" wollte der Kanzler, dass er sich kürzlich mit führenden Medien- und Bankvertretern in Hannover getroffen habe, um die Zukunft der Kirch-Gruppe zu diskutieren.

Das Bundesland Bayern will dem Medienunternehmen mit "Rat" zur Seite stehen, wenn es seine Probleme nicht alleine in den Griff bekommt. Dazu müsste es aber einen Hilferuf von Kirch an die Landesregierung geben, sagte der Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Erwin Huber (CSU), in Passau. Kirch habe bislang noch nicht um Hilfe gebeten, sagte Huber.

"Wir glauben, dass Kirch seine Probleme alleine lösen kann", sagte Huber auf einer CSU-Veranstaltung. Die Möglichkeiten staatlicher Hilfe seien begrenzt. "Wir betreiben keine interventionistische Politik." Bayern habe aber großen Respekt vor der unternehmerischen Leistung des Firmengründers Leo Kirch, der im Freistaat 10 000 Arbeitsplätze geschaffen habe. Die halbstaatliche Bayerische Landesbank ist mit Forderungen von 1,9 Milliarden Euro Hauptgläubiger von Kirch. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) äußerte sich am Mittwoch kritisch zum Engagement der BayernLB. Eigentlich vergebe die Landesbank laut Statut nur Kredite an Mittelständler. "Ob Kirch ein mittelständisches Unternehmen ist, weiß ich noch nicht so recht", sagte Schily.

Der Staatskanzleichef äußerte sich ablehnend zu einem möglichen Einstieg des australischen Medienunternehmers Rupert Murdoch bei Kirch. "Wir haben genügend eigene Kräfte, um Fernsehen und Medien zu betreiben", sagte er. Murdoch kann die Kirch-Gruppe in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, weil er ab Oktober eine Option hat, sich aus seinem Engagement beim defizitären Kirch-Bezahlsender Premiere zurückzuziehen - gegen die Zahlung von rund 1,6 Milliarden Euro. Am Mittwoch bekräftigte Murdoch in Sydney, er werde seine Beziehungen zur Kirch-Gruppe definitiv abbrechen. "Wir sind an einem Tausch der Zahlungsverpflichtung für Anteile nicht interessiert."

Murdoch hat sich wiederholt recht deutlich gegen eine Fortsetzung seines Engagements bei Kirch ausgesprochen. Das könnte nach Ansicht von Experten aber auch Verhandlungstaktik sein, um sein Engagement im deutschen Bezahlfernsehen zu möglichst günstigen Bedingungen auszubauen.

Die am Neuen Markt notierte Agentur für Kommunikation, Hunzinger AG, bestätigte unterdessen, dass sie mit Kirch über die Übernahme der Nachrichtenagentur ddp mit derzeit 400 Mitarbeitern verhandelt. Kirch hatte ddp vor rund drei Jahren übernommen und der TV-Familie Pro Sieben Sat 1 angegliedert.

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