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Mirja Dittrich ist selbstständige Grafikdesignerin in Berlin.

© Doris Spiekermann-Klaas

Kleiderknigge: Das richtige Outfit

Was lässt sich an der Kleidung ablesen, mit der wir täglich zur Arbeit gehen? Das erklärt die Stilberaterin Ulrike Mayer.

„Karriere beginnt im Kleiderschrank“, „Dressed for Success“, „Knigge, Kleider, Karriere“ – meterweise findet sich in den Buchhandlungen Literatur, die sich mit dem Outfit als einem wichtigen „weichen Faktor“ für beruflichen Erfolg beschäftigt.

Nicht nur, wenn man sich zum ersten Mal persönlich vorstellt bei einem möglichen Arbeitgeber gilt es, gewisse, im Laufe der Zeit in einem Unternehmen oder in einer Branche entstandene Regeln zu beachten. Klar, wer in einer Bank oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft arbeitet, setzt sich nicht in zerrissenen Jeans an den Schreibtisch. Ein Techniker dagegen darf ruhig ohne Krawatte zur Arbeit kommen.

Es gibt jedoch feinere äußere Merkmale, die man als Berufsein- oder Berufsaufsteiger und überhaupt als Berufstätiger kennen sollte. Was ist in meinem Job angebracht? Was passt zu mir? In welcher Kleidung wirke ich authentisch? Und in welchem Outfit fühle ich mich wohl?

Wir haben drei Berliner fotografiert, die in unterschiedlichen Branchen arbeiten, und sie gebeten, sich so anzuziehen, wie sie häufig morgens ins Büro gehen.

Das Ergebnis hat sich Stilberaterin Ulrike Mayer aus Besigheim bei Stuttgart angesehen – und uns ihre Meinung zum jeweiligen Outfit gesagt. Passt das Äußere zum Typ? Ist der Kleidungsstil für eine Karriere in dieser Branche eher förderlich oder hinderlich? Was kann „sie“ oder „er“ am Outfit verbessern?

Mayers Tipps sind speziell auf die drei Protagonisten ausgerichtet – und doch so allgemein, dass auch Betrachter von außen sich von ihrem Rat inspirieren lassen können.

Mirja Dittrich (41)

Mirja Dittrich (41) ist seit 2008 als selbstständige Grafikdesignerin von Berlin-Mitte aus für kleine und mittelständische Unternehmen tätig. Sie ist häufig bei ihren Kunden im Büro: „Da möchte ich authentisch wirken – auch mit meinem Äußeren“, sagt sie. Als Kreative mag sie nicht so förmlich auftreten, „ein Hosenanzug muss nicht sein, aber in Turnschuhen gehe ich nicht zum Kunden“. Meistens trägt sie „Jeans und ein schönes Oberteil“. Außerdem legt Mirja Dittrich viel Wert auf Einzelstücke, die ins Auge fallen.
Stilberaterin Ulrike Mayer deutet ihr Erscheinungsbild so: „Mirja Dittrich positioniert sich mit diesem Outfit klar als Individualistin. Das kann bei einem bekannten Kundenkreis gut ankommen, bei Neukunden aber kann es etwas zu inszeniert und insgesamt etwas zu sportlich wirken. Neben ihrem sportlichen Stil bringt Mirja Dittrich von ihrem persönlichen Typus her einen hohen Anteil an Struktur, das heißt, klassischem Stil mit. Diese klassische Stilrichtung wird repräsentiert durch Geradlinigkeit in den Schnitten, Feinheit und Hochwertigkeit der Stoffe und Materialien sowie Schlichtheit in der gesamten Wirkung. Zu ihrer Brille: Sie könnte etwas kantiger und eckiger sein.
Ein Tipp für die Grafikdesignerin: Es empfiehlt sich, maximal ein oder zwei markante Teile miteinander zu kombinieren und die übrige Garderobe schlicht zu halten. Ein Grundsatz sollte beachtet werden: Weniger ist mehr. Die wenigen besonderen Teile können ihre Wirkung so perfekt entfalten. Beispiel: Die wunderschönen Stiefel sind ein Highlight und Hingucker – und werden sicher ihre nächsten Karriereschritte mitgehen.“

Danguole Mikelionyte ist 29 und arbeitet als Controllerin bei BillPay.
Danguole Mikelionyte ist 29 und arbeitet als Controllerin bei BillPay.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Danguole Mikelionyte (29)

Danguole Mikelionyte (29) arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Controllerin bei BillPay, einem Online-Payment-Anbieter in der Zinnowitzer Straße in Berlin-Mitte. Die gebürtige Litauerin überprüft Kalkulationen und Rechnungen, erstellt Finanzanalysen und Reportings für interne und externe Adressaten. Ihr Karriereplan: Über den Senior Controller will sie Leiter Controlling werden. Sie legt viel Wert auf ihr Äußeres, mag es elegant: „Aber entscheidend für meine Kleiderwahl sind auch Laune und Wetter.“ Stilberaterin Ulrike Mayer findet: „Danguole Mikelionythe hat mit diesem Outfit einen sehr stimmigen Stil für sich gefunden. Ihr Äußeres signalisiert: elegant, feminin, geradlinig – aber nicht spießig oder konservativ. Die Längen von Jackett und Kleid sind optimal gewählt, nicht zu lang und nicht zu kurz, perfekt für eine karrierefördernde Außenwirkung. Die nonverbale Botschaft lautet: Ich bin selbstbewusst, kann mich in Szene setzten und beherrsche den schmalen Grat zwischen zu viel und zu wenig. Für die Aussicht auf Teamleitung ein sehr gelungener Ansatz, denn die Farbakzente schaffen Nähe und wirken locker, nicht streng. Ihr Outfit bringt ihr als Rollenträgerin absolute Aufmerksamkeit. Dass sie bei ihrem Outfit im Grunde nur am Rädchen „Farbe“ gedreht hat, ist ein Pluspunkt. Doch: Ihre Person tritt hinter der Kleidung etwas in den Hintergrund, denn von Natur aus bringt Danguole Mikelionythe die starke Kontrastfähigkeit bezüglich der gewählten Farben nicht mit. Im besten Fall müssten diese eine andere Intensität haben und ihrem persönlichen Farbtyp mehr entsprechen. Da die Farben insgesamt zu kräftig für ihren Typ sind, reduziert sich der Präsenzfaktor der Person. Das Hauptaugenmerk des Betrachters liegt auf der Kleidung. Ein Tipp noch zur Brille: Ein eckigeres Modell wäre ein schöner Ausgleich zu den runden Augenbrauen.“

Zakaria Jaiathe (23)

Zakaria Jaiathe (23) ist Software-Entwickler. Er arbeitet seit einem Jahr beim Softwarekonzern SAP in Berlin im „Workface Builder Team“. Vorher war der gebürtige Marokkaner in der SAP-Konzernzentrale in Walldorf beschäftigt. Sein berufliches Ziel: Er möchte auch künftig „interessante Jobs machen und am liebsten weltweit arbeiten“.

Zakaria Jaiathe arbeitet als Software-Entwickler für SAP in Berlin.
Zakaria Jaiathe arbeitet als Software-Entwickler für SAP in Berlin.

© Doris Spiekermann-Klaas/TSP

Zu seinem Outfit im Berufsalltag sagt er: „Ich mag es gerne ordentlich und gepflegt.“ Er trägt gerne Farben, „aber nicht mehr als drei verschiedene“. Stilberaterin Ulrike Mayer meint zu seinem Kleidungsstil: „Für das berufliche Umfeld „Software“ trägt Zakaria Jaiathe ein modisches und lässiges Outfit. Er kombiniert nicht mehr als drei Farben, und erfüllt damit einen wichtigen Grundsatz der Stilkunde. Zudem sind die Farben auch perfekt, seinem Typ entsprechend gewählt. Er braucht starke Kontraste und kühltonige, intensive Farben, um einen hohen Präsenzfaktor auszustrahlen. Das hat er super umgesetzt. Allerdings kombiniert er kalte und warme Farben (Schuhe) miteinander, das stört die Gesamtharmonie etwas. Und Achtung: Diese Farbwahl hat insgesamt nichts mit Kompetenzfarben in der geschäftlichen Garderobe zu tun, sondern repräsentiert den Freizeitsektor. Auch die Wahl der Stoffe und die Musterungen seiner Kleidung sind zwar stilvoll, aber sehr casual.

Da Zakaria Jaiathe sich in Zukunft für interessante Software-Jobs weltweit interessiert, und weniger dafür, in erster Linie auf der Karriereleiter nach oben zu steigen, liegt er mit diesem Stil in seiner Branche auf gutem Kurs. Für einen Karriereschritt in eine andere Branche könnte dieses Outfit unter Umständen zu lässig sein.

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