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Klage gegen Apple: Amazon kann Preis für E-Books senken

US-Käufer profitieren von Klage der US-Regierung.

New York/Düsseldorf - Die Kunden dürfen sich freuen: Elektronische Bücher werden billiger. Nach der Klage der US-Regierung gegen Apple und fünf führende Buchverlage hat der Onlinehändler Amazon angekündigt, die Preise für E-Books wieder senken zu wollen. Branchenkenner gehen davon aus, dass Bestseller bald wieder zum Kampfpreis von 9,99 Dollar angeboten werden. Die US-Wettbewerbshüter werfen Apple massive Preisabsprachen mit der Buchbranche vor und zogen deshalb vor Gericht.

Auch in Europa könnten die Preise fallen. Die EU-Kommission hat – parallel zum Justizministerium in den USA – eine Untersuchung eingeleitet, die prüfen soll, ob es zu Preisabsprachen gekommen ist. Mehrere Verlage seien bereit, sich mit der EU zu einigen, hieß es in Brüssel.

Amazon geht als großer Gewinner aus der US-Klage hervor. Der Internethändler, der neben Büchern und E-Books auch das elektronische Lesegerät „Kindle“ verkauft, wird künftig wieder einen größeren Spielraum bei der Preisgestaltung seiner E-Books haben und kann damit die Konkurrenz zu traditionellen Buchhandelsketten wieder anheizen. „Wir erwarten, dass Amazon die Konkurrenz bei den Preisen unterbieten wird, um Marktanteile zu gewinnen“, schreibt Michael Souers, Analyst bei Standard & Poor’s Capital IQ, in einem aktuellen Bericht. Die Auswirkungen der Billigangebote von Amazon könnten für den stationären Buchhandel brutal sein. „In den USA steigt Amazon wegen der fehlenden Buchpreisbindung zum Totengräber des traditionellen Buchhandels auf“, sagt Branchenexperte Holger Ehling. Der frühere Vize-Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse kennt den US-Markt gut. Vor allem die größte US-Buchhandelskette Barnes and Noble wird die jüngste Entwicklung zu spüren bekommen. Das ohnehin schon angeschlagene Unternehmen „wird gezwungen sein, die Preise für E-Books ebenfalls zu senken, was wahrscheinlich zu schlechteren Margen führen wird“, so Analyst Souers.

Die US-Regierung hatte am Mittwoch eine zivilrechtliche Klage gegen Hachette, Harper Collins, Simon & Schuster, Penguin und Macmillan eingereicht. Wenig später haben drei der Verlagshäuser einer außergerichtlichen Einigung zugestimmt. Apple, Penguin und Macmillan waren dazu nicht bereit und wiesen die Vorwürfe zurück.

Der Markt für E-Books ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Der Umsatz ist von 78 Millionen Dollar im Jahr 2008 auf 1,7 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr gestiegen, wie aus Daten der Fordham University hervorgeht.

Die Auswirkungen des Preiskampfes in den USA auf den deutschen Buchmarkt sind aber noch gering. „Das Preisdumping-Modell von Amazon kann in Deutschland wegen einer völlig anderen Gesetzeslage nicht funktionieren“, sagt Preisbindungstreuhänder Russ. Im Gegensatz zu den USA unterliegen in Deutschland auch elektronische Bücher der Buchpreisbindung. Das heißt, die Verlage legen den Endverkaufspreis fest. Auch Internethändler wie Amazon können daran nicht rütteln. (HB)

A. Dörner, H.-P. Siebenhaar

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