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Wirtschaft: Kleine Päckchen packen

Jeder Dritte will weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben – der Handel hofft, beim Umsatz das Vorjahrsniveau zu erreichen

Berlin - Dem deutschen Einzelhandel droht zum vierten Mal in Folge ein schrumpfendes Geschäft vor Weihnachten. Nach einer am Freitag abgeschlossenen Online-Umfrage unter 1000 Verbrauchern, die das Handelsblatt bei der Aachener Marktforschungsfirma Dialego in Auftrag gegeben hat, will jeder Dritte in diesem Jahr seine Ausgaben für Geschenke kürzen. Nur jeder Zehnte plant dagegen, mehr auszugeben. Es scheint, als hätten sich die deutschen Verbraucher die Worte Papst Benedikts XVI. zu Herzen genommen. Der warnte vor einer „Verschmutzung“ des Weihnachtsfestes durch zu viel Konsum und Kommerz.

Die Hoffnungen der Händler jedenfalls, in diesem Jahr noch einen erfolgreichen Endspurt hinlegen zu können, dürften sich nicht erfüllen. Auch wenn der dritte Adventssamstag nach ersten Meldungen aus dem Handel einer der umsatzstärksten Tage des Jahres war, hält sich die Euphorie in Grenzen. „Es wäre schon ein Erfolg, wenn wir das Niveau des Vorjahres erreichen “, heißt es beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Laut HDE sanken die Einzelhandelsumsätze der Monate November und Dezember seit 2001 kontinuierlich um 4,4 Milliarden Euro auf zuletzt 68,1 Milliarden Euro. Auch der Kaufhausverband BAG, in dem Handelshäuser wie Karstadt und C & A organisiert sind, ist alles andere als euphorisch. „93 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen erwarten vor Weihnachten keinen wesentlichen Umschwung mehr“, sagt Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels.

Allerdings läuft das Weihnachtsgeschäft bei den einzelnen Händlern sehr unterschiedlich. „Die Schwankungsbreite der von uns betreuten Firmen liegt zwischen minus zwölf und plus 20 Prozent“, sagt Ulrich Eggert, Geschäftsführer der Kölner Unternehmensberatung BBE. Europas größter Spielwarenhändler Vedes etwa ist immer noch „leicht unter Vorjahr“, wie eine Sprecherin sagte. KarstadtQuelle dagegen verzeichnete in seinen Warenhäusern in der ersten Dezemberwoche ein Plus von 13 Prozent.

Die Stimmung der Verbraucher aber ist trübe. Laut Dialego-Umfrage geben 41 Prozent der Deutschen an, ihr Nettoeinkommen sei gesunken. Nur 16 Prozent haben nach eigener Auskunft mehr in der Tasche als im Vorjahr. Nach dem frei verfügbaren Einkommen im nächsten Jahr befragt, sieht die Verteilung kaum anders aus. Aufgrund der neuen Koalitionsvereinbarungen wollen 39 Prozent ihre Konsumausgaben 2006 drosseln, 16 Prozent werden nach eigener Aussage mehr Kapital für die private Altersvorsorge zurücklegen – Geld, das in den Kassen des Einzelhandels fehlt.

Dennoch, das Weihnachtsgeschäft 2006 dürfte den Händlern ein Umsatzplus bescheren. Denn wegen der für 2007 geplanten Mehrwertsteuererhöhung denken viele Konsumenten an vorgezogene Anschaffungen. 24 Prozent beabsichtigen vorzeitige Möbelkäufe, 39 Prozent wollen sich vor der Steuererhöhung noch einen neuen Fernseher oder Computer anschaffen. csc/dho (HB)

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