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Wirtschaft: Klingelnde Weihnacht überall

Wer in diesem Jahr noch ein Handy unter den Weihnachtsbaum legen will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch beim Fest im vergangenen Jahr. Die deutschen Mobilfunkanbieter sind standhaft geblieben.

Wer in diesem Jahr noch ein Handy unter den Weihnachtsbaum legen will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch beim Fest im vergangenen Jahr. Die deutschen Mobilfunkanbieter sind standhaft geblieben. Im Frühjahr haben sie auf der Computermesse Cebit gemeinsam den Rückzug angetreten und Schluss gemacht mit den hohen Subventionen für Handys mit vorausbezahltem Guthaben (Prepaid). Und selbst im traditionell starken Weihnachtsgeschäft machen die Mobilfunkanbieter keine Ausnahme.

Das Jahr 2000 war das Boomjahr der Branche. Mit aggressivem Marketing haben die Mobilfunkbetreiber T-Mobil, D2-Vodafone, E-Plus und Viag Interkom versucht, ihre Anteile am rasch wachsenden Markt zu vergrößern. Mobiltelefone, die mehrere 100 Mark kosteten, wurden zum Teil für eine Mark abgegeben. Die Kundengewinnungs-Strategie war erfolgreich. Ende 2000 gab es in Deutschland 48 Millionen Mobilfunkkunden - doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Allerdings: "Es kamen zeitweise bis zu 80 Prozent der Neu-Kunden aus dem Prepaid-Bereich", sagt Mathias Plica, Mobilfunkmarktforscher und Geschäftsführer von Xonio, einer Verbraucherberatung im Internet. Daher kam das schnelle Wachstum die Unternehmen teuer zu stehen. Mit den hohen Handy-Subventionen haben die Betreiber Verluste eingefahren. Denn die teuer eingekauften Prepaid-Kunden bringen viel zu wenig Umsatz. Viele Kunden betrachteten die Handys, für die sie ja fast nichts bezahlt hatten, sogar als Wegwerfprodukt.

Das Jahr 2000 stand in der Branche unter dem Motto: Kunden gewinnen. Doch mittlerweile ist da nicht mehr viel zu gewinnen. Langsam nähert sich der Markt der Sättigungsgrenze. Plica erwartet, dass 2001 insgesamt nur noch acht Millionen neue Kunden hinzukommen werden. Das macht per Jahresende etwa 56 Millionen Teilnehmer und eine Durchdringung in der Bevölkerung von fast 70 Prozent. Carsten Schmidt, Analyst des Marktforschungsunternehmens Forrester Research, ist etwas optimistischer und erwartet zehn Millionen neue Mobilfunkkunden in Deutschland bis zum Ende diesen Jahres. Gleichzeitig geht er davon aus, dass etwa 20 Millionen bereits bestehende Kunden sich ein neues Handy kaufen. "Ich erwarte dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr etwas unterhalb des typischen Volumens von 40 Prozent des Gesamtmarktes liegen wird", sagt der Analyst. Das bedeute, das von den insgesamt 30 Millionen neuen Handys, die in diesem Jahr über den Ladentisch gehen, etwa 10 Millionen im Weihnachtsgeschäft verkauft werden.

Auch Plica erwartet noch eine leichte Belebung des Geschäfts zum Jahresende: "Nach einem wirklich schlechten Sommer geht es noch einmal bergauf. Das wird aber keine Rückkehr zu den guten alten Zeiten. Ich erwarte keinen Ansturm auf die Geschäfte", sagt Plica.

Im Jahr 2001 geht es der Branche vor allem darum, die Profitabilität zu steigern, also den Umsatz pro Kunde zu erhöhen. Kunden, die einen Vertrag abschließen, profitieren weiterhin von subventionierten Mobiltelefonen. Denn sie bringen den Betreibern höhere Umsätze. "Hier rechnen sich die Subventionen", sagt Plica. Für Prepaid-Kunden packen die Anbieter in diesem Jahr andere Weihnachtspakete. Es gibt Freiminuten, Spiele und andere Dienste, dafür kosten die Pakete mindestens 150 Mark. Die Mobilfunkanbieter versuchen dabei einen Umerziehungsprozess zu starten. "Bis der neue Mobilfunkstandard UMTS kommt, sollen die Kunden gelernt haben, dass es Handys nicht zum Nulltarif gibt", sagt ein Viag-Interkom-Sprecher.

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