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Wirtschaft: Kleine Titel oft vergessen

Anleger verbinden deutsche Aktien oft mit den dreißig größten Werten im Deutschen Aktienindex (Dax) und den explosiven Titeln des Neuen Marktes. Die siebzig mittelgroßen Aktien aus der M-Dax-Reihe sowie die hundert kleineren S-Dax-Werte führen ein Mauerblümchendasein.

Anleger verbinden deutsche Aktien oft mit den dreißig größten Werten im Deutschen Aktienindex (Dax) und den explosiven Titeln des Neuen Marktes. Die siebzig mittelgroßen Aktien aus der M-Dax-Reihe sowie die hundert kleineren S-Dax-Werte führen ein Mauerblümchendasein. Während der Neue-Markt-Index im ersten Halbjahr gut 40 Prozent und der Dax immerhin mehr als zwölf Prozent kletterte, "waren M- und S-Dax bis vor einem Monat tot", sagt Heidrun Heutzenröder von der Fondsgesellschaft Adig.An diesen Nebenwerten habe keiner Interesse, monieren Analysten. Private und professionelle Anleger locke das schnelle Geld am Neuen Markt. Die Profis achteten außerdem auf Liquidität und bevorzugten die Dax-30-Blue-Chips mit hoher Marktkapitalisierung. Es kämen zu viele Neuemissionen über den Neuen Markt ins Licht, beschwert sich ein Analyst. Die Schattengewächse M-Dax und S-Dax gerieten noch mehr ins Dunkel. Weil aber nicht alles Neue am Markt auch solide sei, schließe sich ein Teufelskreis, der letztlich sogar der deutschen Volkswirtschaft schaden könne.Ungeachtet dessen scheint die beginnende Erholung der Wirtschaft in Deutschland den Nebenwerten gut zu tun. Seit Anfang Juni zumindest haben M-Dax und S-Dax mit Anstiegen von sieben Prozent beziehungsweise 6,5 Prozent den Dax übertrumpft, der kaum kletterte. Vor allem der M-Dax mit Gewicht auf konjunkturabhängigen Bau-, Maschinenbau- und Konsumtiteln könnte anziehen. Fondsmanager berichten über zunehmende Nachfrage auch nach kleineren Aktienwerten. Weil aber viele Aktientitel der beiden Indizes nahe ihren Tiefständen kleben, sollten Anleger mit der Lupe nach Qualitätsware suchen.Für ein echtes Schnäppchen hält Sonja Strauß von der Bank Julius Bär den M-Dax-Titel Heidelberger Druck. Der Druckmaschinenhersteller entwickele sich gut, der Markt habe es nicht wahrgenommen. "Das ist typisch für die Jahre zwischen den Druckmessen. Das kommende Jahr sei ein Messejahr - dann wird sich das ändern", ist Strauß überzeugt Wella habe sich wegen seines hohen Exportanteils von 80 Prozent von der Konsumschwäche in Deutschland abkoppeln können, sagt Josef Schopf von der Fondsgesellschaft DIT. Der international gut positionierte Körperpflege- und Kosmetikkonzern wolle zudem in Südamerika produzieren. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18,1 auf Basis erwarteter Gewinne im kommenden Jahr halten Analysten die Titel von Wella für preiswert.Die Papiere von Porsche sind für Strauß ein Renner, zumal der Autoanbieter über die Kooperation mit VW seine neue Produktlinie für einen Geländewagen quasi kostenlos entwickeln könne. M-Dax-Kandidat Software AG wird von Warbug Dillon empfohlen. Das zweitgrößte deutsche Softwarehaus habe gute Chancen mit Internetkonzepten für Geschäftsprozesse zwischen Firmen. Von der anziehenden Konjunktur profitiere auch Kampa-Haus aus dem S-Dax, meint Strauß. Die Aktie ist mit einem KGV von 9,8 billig.

ANKE REZMER (HB)

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